Make Sonderheft 2018
S. 56
Report
Aufmacherbild

Selbstversorger auf dem Weinberg

Komplett unabhängig von äußerer Energieversorgung leben und alles, was man benötigt, selbst produzieren – das ist Autarkie. Noch vor zwanzig Jahren war das ein Thema für eigenbrötlerische Aussteiger und jugendliche Idealisten, die auf jegliche Bequemlichkeit verzichten konnten. Durch Tiny Houses und ähnliche Lösungen hat sich in den letzten Jahren hier aber einiges bewegt. Wir haben zwei Nächte in einem autarken Wohnwagen verbracht.

Morgens um acht Uhr öffne ich die Tür des kleinen Wohnwagens, um frische Luft hereinzulassen und zu sehen, ob ich trotz Regen auf der Terrasse Kaffee trinken kann. Mein kleiner Sohn sprintet sofort auf die Treppe und blickt um die Tür und ruft: „Hallo?“ Keiner antwortet ihm und das wird auch in den nächsten Stunden so bleiben, während er auf der Wiese um den Wagen herum und auf dem Weinberg dahinter nach anderen Menschen sucht. Als Kleinkind aus der Großstadt ist er von der Tatsache, dass wir hier oben ganz allein sind, sehr überrascht.

Der Wohnwagen oder Wohnwagon wie die Hersteller von der gleichnamigen Firma ihn nennen, bietet 15 m2 Wohnfläche, die Küche, Bad, Schlaf- und Wohnzimmer beinhalten. Er hört auf den Namen Karl, neben ihm kann man sich noch in der Fanni, Luisa oder Frieda einmieten, um Autarkie auszuprobieren. Alle Wohnwagons haben eine ähnliche Grundausstattung: Solarzellen auf dem Dach, ebenfalls dort eine Bepflanzung mit Sumpfpflanzen zwecks Reinigung des Brauchwassers, eine Trenn-Toilette, ein Holzofen im Wohnraum und eine intelligente Steuerung, die zeigt, wie viel Energie noch im Speicher ist.