Make Magazin 5/2017
S. 50
Was uns inspiriert

Billund Table

Bild: Andreas Baumgart

Mit dem Lego-Elektronikbaukasten Mindstorms lassen sich nicht nur Roboter bauen. Auch künstlerische Konstruktionen sind möglich, wie dieser Sand-Kunst-Tisch von Andreas Baumgart zeigt.

Unter einer runden Glasplatte steckt eine ausgefeilte Konstruktion. In einer x-förmigen Halterung sind zwei Motoren befestigt, die einen darüber befindlichen Dreharm antreiben. Für die Kontrolle der Kugel im Sandbett nutzt der Informatiker einen Magneten. Er sitzt auf einem Schlitten auf dem Dreharm. Ein dritter Motor schiebt den Schlitten über Zahnräder von der Mitte bis zum Rand der Platte und zurück. Die Glasplatte schützt ein kleiner Filzgleiter, wie er sonst unter Stühlen klemmt.

Der fertige Tisch sollte möglichst geräuschlos arbeiten. Neben der Berechnung der Rotations- und Linearbewegungen und der magnetischen Kräfte musste Baumgart dazu vor allem mit dem Sand und seinem Widerstand experimentieren. Neben der Größe und Oberfläche der Sandkörner ist auch ihre Menge entscheidend. Bei zu viel Sand bleibt die Kugel einfach liegen. Am besten eignet sich überraschenderweise pulverisiertes Gummi arabicum. Neben seinen guten Laufeigenschaften bei fast völliger Geräuschlosigkeit zeigt das gelbe Gummi auch hübsche Lichteffekte. hch

Messer

Bild: Wilhelm Völp

Eine Bohrung saß bei dieser Platine in der falschen Schicht – für das Bestücken und den Einsatz im Großrechner war die teure Ware damit nicht mehr zu gebrauchen. Statt im Müll landete sie in der Werkstatt von Wilhelm Völp. Der Hesse erarbeitet dort verschiedene Unikate: er schmiedet Messer und fertigt Griffe sowie Gürtel. Zwei Schichten der drei Millimeter dünnen Platine verband er, um daraus Griffschalen herzustellen. Sie zieren nun ein Outdoor-Messer aus D2-Stahl. Andere Einzelstücke sind etwa Messer aus einem Schraubenschlüssel und einem Rollgabelschlüssel.

Ist keine Platine zur Hand, nutzt er für die Griffe sowohl Naturmaterialien als auch Kunststoffe. So werden aus edlen Hölzern, Mammutelfenbein oder Kamelknochen genauso Griffe wie aus dem Glasfasergewebe G10, dem Faser-Kunststoff Micarta oder dem speziell entwickelten Kirinite aus Acryl. Wer sich am Schmieden selbst versuchen möchte, kann bei Völp auch einen zweitägigen Kurs buchen. hch

Pures Gold aus Abfall

Was tun mit den Müllbergen der Welt? Eine Hamburger Ausstellung stellt die Re- und Upcycling-Ansätze von ökologisch und ethisch nachhaltig agierenden Designerinnen und Designern aus aller Welt vor. Organisiert vom Institut für Auslandsbeziehungen gibt es insgesamt 76 Exponate zu sehen.

Hocker aus Waschtrommeln. Das Lochraster passt gut für Stickarbeiten.

Beim Upcycling wird aus einem minderwertigen Material ein höherwertiges geschaffen. Designer nutzen hierzu gern Materialien, denen eine Patina anhaftet, die dem neuen Objekt den Anschein von Alter und gelebter Nutzung überträgt. Holz ist ein dankbares Material dafür. Alte Bodendielen, Schranktüren oder Kisten werden aufbereitet und können leicht bearbeitet werden. Kunststoffe zu neuen Formen umzuarbeiten ist aufwändiger und setzt oft Maschinen voraus. Die zunehmende Verbreitung von 3D-Druckern könnte auch bei der Wiederverwendung von Plastik neue Wege ermöglichen, sodass eines Tages vielleicht jeder zu Hause seine Joghurtbecher direkt zu Haushaltsgegenständen umformen kann.

Die Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe ist der Auftakt einer zehnjährigen Tournee an 20 Standorten weltweit. In Hamburg ist sie noch bis zum 21. Januar 2018 zu sehen und zieht dann weiter nach Bangkok. —fls