Make Magazin 5/2019
S. 48
Was uns inspiriert
Aufmacherbild

SuperZOOkelsti

Für mehr Sicherheit auf dem Schulweg hat sich eine dänische Kommune etwas Besonderes einfallen lassen. Einen Radweg in der Nähe der dänischen Hauptstadt Kopenhagen säumen Tierskulpturen, die beim Vorbeifahren aufleuchten und dabei individuelle Farbeffekte zeigen. Über die Strecke verteilt sind neun Skulpturen aufgestellt, die bis zu 2,2 Meter hoch sind. Zwischen wetterfestem Baustahl und transparentem Acryl sind LED-Streifen für die Farbeffekte eingebunden. Kontrolliert werden sie jeweils vom WLAN-Mikrocontroller Particle Photon. Die Radfahrenden werden über RFID erkannt.

Bilder: Jeppe Carlsen

An verschiedenen Orten sind kostenlose RFID-Tags erhältlich, die an den Fahrradhelm geklebt werden. Nach der Registrierung über eine Webseite können verschiedene Lichtspiele für die Skulpturen ausgewählt und auf dem Tag gespeichert werden. RFID-Reader lesen die Tags später beim Vorbeifahren aus. Ein Ziel des Projekts war, Kinder und Jugendliche zum Radfahren zu motivieren, damit sie seltener von ihren Eltern zur Schule gefahren werden. Gleichzeitig sollte die Sicherheit erhöht werden, da es im Winter in Dänemark schnell dunkel wird. Aus einem Workshop mit 70 Schülerinnen und Schülern entstand die Idee der beleuchteten Tiere. Der Name „SuperZOOkelsti“ ist dabei ein Wortspiel auf den dänischen Begriff für Fahrradweg: Cykelsti. hch

3D-Fuge

Eine Scheibe, ein Band, zwei Griffe – fertig ist die Minizentrifuge. Die handliche 3D-Fuge ist ein Projekt der Universität Georgia Tech, das mobile biologische Experimente und den Einsatz in Schulen möglich machen soll. In das runde Teil aus dem 3D-Drucker passen Reaktionsgefäße, die zum Aufreinigen und Trennen vieler biologischer Substanzen verwendet werden. Bis zu vier Proben mit jeweils bis zu zwei Millilitern Inhalt können gleichzeitig in dem handbetriebenen Gerät gedreht werden. Dabei wird das „Rad“ auf ein Band aufgefädelt und anschließend gedreht. Durch das verdrillte Band und über das Ziehen an den Griffen wird das Rad mit den Proben auf bis zu 6000 Umdrehungen pro Minute beschleunigt. Die Herstellungskosten pro Zentrifuge liegen unter einem US-Dollar. Da sie im Betrieb keinen Strom benötigt und einfach transportiert werden kann, ist die 3D-Fuge vielfältig einsetzbar.

Bilder: Rob Felt, Georgia Tech
In die vier Arme der 3D-Fuge passen Mikroreaktionsgefäße, in denen sich die Proben befinden.

An der Forschungsarbeit war auch eine Schulklasse beteiligt, die mehrere 3D-Fuges gleich im Unterricht getestet hat. Für einen Wettbewerb in synthetischer Biologie trennten die Schülerinnen und Schüler mit der Zentrifuge Bakterien und von den Bakterien produzierte bunte Proteine. Im peruanischen Regenwald wurde die 3D-Fuge ebenfalls bei der Erforschung unbekannter Pflanzen und Insekten getestet. Die Dateien zum Nachdruck stehen auf Github zum Download zur Verfügung. hch

Sleep Blanket

Von der Baby-App erst in Excel und dann auf die Stricknadel: Der Programmierer und Hobbyhandarbeiter Seung Lee hat den Schlafrhythmus seines Babys im ersten Lebensjahr aufgezeichnet und als Strickdecke visualisiert. Um das Strickmuster jederzeit dabeizuhaben, hat er sogar einen Webserver aufgesetzt. Die Decke ist 107 × 114cm groß, hat einen gehäkelten Rand und besteht aus circa 185.000 Maschen. Jede Reihe entspricht einem Tag und jede Masche sechs Minuten. Auf der Vorderseite steht Blau für Schlaf und Grau für wache Zeiten – auf der Rückseite ist es genau andersherum.

Maschenmarkierer helfen bei komplizierten Mustern, den Überblick zu behalten. Bilder: Seung Lee

Neben anderen Daten hatten die Eltern im ersten Lebensjahr die Schlafzeiten in die App BabyConnect eintragen. Aus der App lassen sich die Daten im Tabellenformat CSV exportieren. Mit einem eigens geschriebenen Skript rechnete Lee die Zeiten in die Sechs-Minuten-Intervalle um. Ebenfalls selbstgeschrieben ist sein browserbasiertes Patterntracker-Tool, um die Farbwechsel und seinen Fortschritt im Auge zu behalten. Insgesamt seien es über 300 Stunden Strickzeit gewesen, über 104 Tage verteilt. Am Schluss zu sehen, wie alle Teile zusammenpassen, sei ein unglaubliches Gefühl und das Kleinkind liebe die fertige Decke. hch