Make Magazin 3/2024
S. 3
Make
Editorial
Bild: Shutterstock: Dimedrol68

Achtsamkeit

Wir machen neuerdings immer freitags kleine Umfragen in unserem WhatsApp-Channel (Details zu unseren vielen Social-Media-Auftritten finden Sie auf S. 37). Kürzlich fragte meine Social-Media-Kollegin Dunia unsere Community: „Was sind eure größten Hindernisse beim Maken?“ Zur Wahl standen „Beschaffung von Materialien“, „Technische Schwierigkeiten“, „Zeitmanagement“, „Mangel an Fachkenntnissen“ sowie „Platzmangel / Werkstattorganisation“.

Das Votum war zwar nicht repräsentativ, aber eindeutig: Zeitmanagement ist offenbar mit weitem Abstand für viele das größte Problem beim Nachgehen des Hobbys nach Feierabend. Das überrascht mich nicht, denn das höre ich seit Jahren auch immer wieder in persönlichen Gesprächen auf Maker Faires. Mich überrascht eher, dass das Thema „Ich hab zu wenig Zeit für Hobbys“ offenbar epidemisch wird. Und das, obwohl die freie Zeit nach Feierabend in den letzten Jahrzehnten eigentlich immer mehr wird. Aber wo geht die ganze Zeit hin? Bei den meisten geht sie fürs Fernsehen, Streaming, Surfen im Internet, Social Media drauf: Konsum von mehr oder minder nutzloser Information.

Leider gehts mir seit Corona ähnlich, ich kämpfe gegen die Verlockung inhaltsleerer Ablenkung vieler Plattformen an. Nicht, dass ich unter dem Fear of Missing Out (FOMO) leide, also der Angst, etwas zu verpassen. Aber ich bin schon von Berufs wegen ein neugieriger Mensch, der sich gerne inspirieren lässt. Leider ist das Internet mittlerweile so gebaut, dass man, selbst wenn man nur kurz was schauen wollte, vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt und sich stundenlang verliert.

Damit mich mein Kleinhirn nicht ständig in die Aufmerksamkeitsfalle tappen lässt, führe ich mir nun nach Feierabend immer wieder vor Augen, was mir eine nachhaltigere Entspannung und Befriedigung bringt. Ist es das flüchtige Vergnügen beim Binge-Watching einer Serie auf Netflix und das Durchscrollen auf Instagram? Oder das Erfolgserlebnis beim Aufbau eines Projekts und Verstehen eines Programmiertricks in C? Ich denke, die Antwort ist klar.

Um gegen den Sirenengesang der Social-Media-Plattformen zu bestehen und wieder in den Zustand einer bewussten Entscheidung zu kommen, muss man allerdings üben. Achtsamkeit ist eines der Stichwörter. Das klang für mich vor einigen Jahren noch eher nach Klangschalentherapie. Mittlerweile weiß ich, dass es nichts mit Esoterik und eigentlich nur mit Disziplin zu tun hat und dass es bei der Fokussierung und der Konzentration enorm hilft. Sie werden lachen, seitdem ich alle Romane von Karsten Dusse rund um „Achtsam morden“ gelesen habe, gelingt mir das sogar ganz gut.

Was bedeutet das jetzt alles für Sie, lieber Make-Leser? Halten Sie öfter inne: Denken Sie weniger darüber nach, ob und wie Sie Ihre Zeit besser aufteilen können. Füllen Sie die Zeit lieber sinnvoller mit Ihren Projekten. Legen Sie das Smartphone zur Seite und sich selbst nicht auf die Couch vor den Fernseher. Gehen Sie stattdessen in die Werkstatt oder Ihr Hobbylabor und genießen genau diesen Erfolg.

Ach, eine Bitte noch: Kündigen Sie nicht gleich alle Social-Media-Kanäle der Make, nutzen Sie sie einfach bewusster!

Happy Hacking

make-magazin.de/xf29

Daniel Bachfeld

Daniel Bachfeld