Glaubensfragen
Als Technik-Magazin sind wir immer mal wieder mit esoterischen Ideen in Berührung gekommen. Und sogar auf unseren Maker Faires schilderten uns Besucher mitunter, dass sie sich nach eigenem Bekunden durch HAARP-Anlagen (High Frequency Active Auroral Research Program) und andere Strahlungsquellen gedankenmanipuliert fühlen – und dagegen nur levitiertes Wasser und Mineralsteine hülfen. Von diesen abstrusen Ideen inspiriert, entwarf ich Ende 2015 aus Spaß ein Cover für eine neue imaginäre Zeitschrift Fake:, die sich ganz dem Thema Verschwörungstheorien und Esoterik widmete (siehe Bild). Das Cover hing lange Zeit in meinem Büro und war immer wieder für einen Lacher bei Kollegen gut – ebenso die bald fast zwangsläufig auftauchenden Nachahmer-Cover wie Bake: (Backofen aus Öltonnen bauen) und Lake: (Angeln mit dem 3D-Drucker). Nach diversen Umzügen im Verlag war es dann irgendwann weg.
Sie ahnen es schon: Dank der impertinenten Querdenk(er)anstöße auf allen Kanälen erinnerte ich mich daran und fand es kürzlich auf meinem PC wieder. Was soll ich sagen? Was vor fünf Jahren als harmlose Parodie gedacht war, dürfte nun vermutlich auf enorm fruchtbaren Boden fallen und womöglich viele Käufer finden. Die Redaktion würde aktuelle Interviews mit Jana aus Kassel und Xavier Naidoo bringen, Kochrezepte von Attila Hildmann veröffentlichen, Anleitungen für Alu-Hüte und Sägevorlagen für den „Hildegard Orgonakkumulator“ (bitte selber googlen, das glauben Sie mir sonst nicht!) abdrucken. Nicht zu vergessen eine Retro-Ecke mit Wunderwaffen aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Fake: würde den Zeitgeist treffen und im Kiosk vermutlich neben den Lifestyle-Magazine liegen. Wenn Sie jetzt denken: „Der spinnt wohl“, liegen sie voll richtig. Nicht dass wir jemals solch einen Schund verlegen würden, aber es scheint mir relativ einfach zu sein, Themen für diese spezielle Zielgruppe zu erfinden.
Wer nichts weiß, muss alles glauben. Und offenbar sind bei vielen die Wissenslücken aktuell besonders groß. Genau hier kommt nun mein Appell an Sie als Maker: Verbreiten Sie Ihr Wissen über das, was gegen die Pandemie hilft, beispielsweise CO2-Ampeln (voriges Heft) und Grundlagen über Filter und Lüfter (dieses Heft). Und haben Sie etwas Nachsicht mit all den Menschen in Ihrem Umfeld, die plötzlich seltsam werden. Halten Sie einfach freundlich mit Ihrem Wissen dagegen. Das wird schon wieder.
Daniel Bachfeld