Make Sonderheft 2020
S. 3
Make
Editorial

Klassisch oder CNC

Vor genau 29 Jahren war ich Tischlerlehrling und durfte einen Blick in die Zukunft werfen: Ich hatte meinen zweiwöchigen Maschinenkurs im Bildungs- und Technologiezentrum Karlsruhe und man zeigte dort den versammelten Lehrlingen aus unterschiedlichen Betrieben stolz eine CNC-Fräse. Auf einem Röhrenbildschirm war kurz der Steuercode zu sehen, dann legte einer nach dem anderen (unter Aufsicht) eine runde Hockerplatte auf den Frästisch, spannte sie fest und drückte auf den Startknopf. Wie von Geisterhand fräste die Maschine dann in ein paar Minuten das Emblem der Schreinerinnung ins Holz.

Auch wenn mittlerweile viele holzverarbeitende Betriebe solche CNC-Maschinen täglich benutzen, hat sich doch bei der klassischen Arbeit mit Holz kaum etwas geändert – ich meine das Szenario, das auch viele Maker und Heimwerker kennen: ein Mensch – etwas Werkzeug – ganz viel vor. Das stellte ich fest, als ich für die Vorbereitung auf dieses Sonderheft aktuelle Bücher zum Thema wälzte. Das war nötig, denn nach meiner Gesellenprüfung habe ich (leider) fast nie wieder als Schreiner gearbeitet. Und weder ich noch jemand anderes aus der Make-Redaktion oder unserem Autorenstamm steckt so tief im Thema drin, um Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, angemessen zu zeigen, wie man am besten mit Holz arbeitet. 

Deshalb haben wir uns für dieses Heft mit dem hannoverschen Verlag HolzWerken zusammengetan, der nicht nur siebenmal im Jahr die gleichnamige Zeitschrift für Hobbytischler mit Artikeln wie jenem auf Seite 54 herausbringt, sondern auch ein umfangreiches Buchprogramm pflegt. Aus dreien solcher Bücher, die wir einzeln auf Seite 136 vorstellen, konnten wir ganze Kapitel in dieses Heft übernehmen. Darin stecken in der Summe Jahrzehnte praktischer Erfahrung der Autoren, die hoffentlich auch allen unter Ihnen Lust macht, selbst mal Holz in die Hand zu nehmen, die bisher vor Stechbeitel und Kreissäge zurückschreckten.

Dafür bieten wir drei unterschiedliche Einstiege: Einen für alle, die mit wenigen und günstigen Maschinen schnell zum Ziel kommen wollen (ab Seite 28), für jene, die lieber unplugged alles mit Handwerkzeug machen wollen (ab Seite 74) und schließlich für alle, die gerne mal eine Maschine wie Lasercutter oder CNC-Fräse machen lassen wollen und selbst nur Hand an den Code legen, Material einspannen und auf den Startknopf drücken (ab Seite 102) – so ähnlich, wie sich 1991 für mich als Lehrling die Zukunft anfühlte.

Für welche Art der Holzbearbeitung Sie sich auch immer entscheiden – wir wünschen Ihnen damit viel Spaß und viel Erfolg und hoffen, dass Ihnen unser Heft dabei hilft!

Peter König