Make Magazin 6/2022
S. 44
Make
Interview
Werbung für die Maker Faire 2022
Werbung für die Maker Faire 2022

Die Macher der Maker Faire

Deutschlands größtes und wichtigstes Maker-Treffen wird von einem kleinen Team unseres Verlages, der Maker Media GmbH, organisiert. Wir stellen euch das Zweier-Team in einem Interview vor.

von Daniel Bachfeld

Alles zum Artikel im Web unter make-magazin.de/xfd2

Wir von der Make-Redaktion sorgen dafür, dass regelmäßig alle zwei Monate ein neues Make-Magazin erscheint. Doch es gibt nicht nur das Magazin und die Make-Redaktion. Anderen Aktivitäten wie die Maker Faire werden zumeist von unserem Team Make Events geplant und durchgeführt. Wir nennen sie gerne Die Fairies, ein Wortspiel zwischen Faire und Fairy. Das kleine Team, bestehend aus Daniel Rohlfing und Kristina Fischer, ist vielseitig engagiert. Wir haben die beiden mal zur ihren Aufgaben rund um die Maker Faire befragt.

Make: Euer größtes Projekt ist die jährliche Maker Faire Hannover. Wie war es in diesem Jahr für euch?

Kristina: Es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl, dass wir am 10. September nach drei Jahren endlich mal wieder ein rotes Band am Hannover Congress Centrum durchschneiden konnten, um die achte Maker Faire Hannover zu eröffnen.

Daniel: Die Vorbereitungen zur Veranstaltung waren jedoch noch nie so anstrengend. Wir hatten an vielen Stellen gut zu kämpfen. Irgendwie kam es uns vor, als wenn alle verlernt hätten, was es zu einer Messevorbereitung bedarf. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass wir nahezu überall neue Ansprechpartner hatten, welche die Maker Faire nur vom Namen kannten. Dazu unglaubliche Preissteigerungen, zu Beginn ein ausbleibendes Sponsoring und auch die Anzahl der Maker-Anmeldungen ließen über Monate zu wünschen übrig. Zu groß war noch die Verunsicherung.

Make: Davon dürften die wenigsten auf der Maker Faire etwas mitbekommen haben. Für die meisten war es eine erfolgreiche und gelungene Veranstaltung.

Kristina: Ja, danke. Am Ende waren es dann doch 200 Stände, unzählige großartige Maker-Projekte, zahlreiche spannende Vorträge, diverse Workshops und spektakuläre Highlights, sowohl im Außenbereich als auch in der Dark Gallery, unserer abgedunkelten Halle für Licht-Projekte. Die Hallen waren voll und unser Ziel erreicht. Alle waren happy.

Daniel: Die vielen positiven Feedbacks taten uns sehr gut. Wir haben es gemeistert und sind schon ein wenig stolz drauf.

Daniel und Kristina (ganz rechts) werden von vielen Helfern an den zwei Veranstaltungstagen unterstützt.
Daniel und Kristina (ganz rechts) werden von vielen Helfern an den zwei Veranstaltungstagen unterstützt.

Make: Was motiviert euch bezüglich der Maker Faire persönlich am meisten?

Kristina: Wie Daniel gerade schon sagte, die positiven Feedbacks auf jeden Fall. Ansonsten auch, dass wir mit unserer Arbeit ermöglichen können, dass Menschen mit den gleichen Interessen zusammenkommen und bei diesem Treffen eine solch positive Energie herrscht, sodass am Ende der Veranstaltung jeder mit einem Strahlen im Gesicht nach Hause geht – Aussteller wie Besucher.

Daniel: Da bin ich ganz bei Kristina. Bei mir sind es auch die leuchtenden Augen unserer Besucher beim Verlassen der Veranstaltung, voller Begeisterung. Besonders bei den Kindern. Das motiviert mich jedes Jahr aufs Neue, da ich damit die Bestätigung erhalte, dass ich etwas Sinnvolles mache. Zugleich legen wir Grundsteine für künftige Leser. Wer durch die Maker Faire inspiriert wird, dem bieten wir mit der Make nachhaltig viele spannende Projektideen.

Make: Und was war euer persönliches Highlight 2022? 

Laut der Besucherbefragung empfehlen 96% die Maker Faire Hannover weiter.
Laut der Besucherbefragung empfehlen 96% die Maker Faire Hannover weiter.

Kristina: Mein persönliches Highlight war zum einen, dass wir endlich wieder eine Veranstaltung in Präsenz durchführen konnten und zum anderen, dass ich schließlich die vielen Maker, von denen ich viele schon über Jahre kenne, wieder persönlich treffen und mich mit ihnen austauschen konnte.

Daniel: Mein Highlight ist nicht ein einzelner Maker oder ein Projekt, hier fällt es einem schwer, sich zu entscheiden. Allgemein betrachtet ist es wohl die sehr lockere Atmosphäre auf der gesamten Veranstaltung. Hier fühlt sich nahezu jeder aufgehoben und wohl – und das merkt man im Miteinander. Es herrscht kein Konkurrenzdenken vor, keine Ellenbogenmentalität. Jeder ist ansprechbar, hilft und teilt sein Wissen gerne. Persönliches Highlight war und ist es, dass meine beiden Töchter (6 + 2 Jahre) immer noch begeistert sind und mich regelmäßig fragen, wann sie das nächste Mal auf die Maker Faire dürfen. Sie können es kaum abwarten, wieder Zahnbürstenroboter zu basteln oder Makey zu knuddeln und die ganzen „Robotiere“ (gemeint ist R2D2) zu treffen.

Make: In diesem Jahr gab es erstmals einen Lehrertag. Was hat es damit auf sich?

Daniel: An Schulen gibt es immer mehr Makerspaces. Einige Schulen präsentieren sich mit ihren Schülerprojekten auch als Aussteller auf der Maker Faire Hannover. Andere Schulen sind interessiert, was es mit einem schulischen Makerspace auf sich hat und immer mehr Lehrer interessieren sich für Maker-Projekte, die sie im Unterricht praxisnah einsetzen können. So haben sich beispielsweise über unsere Webseite Make Education nach kurzer Zeit über 2000 Lehrkräfte für die kostenfreien Angebote registriert. Mit unserem Angebot möchten wir Lehrer bei der kreativen und praxisorientierten Unterrichtsgestaltung in den naturwissenschaftlichen Fächern unterstützen. Den Bereich Make Education wollen wir nun ausbauen. Dazu zählte bereits die erste Lehrerkonferenz, die parallel zur Maker Faire Hannover mit über 80 Teilnehmern stattfand. Hier präsentierten Lehrer anderen Lehrern etwa, welche Wege sie gegangen sind oder es wurden auch Schülerprojekte von der KGS Pattensen vorgestellt.

Kristina: Als Ausklang gab es eine Podiumsdiskussion zu den Fragestellungen, ob Maker-Projekte zum Curriculum passen und wie man Rückhalt der Schulleitung bekommt, solchen Unterricht durchzuführen. Es ging in dem Zusammenhang aber auch um das Thema Berufsorientierung. Den Lehrertag hatten wir zusammen mit dem NLQ (Niedersächsisches Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung) und der Region Hannover veranstaltet. Die Teilnehmer kamen überwiegend aus Niedersachsen, wir konnten aber auch Lehrer aus angrenzenden Bundesländern begrüßen. Wir wollen das Format 2023 fortführen.

Make: Wir erhalten immer wieder die Frage, wie die Maker Faire finanziert wird. Wird die Maker Faire finanziell gefördert?

Am parallel zur Maker Faire stattfindenden Lehrertag tauschten sich rund 80 Lehrer rund um das Thema Make Education und Makerspaces in Schulen aus.
Am parallel zur Maker Faire stattfindenden Lehrertag tauschten sich rund 80 Lehrer rund um das Thema Make Education und Makerspaces in Schulen aus.

Daniel: Es gibt tatsächlich einen kleinen Zuschuss von der Region Hannover aus dem Team der Beschäftigungsförderung. Wenn ich die Personalkosten außen vor lasse, sind das in etwa fünf oder sechs Prozent der Gesamtkosten. Ansonsten müssen wir jedes Jahr aufs Neue versuchen, Firmen von einem Sponsoring der Community-Veranstaltung zu überzeugen und mit unserem Budget gut hauszuhalten. Dazu zählt es auch, die Werbemaßnahmen so zu platzieren, dass wir ausreichend Besuchertickets verkaufen. Mit der diesjährigen Teilnehmerzahl schafften wir es immerhin, die Re-Finanzierung der Maker Faire sicherzustellen. Was viele nämlich nicht wissen, 85% der Aussteller sind private Maker, die für ihre Teilnahme keine Standgebühr bezahlen. Von einer größeren Fördersumme, etwa von MINT-freundlichen Stiftungen oder von unserer jährlichen Schirmherrin aus dem BMBF, träumen wir auch weiterhin.

Make: Wer die diesjährige Maker Faire verpasst hat, wo kann man sich am besten informieren?

Kristina: Unsere Ausstellerliste (Meet-the-Makers) ist nach wie vor online. Zudem haben wir auf unserer Webseite maker-faire.de einige Fotos der Veranstaltung abgebildet und diverse Videos verlinkt. Unser offizielles Video ist hier ebenfalls zu finden, oder auch auf dem Make-YouTube-Channel (siehe Link oben). Dies spiegelt sehr gelungen die Veranstaltung wider und steigert zugleich die Vorfreude auf die nächste Maker Faire Hannover.

Daniel: Ich empfehle zudem unseren kostenfreien Maker-Faire-Newsletter zu abonnieren (siehe Link). Hier bleibt man nicht nur auf dem Laufenden in Sachen Maker Faire, sondern erfährt auch noch News, Termine und Tipps zu anderen Maker-Aktivitäten und Projekten im deutschsprachigen Raum.

Make: Gibt es denn schon Pläne für die nächste Maker Faire Hannover?

Kristina: Highlights stehen noch nicht fest, falls du das meinst. Ansonsten wollen wir die 200er-Marke an Ausstellungsständen gerne knacken. Der Call for Makers ist bereits geöffnet (siehe Link).

Daniel: Freut euch auf den 19. und 20. August und plant gerne schon jetzt eure Teilnahme ein. Den Besucherticket-Shop öffnen wir mit einem Early-Bird-Angebot pünktlich zum Erscheinen der nächsten Make-Ausgabe im Februar.

Make: Ihr macht aber nicht nur die Maker Faire Hannover. Was war sonst noch?

Daniel: In den zwei Jahren der Pandemie und des Verbots von Präsenz-Veranstaltungen haben wir einige neue Projekte konzipiert und zum Teil auch umgesetzt. Da gab es beispielsweise Make Projects, wo Maker ihre eigenen Projekte digital präsentieren konnten. Leider mussten wir das Experiment aufgeben, da wir keinen Weg gefunden haben, damit Reichweite zu erzielen und Geld zu verdienen. Dann noch die erste digitale Maker Faire und auch die Entwicklung der Plattform Make Education für Lehrer. In diesem Jahr konzentrierten wir uns auf Workshop-Angebote und Kooperationen. Mit dem einen möchten wir gezielt einen Mehrwert für unsere Leser oder auch Schüler bieten, mit dem anderen unsere Bekanntheit am Markt erhöhen. Zum einen bei der eigentlichen Leserzielgruppe, zum anderen auch beim Nachwuchs.

Make: Im Frühjahr hattet ihr ein Webinar zum Thema EAGLE angeboten. Was steckte dahinter?

Kristina: Die Idee kam in einem Gespräch mit Michael Barabas vom dpunkt.verlag auf. Unser Referent war Prof. Dr. Francesco P. Volpe, Autor des Buches Leiterplattendesign mit EAGLE . Wir hatten das kompakte Webinar unseren Lesern für 99 Euro angeboten und es wurde ganz gut angenommen.

Make: Wird es weitere solcher Crash-Kurse geben?

Daniel: Das wissen wir noch nicht. Die Nachfrage nach Webinaren und digitalen Event-Formaten ist aufgrund des Wegfalls von pandemiebedingten Einschränkungen stark zurückgegangen. Ganz ausgeschlossen ist das aber nicht. Das hängt von den Bedürfnissen und dem Wissensdurst unserer Leser ab. Bei Bedarf darf man uns gerne anschreiben.

Make: Erstmalig bietet ihr außerhalb von Veranstaltungen die beliebten Makey-Löt-Workshops an. Was steckt dahinter?

Unsere erfolgreichen Lötkurse mit Makey finden jetzt auch in Hannovers Stadtbibliotheken statt.
Unsere erfolgreichen Lötkurse mit Makey finden jetzt auch in Hannovers Stadtbibliotheken statt.

Daniel: Das ist richtig. Die Stadtbibliothek Hannover ist derzeit dabei sich neu aufzustellen und möchte insbesondere im außerschulischen Angebot attraktiver werden. So suchte der neue Direktor nach regionalen Kooperationspartnern im MINT-Bereich. Im Rahmen eines Förderprojektes galt es Schülern handwerkliche Kompetenz zu vermitteln, die dem beruflichen Einstieg und späteren Werdegang in technisch und handwerklich versierten Berufsfeldern dienlich ist. Wir hatten dann unsere Löt-Workshops ins Spiel gebracht, die wir auf Maker Faires und in Schulen durchführen. Das stieß auf großes Interesse. Nebenbei wird vermittelt, wie ein Schaltkreis aufgebaut ist. Es entsteht ein Grundverständnis für eine Vielzahl von elektronischen Bauteilen. Es wurden bereits einige Workshops mit Schulklassen durchgeführt, weitere sind geplant. Der Zuspruch ist gut und die Feedbacks durchweg positiv. Wir können uns vorstellen, das Angebot eventuell auch außerhalb von Hannover anzubieten.

Make: Erstmals gab es eine Kooperation mit der Code Week Germany, die vom 8. bis 23. Oktober stattfand. Wie kam es dazu?

Daniel: Die Code Week Europe bringt seit 2013 einmal jährlich im Herbst Menschen aus ganz Europa zusammen und fördert mit praxisorientierten Lernangeboten das Verständnis für eine zunehmend digitalisierte Welt. Dazu gibt es allein in Deutschland über 1000 Aktivitäten in Form von bundesweiten Coding- oder Tüftel-Workshops. Die Code Week hat genau wie wir das Ziel, Begeisterung für den kreativen Umgang mit Technik zu schaffen. Nach einem ersten Austausch im Juli war klar, dass wir gemeinsam mehr bewegen können, zeitgleich von der jeweiligen Reichweite profitieren würden. Auf der Maker Faire Hannover wurde dann auf unserer Showbühne die Code Week vorgestellt und stieß auf reges Interesse. Jeder Teilnehmer der Code Week erhielt nun wiederum auf Wunsch eine kostenfreie Ausgabe der Make. In Kürze wird es ein Gespräch geben, wie wir die Zusammenarbeit für die Zukunft weiter voranbringen können. Wir freuen uns darauf.

Make: Ende September konnten euch einige Leser in Leipzig auf der Messe modell-hobby-spiel persönlich antreffen. Warum habt ihr da ausgestellt?

Daniel: Um die Make vorzustellen. In der Modellbau-Szene ist die Make noch nicht so bekannt, obwohl es immer mal wieder spannende Artikel im Heft zu dem Thema gibt. Um Aufmerksamkeit zu erzielen und Vertrauen zu schaffen, bietet es sich an, auf entsprechende Messen zu gehen. Die Projektleiterin der Leipziger Veranstaltung sah große Interessenüberschneidungen zu unseren Aktivitäten und Zielgruppen, sodass wir eine Medienpartnerschaft vereinbart hatten.

Kristina: Und ja, wir konnten auch ein paar Leser am Stand begrüßen und nette Gespräche führen, das ist richtig. Beim nächsten Mal wird dann auch ein Redakteur dabei sein, um die elektronischen Fachfragen beantworten zu können. Beim Fachsimpeln waren wir dann raus. 

Make: Wenn jetzt jemand mit uns kooperieren will oder die Maker Faire finanziell unterstützen möchte, an wen sollte sich die Person wenden?

Daniel: An mich. Am besten per E-Mail an dnr@maker-media.de. Sollte ich nicht der richtige Ansprechpartner sein, bemühe ich mich, dass das Anliegen an die richtige Stelle gelangt. Auf jeden Fall gibt es eine Antwort.

Make: Vielen herzlichen Dank an euch beide! —dab

Maker Faire Termine 2023
Ort Datum
Heilbronn* 11. Februar
Dortmund/Ruhr 25./26. März
Minden-Lübbecke* 11./13. Mai
Wien* 3./4. Juni
Hannover 19./20. August
Sindelfingen* November
*in Planung