Make Magazin 2/2020
S. 124
Kurzvorstellungen

Blender 2.82

Open-Source-3D-Paket

Seit dem großen Versionsschritt auf Blender 2.8 im vergangenen Spätsommer gibt es regelmäßig kleinere Releases des Open-Source-3D-Pakets. Von den vielen Neuerungen in Version 2.81 und 2.82 seien hier nur die wichtigsten genannt, die für Maker interessant sind, die Blender für die 3D-Konstruktion etwa von Druckvorlagen nutzen: Beim Bevel-Werkzeug und -Modifier kann man jetzt zusätzlich zu den bisherigen Fasen, Abrundungen und Hohlkehlen auch komplexe Kurven zeichnen und diese als Profil für Objektkanten nutzen. Der Solidify Modifier, der Flächen die nötige Wandstärke verleiht, wurde gründlich verbessert. Fürs automatische Verschmelzen von dicht beieinander liegenden Gitterpunkten, die durch andere Operationen als Artefakte entstehen können, gibt es einen eigenen neuen Weld Modifier. Ferner wurde der integrierte Dateibrowser komplett neu gestaltet, ebenso die Werkzeuge fürs Sculpting, bei dem man die 3D-Form ähnlich wie Knete oder Ton modelliert.

Laut Roadmap der Entwickler soll die für Mai geplante Version 2.83 vor allem Bugs fixen und für noch mehr Stabilität sorgen. Sie ist erstmals als sogenanntes Long Term Support Release (LTS) geplant, soll parallel zur weiteren Entwicklung zwei Jahre lang gepflegt werden und damit Nutzern eine verlässliche Basis für längerfristige Projekte bieten – denn das Erscheinen von Blender 2.9 wird schon für den August dieses Jahres angepeilt. Blender 3 soll bereits 2021 folgen, Blender 4 zwei Jahre später. pek

Ringo Makerphone

Bausatz für DIY-Handy

Das Ringo Makerphone ist das zweite Produkt des Herstellers Circuitmess. Wie auch das erste – ein Bausatz für eine Konsole namens MakerBuino – startete das DIY-Handy zuerst als Kickstarter-Kampagne. Dabei sammelten die Hersteller über 300.000 US-Dollar ein.

Das Makerphone ist ein voll funktionales Handy. Man kann damit telefonieren, SMS versenden und auch Spiele installieren und spielen. Je nach Bestellung wird das Handy in Einzelteilen oder bereits zusammengebaut geliefert. Beide Varianten sind zum Lernen gedacht: Mit dem Bausatz kann man sich das Löten und Wissen über grundlegende Bauelemente aneignen und mit dem fertigen Handy das Programmieren eigener Apps.

Bild: circuitmess.com

Das DIY-Handy läuft mit einem ESP32, hat einen 16Bit-LCD-RGB-Bildschirm und verfügt neben einem Netzwerk-Coprozessor über WLAN und Bluetooth. Es hat eine numerische Tastatur mit 12 Tasten, einen Joystick, eine Enter- und eine Zurück-Taste und vier Tasten, die frei belegt werden können. Die 4MB eingebauter Flashspeicher können mit einer MicroSD-Karte erweitert werden. Außerdem hat das Handy ein RTC-Modul und eine Kopfhörer-Buchse.

Die Hersteller gehen davon aus, dass ihr Kit für Kinder ab 11 Jahren geeignet ist. Die online verfügbare Anleitung ist übersichtlich gestaltet und so umfassend, dass auch Menschen, die noch nie gelötet haben, das Handy zusammensetzen können. Sogar die Funktionsweise eines Lötkolbens wird dort erklärt. Obwohl die Platine des Handys übersichtlich gestaltet ist, dürfte der Zusammenbau hohe Anforderungen an die Geduld von Kindern stellen. Im ersten Arbeitsschritt müssen bereits zwei Pinleisten mit je 11 und 22 Pins verlötet werden. Danach braucht wahrscheinlich jeder Anfänger erst einmal eine mehrstündige Erholungspause.

Bild: circuitmess.com

Das Betriebssystem des Ringo nennt sich CircuitOS und ist eine Eigenentwicklung von Circuitmess, die auf FreeRTOS basiert. Es kann zum Beispiel mit der Arduino IDE oder Circuitblocks programmiert werden. Bei Auslieferung enthält das Betriebssystem die grundlegenden Apps wie den Lockscreen, das Hauptmenü sowie die Telefon-, die Kontakte- und die Einstellungs-App. Auch eine Taschenlampen-Anwendung und eine App für das Abspielen von Musik sind enthalten. Auf einer mitgelieferten MicroSD-Karte gibt es auch ein paar Spiele für den Anfang. Circuitmess bietet auf seiner Webseite ein Forum, in dem man auf bereits entwickelte Spiele zugreifen kann. esk

Smart Superzoom

Smartphone-Mikroskop-Bausatz

Der von Fischertechnik zusammengestellte Bausatz ist für Kinder ab 7 Jahren geeignet. Das zusammengesetzte Mikroskop befestigt man mit einem Vakuum-Pad am Smartphone und klappt es vor die Kamera. Auf dem Bildschirm des Smartphones wird alles, was vor die Linse kommt, dann (laut Hersteller) mit bis zu 26-facher Vergrößerung angezeigt. Zum Vergleich: Die meisten handelsüblichen Lupen haben höchstens einen Vergrößerungsfaktor von 8.

Bild: Fischertechnik
Bild: Fischertechnik

Die Vergrößerungen kann man mit der Kamera direkt als Fotos aufnehmen und so dokumentieren. Auch für Sehbehinderte kann das kleine Mikroskop ein sinnvolles Hilfsmittel sein. Es kann an jedem Handy-Typ angebracht werden und ist auch ohne Mobiltelefon nutzbar. Die 32 Teile des Bausatzes bilden vor allem die Stativfüße der Lupe und sind mit allen anderen Fischertechnik-Bausätzen kompatibel. esk

Creality Slicer

Slicer für Filament-3D-Drucker

Noch ein neuer Slicer? Ja, und nein. Ja, weil Creality damit nun ein Druckprogramm anbietet, das für seine eigenen 3D-Drucker vorkonfiguriert ist, aber auch mit Geräten anderer Hersteller arbeitet. Die Oberfläche ist speziell für Einsteiger minimalistisch gehalten, lässt sich wirklich intuitiv bedienen, bietet bei Bedarf im Expertenmodus deutlich mehr Funktionen. Nein, weil sich hinter der neuen Fassade ein alter Bekannter verbirgt, nämlich Cura.

Im Schnelldruck genannten Einsteigermodus sind nur drei Dinge zu wählen: Druckdatei, Druckqualität und Material. Falls der Printer über ein USB-Kabel mit dem Computer verbunden ist, lassen sich die Steuerdaten direkt versenden. Alternativ geht es nur über eine Speicherkarte. Die Netzwerkverbindung beispielsweise über einen Oktoprint-Server beherrscht der Slicer nicht. Wechselt man in den Expertenmodus, stehen alle wichtigen Cura-Einstellmöglichkeiten bereit. Insgesamt sind es jedoch deutlich weniger als im Original, aber für die meisten Druckobjekte völlig ausreichend. Die Druckqualität ist mit der von Cura mit den entsprechenden Einstellungen identisch.

Der Slicer ist nur als Windows-Programm erhältlich. Die Software läuft aber unter Linux (Ubuntu) mit Hilfe der Windows-kompatiblen Laufzeitumgebung Wine auch problemlos. Die USB-Verbindung mit dem Creality Ender 3 funktioniert. Drucker, die einen Windows-Treiber benötigen, können Probleme machen, falls der Treiber nicht mit Wine läuft. Der Speicherkarten-Datentransfer ist jedoch problemlos. Zehn Sprachen, darunter auch Deutsch, stehen für die Benutzeroberfläche zur Verfügung.

Insgesamt ist der Creality Slicer eine gelungene Cura-Anpassung für 3D-Einsteiger, die sich nicht mit Gerätekonfigurationen auskennen und schnell zu einem guten Ergebniss kommen möchten. hgb

Raspi-Neuigkeiten

Verbesserte 4er-Board-Version, SD-Karten-Tool, Netzwerk-Bootloader für Raspi 4

Das in unserem Test in Make 4/19 vermisste Booten des Raspberry Pi 4 über eine Ethernet-Verbindung wird nun durch einen neuen Bootloader möglich. Der steht jetzt in einer Beta-Version auf Github (siehe Link am Ende der Meldung) zur Verfügung. Hilfe dazu gibt es im Forum von raspberry.org. Für die Funktion kann jedoch bei einer Vorabversion keine Garantie übernommen werden. Eine Anleitung zum Thema Netzwerk-Booten finden Sie in der Make 4/19.

Fehlt der markierte Transistor, dann handelt es sich um die überarbeitete Raspi-4-Version.

Überarbeitungen gibt es auch beim Raspi-4-Board selbst: Die als nicht normkonform bekannte USB-C-Buchse wurde überarbeitet. Dadurch soll die Stromversorgung des Einplatinen-Computers nun mit allen USB-C-Kabeln und Netzteilen zurechtkommen. Die verbesserten Board-Versionen sollen bereits seit einigen Wochen produziert und verkauft werden. Sie erkennen die neue Version daran, dass auf der Unterseite neben dem Kartenslot ein Transistor fehlt (siehe Bild).

Zum zeitsparenden Schreiben der Raspberry-Betriebssysteme auf Speicherkarten stellt RaspberryPi.org nun das Tool Pi-Imager zum Download zur Verfügung. Das nicht nur für die 4er-Version geeignete Tool gibt es für Windows, Ubuntu und macOS. Die Bedienung ist in allen drei Versionen gleich: Nach dem Start holt es sich von der Raspberry-Seite die Infos über aktuell erhältliche Raspbian-Versionen. Sie wählen dann das gewünschte Betriebssystem und die Speicherkarte aus. Nach einem Klick auf den Write-Button kümmert sich das Tool um Download- und Schreibvorgang. Beides erfolgt gleichzeitig, was richtig Zeit spart. Das vorbereitende Partitionieren oder Formatieren der Speicherkarte ist nicht mehr nötig. hgb

AxiDraw MiniKit

Stift-Plotter-Bausatz

Der AxiDraw-Stift-Plotter ist eine einfache Schreib- und Zeichen-Maschine, die es in drei Varianten gibt. Die neueste Version ist eine kleine Selbstbau-Variante, die einen Arbeitsbereich von 15 × 10cm hat und damit platzsparend und mobil ist. Der Arbeitsbereich reicht aus, um zum Beispiel Postkarten oder Briefumschläge zu beschriften, Unterschriften in Serie zu leisten und ist auch als Hilfsmittel für Menschen geeignet, die zwar ihre Hände nicht benutzen können, aber dennoch handschriftliche Texte schreiben möchten. Solche Texte lassen sich aus Gravierschriften (Single Line Fonts) auf dem PC erzeugen. Außerdem kann man mit dem Plotter digitale Kunstwerke mit Stiften auf Papier übertragen lassen, sofern diese als Vektorgrafiken vorliegen oder in solche verwandelt werden, ganz ähnlich wie beim BrachioGraphen aus Make 1/20.

In den Plotter kann man unterschiedlichste Stifte einspannen. Auch das verwendete Papier ist frei wählbar. Mit dem Plotter erhält man eine kleine Arbeitsplatte, auf der man Postkarten, Briefumschläge und Ähnliches befestigen kann. Da der Zeichenkopf über den Maschinenrahmen hinausreichen kann, ist der Plotter nicht auf die Arbeitsplatte beschränkt und kann auch auf Material schreiben, das nicht auf dieser befestigt wird – etwa die Tischplatte, auf der der Plotter steht.

Zum Erstellen und Bearbeiten der digitalen Vorlagen benötigt man ein Set Erweiterungen für die kostenlose Vektorgrafik-Software Inkscape. Die Entwickler und Hersteller hinter dem MiniKit sind die Evil Mad Scientists aus Kalifornien in Zusammenarbeit mit dem britischen Maker Lindsay Wilson. esk

Trnio

3D-Scan-App

Die App für iPhones und iPads ab iOS 11.3 erzeugt aus Fotoserien eines Objekts ein texturiertes 3D-Modell, das man als OBJ-Datei herunterladen und in gängiger 3D-Software weiter bearbeiten oder direkt auf Sketchfab teilen kann. Dabei kann man sich wahlweise von der App assistieren lassen, eine solche Bilderserie direkt mit dem mobilen Gerät aufzunehmen, oder bis zu 70 Bilder pro Modell aus dessen Fotoalbum hochladen. Die dritte Variante zur Objekterfassung benutzt Apples ARKit – mit dessen Hilfe soll man einfach mit auf den Gegenstand gerichteter Kamera um diesen herumlaufen können, den Rest macht die App (die in unserem Test mit einem iPad Pro von 2016 in diesem Modus aber in der Regel den Faden verlor).

Bilder: Trnio

Die eigentliche Arbeit, aus den Bildern ein 3D-Modell zu erzeugen, passiert auf den Servern des Herstellers. Das war schon früher bei 123D Catch von Autodesk so und entlastet das Mobilgerät. Den Upload muss man selbst anstoßen, damit man keine unliebsamen Überraschungen beim Datenvolumen erlebt. Was als Ergebnis zurückkommt, kann sich sehen lassen: Die Modelle in unserem Test waren in der Regel gut detailliert und zeigten Oberflächen und Texturen mit wenig Lücken. Einzig der automatische Beschnitt ging manchmal reichlich radikal vor. Gemessen am Preis, der nur einmal und nicht wie bei anderen Angeboten pro Modell anfällt, sind die Ergebnisse toll. Einen ausführlichen Testbericht mit vielen Beispielbildern lesen Sie online. pek

STM32 als Audio-Prozessor

Plattform zur DSP-Programmierung

Daisy ist eine Plattform für Audio-Begeisterte und Synthesizer-Bastler, die einen schnellen ARM-Prozessor verwendet und im Breadboard-tauglichen Format kommt. Für 29 US-Dollar erhält man einen STM32 ARM Cortex-M7 mit 480MHz, der durch seine schnelle Fließkomma-Einheit bequem Signalverarbeitungsaufgaben erledigen kann, für die man sonst einen DSP (digitalen Signalprozessor) benötigt – allerdings ohne spezielle Entwicklungsumgebung, denn Toolchains für den STM32 stehen kostenlos zur Verfügung.

Auf der 18mm × 51mm kleinen Platine dienen 64 MByte RAM für Audio-Daten. Die Wandlung analoger Signal übernimmt ein 24-Bit-Audiocodec mit bis zu 192kHz Samplingrate. Der Entwickler Electrosmith verspricht umfangreiche Libraries zum Ansprechen der integrierten Hardware. Besonders interessant für Klangtüftler ist dabei DaisySP, eine Bibliothek mit häufig gebrauchten DSP-Funktionen wie Hall, Delay, Oszillatoren und Filter. Wer etwas mehr investiert, erhält von Electrosmith auch Eurorack-Synthesizer-Module oder Effektpedale mit einem Daisy-Modulschacht (siehe Bild). cm