Make Magazin 3/2019
S. 46
Was uns inspiriert
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Bild: Seth Gould

Coffer

Historische Geldschränke aus der Zeit zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert sind die Inspiration für den „Coffer“ von Schmied und Künstler Seth Gould. Im Rahmen eines dreijährigen Künstlerprogramms hat er den Aufbau und die Mechaniken dieses Tresors konstruiert und umgesetzt. Die meisten Teile des Coffers sind aus altem Schmiedeeisen mit niedrigem Kohlenstoffgehalt recycelt. Der Werkstoff wird heute kaum noch produziert, da er in der Produktion vom deutlich leichter schmiedbaren Stahl abgelöst wurde. Auch Gould setzt Stahl ein, um etwa Federn herzustellen.

Bild: Seth Gould
Bild: Seth Gould

Obwohl er das Werkstück genau konstruiert hat, sei der Bau sehr dynamisch abgelaufen, so der Bastler. Wie in vorindustriellen Zeiten sei jedes Teil speziell an seinen Einsatzort angepasst worden. Beim Bau hat ihn außerdem ein Filmemacher begleitet und die Mini-Doku „Forged and Filed“ gedreht. Sie ist auf Goulds Webseite zu sehen und zeigt ihn beim Schmieden und Feilen verschiedener Teile von Schrauben bis hin zum ausgeklügelten Federmechanismus. Nicht fehlen dürfen natürlich der Zusammenbau im Schnelldurchlauf und das Öffnen der Kiste mittels einer komplexen Schlüsselfolge. hch

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Bilder: Anja Kollmuss / Thomas Hodel

Climate Sweater

Von Guerilla Knitting im öffentlichen Raum bis zu Pussy Hats als Demokleidung gibt es einige ungewöhnliche Strickprojekte. Mit ihrem Klimwandel-Pullover setzt auch die Klimaschutzberaterin Anja Kollmuss auf die Verbindung von Mathematik und Wolle und visualisiert damit die globale Erwärmung am eigenen Körper. Grundlage des Pullovers sind die durchschnittlichen globalen Temperaturen seit 1850, die ein Klimawissenschaftler als „Warming Stripes“ grafisch aufbereitet hat. Sein Streifenmuster zeigt die Klimakrise nicht nur besonders deutlich, sondern lässt sich in Maschen und unterschiedlich eingefärbte Garne umrechnen: jede Reihe steht im Pullover nun für ein Jahr.

Jede Reihe des Pullovers stellt die durchschnittliche Temperatur eines Jahres dar.

Die Differenz zwischen den Farben beträgt 0,1 Grad Celsius. In Blau und Grün sind die Temperaturen wiedergegeben, die unter der durchschnittlichen Temperatur der Jahre 1961 und 1990 liegen. Jahre, die wärmer als dieser Durchschnitt waren, sind in den roten Tönen gehalten. Der Unterschied zwischen dem kältesten und wärmsten Jahr beträgt dabei 1,4 Grad Celsius. Ausnahme sind die Arme, die nicht ganz bis zur Gegenwart reichen und dafür unten etwas länger sind. Zum Nachstricken empfiehlt Kollmus die Wolle LangMerino 120 und 3,75-mm-Stricknadeln. Der Rumpf besteht aus 216 Maschen (5 rechts, 3 links) und die Ärmel und der Hals aus 220 (3 links, 2 rechts). Wer dabei noch Hilfe benötigt, kann sich gern an Kollmuss wenden. hch

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Die drei Spielpaneele sind an der Wand aufgestellt. Bild: Danielle Chen

Subsim Submarine

Wenn Luftblasen aus dem U-Boot aufsteigen, sollte man sich gemeinhin Sorgen machen. Im Spiel Subsim Submarine zeigen sie dagegen an, ob das Spiel gewonnen oder verloren wurde. Vier Studierende der University of Pennsylvania haben das leicht kugelige Boot und die dazugehörigen Spielpaneele als Uni-Projekt entworfen und gebaut. Ein Ziel war dabei, Kooperation und Kommunikation zu fordern, um trotz zahlreicher Hindernisse gemeinsam drei Spielrunden unter Wasser zu überleben. Gespielt wird über die drei interaktiven Stationen. Kleine Monitore zeigen die nächsten nötigen Spielschritte – die aber nur an den anderen Stationen ausgeführt werden können. Die Spielenden müssen sich Anweisungen reihum zurufen.

Bild: Danielle Chen

Zu den Stationen gehören ein Radar zur Überwachung der Umgebung sowie eine Umweltanzeige, die Temperatur, CO2-Level und Druck im Boot wiedergibt. Die dritte Station sendet Signale bei Angriffen, wie etwa SOS, aber auch, wenn das U-Boot von Seegras umschlungen wird. Sind alle Runden erfolgreich überstanden, reagiert das Bootmodell mit fröhlichem Blubbern, Musik und einem Tänzchen. Wer zwischendurch abgesoffen ist, bekommt eine deutlich traurigere Version zu sehen. In den Paneelen werkeln drei Particle-Photon-Wifi-Mikrocontroller. Sie steuern Neopixel und Displays in den Statusanzeigen und das U-Boot. Darin wiederum stecken Motoren zum Drehen des Modells sowie ein Servo und eine Pumpe zum Verteilen der Seifenblasen. Dazu ist im Inneren des 3D-gedruckten Bootes ein Seifenfläschchen versteckt. hch