Make Magazin 3/2018
S. 134
Bücher

Mach was mit 3D-Druck!

Entwickle, drucke und baue deine DIY-Objekte

In diesem Buch stecken nicht weniger als 25 Projekte, die man mit Hilfe eines 3D-Druckers nachbauen kann. Sie steigern sich von der simplen USB-Stick-Hülle bis zur elektronischen Geige und einem Uhrenbeweger fürs Aufziehen von mechanischen Automatik-Armbanduhren. Auch wenn auf dem Weg dahin manches Ding wie die Hamburgerpresse oder die Fruchtfliegenfalle skurril anmutet, hat das Charme – denn wer erst mal einen 3D-Drucker hat, setzt erfahrungsgemäß solche Gelegenheitsprojekte gerne mit Hilfe seiner Maschine um, auch wenn es anders ginge. Dabei erliegt der Autor nicht der Versuchung, wirklich alles mit der kleinen Zauberkiste machen zu wollen, sondern er ergänzt seine Konstruktionen sinnvoll mit Schrauben, Aluminiumprofilen und ähnlichen Zukaufteilen und baut zum Teil auch Elektronik ein.

Die Bauanleitungen für die Projekte füllen gut drei Viertel des Buches. Sie beschreiben genau, welche Teile man braucht, wie man eigens dafür den Drucker konfiguriert und wie man alles zusammenbaut. Das ist alles prima, aber wer andere Projekte vorhat, muss eine Menge Transfer leisten, um bei diesem Buch auf seine Kosten zu kommen. So erklärt der Autor die Einstellungen durchweg anhand der kostenpflichtigen Slicer-Software Simplify3D, die nicht jeder hat. Seine eingestreuten Exkurse in die CAD-Welt setzen Grundkenntnisse in parametrischer Konstruktion voraus – zudem erfährt man leider nicht, mit welcher Software der Autor seine Beispiele konstruiert hat. Fortgeschrittene mit Abstraktionsvermögen können in diesem Buch viele Tipps und Anregungen für eigene Vorhaben finden; Anfänger haben vor allem etwas davon, wenn sie Projekte aus dem Buch direkt nachbauen wollen. pek

Maker-Projekte mit JavaScript

Mit Espruino und JavaScript aus Alltagsobjekten intelligente Maschinen bauen

Dieses empfehlenswerte Buch erschien im vergangenen Jahr auf Englisch unter dem Titel „Making Things Smart“ und wir haben es bereits in Make 5/17 rezensiert (im Volltext online über den Link unten zu lesen). Jetzt ist Williams’ Buch über den praktischen Einsatz des Javascript-Mikrocontrollers Espruino auch auf Deutsch erschienen. pek

Python für Kids

Programmieren lernen ohne Vorkenntnisse

Hans-Georg Schumann war Gesamtschullehrer für Informatik und Mathematik. Diese Erfahrung ist deutlich zu spüren, wenn der Autor seine Leser im Plauderton, aber stets didaktisch fundiert vom ersten Python-Einzeiler über kleine Programme mit GUI und Grafik bis hin zu zwei selbst geschriebenen Mini-Computerspielen führt. Mit diesem Buch kann der Einstieg ins Programmieren tatsächlich ohne Vorkenntnisse klappen, wie im Titel versprochen. Eine solide eigene Motivation sollte man aber mitbringen, denn das Buch schreitet zwar verständlich und oft spielerisch, doch zügig im Stoff voran, stellt schulmäßig Verständnisfragen und Übungsaufgaben und führt Konzepte wie Events und Exceptions ohne bildhafte Erklärungen in denkbar wenigen Sätzen ein. Zudem dürfte es mit seiner schwarz-weißen Seitengestaltung, die direkt aus den 90er Jahren zu stammen scheint, keine „Kids“ hinterm Ofen hervorlocken, die sich nur halbherzig für die Sache interessieren. Wer aber ab 12 Jahre alt ist, etwas Durchhaltevermögen und keine Angst vor Englisch hat, hat am Ende dieses Buches richtig was gelernt und kann erste eigene Python-Projekte angehen. pek

Hello Ruby

Programmier dir deine Welt

Das erste Kinderbuch der finnischen Programmiererin Linda Liukas wurde 2015 innerhalb von dreieinhalb Stunden über eine Kickstarter-Kampagne finanziert. 2017 folgte die deutsche Übersetzung. Gerichtet ist das Buch an Kinder ab dem Vorschulalter. Es besteht aus einer Geschichte und einem Praxisteil, in dem grundlegende Elemente des Programmierens erklärt werden. Anhand von Übungen können sich die Kinder das Wissen dann selbst aneignen.

Die Autorin will ihr Publikum zuerst mit der ausführlichen Vorstellung der Figuren und einer Geschichte an Computational Thinking heranführen. Hier wird also keine bestimmte Programmiersprache beigebracht, sondern die Denkweise, die jedem Code zugrunde liegt. Leider scheitert dieser Ansatz, weil die Geschichte lückenhaft und unlogisch ist. Trotzdem gelingt es, die Kinder mit ins Boot zu holen. Das liegt zum einen an der ansprechenden Gestaltung des Buchs und zum anderen daran, dass Kinder viel verzeihen, solange ihnen vorgelesen wird.

Der Praxisteil des Buches hingegen ist sehr gut – für ihn allein lohnt sich die Anschaffung. Hier zeigt sich, dass Liukas auch Gründerin der Rails Girls ist, einer internationalen Gruppe, die jungen Frauen die Grundlagen des Programmierens vermittelt. Mit den Aufgaben belegt die Autorin überzeugend, dass das logische Denken, auf dem das Programmieren beruht, etwas ist, das die meisten Kinder bereits beherrschen. Die Aufgabe, mit der „Wenn … dann“-Bedingungen erklärt werden, besteht beispielsweise darin, bestimmte Kleidung bestimmten Anlässen zuzuordnen. Mit dieser Nähe zum Alltag von Kindern senkt Liukas erfolgreich die Schwelle für den Einstieg in dieses Thema. esk

Generative Gestaltung – Creative Coding im Web

Entwerfen, Programmieren und Visualisieren mit JavaScript in p5.js

Vor neun Jahren hat dasselbe Autorenteam bereits ein Buch mit identischem Titel herausgebracht – allerdings wurde seinerzeit mit Processing generativ gestaltet, also Programmcode benutzt, um komplexe und überraschende Visualisierungen auf den Bildschirm zu zaubern, die man auf andere Weise nur schwer erzeugen kann. Zu Processing, der eigens für Quereinsteiger aus dem Design-Bereich entworfenen Programmierumgebung, hat sich mittlerweile ein JavaScript-Schwesterprojekt namens p5.js gesellt und genau damit arbeitet die aktuelle Version des Buchs zur generativen Gestaltung.

An eine kurze Einleitung mit inspirierenden Beispielen vom 3D-gedruckten Stuhl über Masken für die Sängerin Björk bis hin zur Nike-Werbung schließt sich eine gerade mal 13 Seiten kurze Syntaxübersicht an. Dann geht es mit konkreten Code-Beispielen wachsender Komplexität weiter, die fast den ganzen Rest des Buches füllen. Abtippen muss man dabei nichts, alle Beispiele gibt es frei zum Download auf der Webseite generative-gestaltung.de.

JavaScript muss man nicht können, um den Einstieg in die Programmierung mit diesem Buch zu schaffen – wer hingegen schon mal mit Processing gearbeitet hat, ist im Vorteil, denn die Syntax ist in vielen Fällen identisch. Die Code-Beispiele fangen einsteigerfreundlich einfach an, sind vom Fleck weg interaktiv, animieren zum Experimentieren und werden im auffällig schön gemachten Buch knapp, aber anschaulich erläutert. So macht Programmieren Spaß. Wer allerdings die per Code erzeugten Muster als Vektorgrafik exportieren will – etwa um sie auf dem Lasercutter zu schneiden, was sich bei einigen Beispielen anbietet –, muss auf jeden Fall externe Bibliotheken einbinden und den Code selbst daran anpassen. Das bekommt man zwar durchaus hin, aber es ist eine Aufgabe für Fortgeschrittene. pek