Make Magazin 2/2020
S. 23
Werkstattberichte

Werkstattleben digital

Makerspaces ziehen mit ihren Angeboten ins Internet um

Abgesagt, geschlossen, verschoben – seit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie mussten die Fablabs und Hackerspaces ihre physischen Räume oft schließen und viele Veranstaltungen absagen. Doch der Austausch ist damit nicht völlig zum Erliegen gekommen. Viele Werkstätten lassen zwar keine Besucherinnen und Besucher mehr herein, gerade die 3D-Drucker arbeiten aber auf Hochtouren. So rief etwa das Kasseler Hammertime eine Webseite ins Leben, auf der Organisationen in Not mehr über Produktionshubs in ihrer Nähe erfahren können. Auch das Wiener Happylab koordiniert die Herstellung von sogenannten Faceshields und bietet seinen Mitgliedern zusätzlich einen Auftragsservice an. Gefräste oder gedruckte Teile werden dabei vor die Haustür geliefert.

Das Fabmobil muss derzeit still stehen, seine 3D-Drucker aber nicht. Bild: Fabmobil

Viele Makerspaces bieten außerdem verschiedene Online-Formate an, damit ihre Mitglieder sich austauschen oder ihre Projekte vorstellen können. Nach dem Vorbild der Sendung „Show and Tell“ von Hardwarehersteller Adafruit zeigten etwa einige der „Freien Maker“ ihre aktuellen Arbeiten auf YouTube. Videostream statt Sitzrunde galt auch bei vielen Vorträgen. So verlegte der Erfurter Bytespeicher seinen Vortrag zu den Hacking-Wettbewerben „Capture The Flag“ einfach auf einen Jitsi-Videostream. Sogar das Hackathon-Format „Jugend Hackt“ zog Ende März ins Netz. In drei Gruppen programmierten die Jugendlichen zusammen Software-Prototypen, etwa für eine Online-Klausurlösung. Andere Hackerspaces, wie der Kasseler Flipdot, haben ihre Räume von der Küche bis zur Sofaecke virtuell abgebildet und laden Interessierte zum Chat ein. —hch

Umzug in Heidelberg

Der CoMakingSpace hat jetzt viel mehr Platz

Vor zwei Jahren erst hat der CoMakingSpace Heidelberg eröffnet. Jetzt musste er schon wieder umziehen. Allzu traurig ist man darüber nicht, denn mit der neuen Halle hat sich die Fläche deutlich vergrößert. Von November bis Januar haben die Mitglieder die neuen Räumlichkeiten in der Siemensstraße 40 gemeinsam renoviert und Mitte Februar endlich die Eröffnung gefeiert.

Bild: CoMakingSpace Heidelberg

Die mehr als doppelt so große Fläche kommt vor allem den Handwerksbereichen zugute, in denen Platz für Arbeiten mit Holz, Metall, 3D-Druck und Elektronik ist, sowie für CNC-Fräsarbeiten. Neu eingezogen ist auch ein Lasercutter. Trotzdem blieb Platz für neue, große Fahrzeug-Werkplätze. Dort können jetzt zum Beispiel Vans bequem in Wohnwagen umgebaut werden, was im alten Hinterhof zwar schon immer beliebt, aber doch eher unpraktisch war. Im Gemeinschaftsraum schließlich befinden sich eine Community-Wall, auf der Mitglieder sich und ihre Projekte vorstellen können, sowie ein Kanban-Board für anstehende und erledigte Aufgaben. Die offenen Making Hours in Heidelberg sind jeweils Mittwoch und Freitag von 18 bis 22 Uhr. hch

Robo und Faden

Berliner Makerspace verbindet 3D-Druck mit Textilarbeiten

Ein 3D-Drucker, Tabletop-Spiele und ganz viele Stickmaschinen – auf den ersten Blick passen die Neuanschaffungen in der Anna-Seghers-Bibliothek in Berlin-Lichtenberg nicht unbedingt zusammen. Doch dahinter steckt ein roter Faden, wie das Bibliotheksteam bei der Eröffnung seines Makerspace im Februar erläuterte. Über zwei Jahre Arbeit waren nötig, um die Bastelecke einzurichten, denn vom Lärmschutz bis zur Maschinensicherheit waren einige Aspekte zu beachten. Nun sind drei verschiedene Stickmaschinen, darunter eine Freiarm-Maschine und zwei Nähmaschinen, in die Bibliothek eingezogen. Glaswände senken den Lärmpegel und laden gleichzeitig zum Mitmachen ein. Dazu kommen noch ein Plotter und eine Transferpresse, um T-Shirts zu bedrucken. In das Textillabor fügte sich auch der 3D-Drucker gleich passend ein und druckte fleißig Knöpfe. Künftig soll außerdem die neugegründete Tabletop-Runde den Drucker nutzen, um eigene Spielteile zu entwerfen und umzusetzen.

Schon länger im Einsatz sind die Roboter, die das Angebot des Makerspaces ergänzen. Jeden Donnerstag gibt es für Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, mit verschiedenen Robotik-Sets eigene Kreationen zu bauen und zu programmieren. Beim Programmier-Einstieg helfen außerdem der Mikrocontroller Makey Makey und Tablets mit speziellen Apps für Kinder. Der Makerspace steht den Nutzerinnen und Nutzern ab sofort während der Bibliotheksöffnungszeiten zur Verfügung. Allgemeine Einweisungen finden jeden Mittwoch Nachmittag statt, zusätzlich werden für alle Maschinen noch spezielle Schulungen angeboten. hch