Kroko Doc
Ist bei diesem Spiel alles nur Glück oder lässt sich der Zufall doch vorhersagen? Ein Blick ins Innere offenbart interessante Details.
Vermutlich wäre es zu hoch gegriffen, das Spielzeug Kroko Doc aus den 1990ern als verniedlichten Glücksspielautomaten zu bezeichnen. Dennoch habe ich mich als Kind oft gefragt, ob man das Krokodil, das einem auf die Finger beißen will, irgendwie überlisten oder das vermeintlich zufällige System bändigen könne. Als mir das Plastikreptil dann neulich bei Bekannten erneut über den Weg lief, wusste ich, dass es an der Zeit war, das Geheimnis um den innenliegenden Mechanismus zu lüften. Also habe den aktuellen Kroko Doc bestellt und hineingeschaut.
Falls ihr noch nie von Kroko Doc gehört habt, erkläre ich kurz das Spielprinzip: Ihr müsst einem Krokodil bei seinen Zahnschmerzen helfen und drückt reihum abwechselnd je einen der 10 emporragenden Zähne herunter – in der Ursprungsversion musste man sie sogar ziehen. Je weniger Zähne übrig bleiben, desto höher steigt die Spannung. Denn wenn jemand aus Versehen den faulen Zahn erwischt, schnappt das Maul gefährlich zu, wie im Lied des damaligen Werbeclips fröhlich gesungen wird (siehe Kurzinfo-Link). Dann ist die Runde vorbei und man hat, je nach ursprünglich festgelegtem Ziel, gewonnen oder verloren.
Die Mechanik, die den auslösenden Zahn beim Öffnen des Mauls jedes Mal an eine andere Stelle versetzt, ist clever gelöst, man muss nur erstmal darauf kommen, etwas so zu konstruieren.
Der Oberkiefer, durch dessen Drehpunkt eine Welle läuft, dient als Spanner. Auf der Welle befinden sich ein komplex geformtes Rad, das den Mechanismus steuert, sowie ein Zahnrad, das als Ratsche lediglich Geräusche macht. Wird das Maul geöffnet, verstellt das Rad einerseits eine Art Stopper, der die eingedrückten Zähne im Maul festhalten kann. Andererseits schiebt es beim Rotieren einen Schlitten nach vorn in Richtung Zähne, unter denen sich ein Bumerang-artiges Element befindet, welches dabei um etwa 97 Grad gedreht wird. Dadurch, dass der Bumerang an beiden Enden eine Erhebung hat, kann er zu ein bis drei Zähnen im Kontakt stehen. Drückt man dann auf einen dieser Zähne, wird ein unter dem Bumerang liegender Hebel betätigt, der den Schnappmechanismus auslöst. Man kann zu Spielbeginn also nicht wissen, ob die Chance bei 10%, 20% oder 30% liegt, einen faulen Zahn zu treffen. Und wäre das noch nicht genug Zufall, wird der Bumerang beim Zuschnappen auch noch einmal ruckartig in die entgegengesetzte Richtung gedreht, wenn der Schlitten zurückschnellt. Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist dann völlig unklar, wie der Bumerang ausgerichtet ist.
Wie gut, dass ich einen Blick in das Spielzeug geworfen habe. So weiß ich jetzt, dass mein Gehirn bei der nächsten Runde Kroko Doc nicht mehr nach einem Muster suchen muss. Ob das bei Glücksspielautomaten wohl auch funktioniert? —akf