Einzelkämpfer
Erste Benchmarks der Tiger-Lake-CPU Core i7-1185G7
Intels neue Mobilprozessoren setzen Rekorde bei der Singlethreading-Performance, doch die Xe-Grafik macht noch Probleme.
In den nächsten Wochen und Monaten erscheinen die ersten Notebooks mit Intels Tiger-Lake-CPUs alias elfter Core-i-Generation (siehe c’t 20/2020, S. 49). Wie gehabt – und anders als bei AMDs Ryzen-4000-Chips – handelt es sich bestenfalls um Vierkerner. Allerdings wurde die Architektur grundrenoviert und Intel verlässt die gewohnten 15-Watt-Pfade: Die vom Notebook-Hersteller konfigurierbare Thermal Design Power (cTDP) reicht nun bis 28 Watt. Intel animiert Hersteller, dies auch auszuschöpfen.
Da Notebooks mit Tiger Lake noch nicht zu kaufen sind, stellte Intel in München für einen Tag ein Referenzdesign zur Verfügung. Das Prototypen-Notebook war mit dem schnellsten Tiger-Lake-Modell Core i7-1185G7 bestückt, der bis zu 4,8 GHz im Turbo schafft. Intel gewährte den Testern bis auf das Aufschrauben des Geräts freie Hand.
Schon bei 15 Watt schlägt Tiger Lake im Cinebench R20 alle Notebook-Prozessoren bei der Singlethreading-Leistung. Mit 28 Watt sind dann 599 (single) und 2249 (multi) Punkte drin; letzteres ist ebenbürtig mit Sechskernern der Serien Core i-10000U und Ryzen 4000U. Um das ins Verhältnis zum Zustand vor einem Jahr zu setzen: Selbst 45-Watt-Hexacores wie der in Gaming-Notebooks weit verbreitete Core i7-9750H schaffen bestenfalls rund 440 und 2600 Punkte, in vielen Notebooks weniger.
Xe verdoppelt Grafikleistung
Auch die Xe-Grafik mit 96 Clustern, bei Intel EUs genannt, löst viele Versprechen ein. Der 3DMark lief problemlos – das war bei Ice Lake anfangs noch ganz anders. Ein Gesamtwert von 1519 und 1802 bei Time Spy (15/28 Watt) kann sich für integrierte Grafik mehr als sehen lassen: Die kleinen GeForce-MX-GPUs von Nvidia, die Notebookhersteller oft aus Marketinggründen verbauen, sind nun obsolet. Etwas ältere Titel wie Rise of the Tomb Raider sind mit hohen Details mit 26 und 34 Bildern pro Sekunde (Preset „Hoch“, DX11, Full-HD, 15/28 Watt) annehmbar spielbar.
Schwierigkeiten gab es aber mit DirectX 12: Sowohl Rise of the Tomb Raider wie Shadow of the Tomb Raider starteten entweder nicht mit Hinweis auf einen abgestürzten Grafiktreiber oder produzierten sichtbare Bildfehler. Der in Metro Exodus enthaltene Benchmark ließ beim Start mit DirectX 12 mehrere Minuten auf sich warten; das eigentliche Spiel stürzte schon im Menü ab. Um all das zu lösen, sollen bis zum Marktstart, der frühestens im Oktober erfolgt, noch gründlich überarbeitete Grafiktreiber zur Verfügung stehen.
Den bei Notebooks nicht unwichtigen Aspekt Akkulaufzeit konnten wir auf dem Referenzgerät mangels Zeit gar nicht testen; auch hier muss also noch auf Serien-Hardware gewartet werden. Und nicht zuletzt bleibt spannend, für welche cTDPs sich die Hersteller denn in ihren konkreten Systemen entscheiden werden. Bislang liefen nur wenige Notebooks mit hochgedrehter cTDP; das Gros verblieb bei 15 Watt – was 1:1 auf die Performance durchschlägt.
Fazit
Tiger Lake ist als Intels Hoffnungsträger für kleine und leichte Notebooks ein großer Schritt nach vorne. Bei Singlethreading liegt Intel deutlich vorne, bei Multithreading schafft man mit vier Kernen die Performance, für die AMD sechs braucht – wenngleich es bei Ryzen 4000U aber bis zu acht Kerne und dadurch noch mehr Power gibt. Von sechs CPU-Kernen, wie Intel sie zuletzt (in homöopathischen Dosen) aus seiner 14-Nanometer-Fertigung gequetscht hat, fehlt derzeit noch jede Spur; irgendwann später will Intel Tiger Lake mit bis zu acht Kernen bringen. Da die meisten Notebooks nicht mit den absoluten Top-Prozessoren verkauft werden, ist es verständlich, dass Intel die erst jetzt halbwegs rund laufende 10-Nanometer-Fertigung zunächst für Mainstream-Modelle nutzt. (mue@ct.de)
Tiger Lake: Performance-Vergleich | |||||
CPU | Kerne / Threads | Notebook | Cinebench R20 | GeekBench 5 | 3DMark (Time Spy) |
Core i7-1185G7 | 4 / 8 | Pre-Production (15W) | 561 / 1601 | 1594 / 4840 | 1519 |
Core i7-1185G7 | 4 / 8 | Pre-Production (28W) | 599 / 2249 | 1593 / 6053 | 1802 |
zum Vergleich | |||||
Core i7-1065G7 | 4 / 8 | LG Gram 17 | 431 / 1232 | 1332 / 3949 | 801 |
Core i7-1065G7 | 4 / 8 | Dell XPS 13 (9300) | 457 / 1674 | 1292 / 4720 | 857 |
Core i5-1038G7 | 4 / 8 | Apple MacBook Pro 13 | 437 / 1808 | 1254 / 4332 | k. A. |
Core i7-10710U | 6 / 12 | MSI Prestige 14 | 412 / 2267 | 1179 / 5147 | k. A. |
Core i7-10510U | 4 / 8 | Asus ExpertBook B9 | 372 / 1191 | 1220 / 3208 | 445 |
Core i5-L16G7 | 5 / 5 | Samsung Galaxy Book S | 208 / 575 | 670 / 1454 | 395 |
Ryzen 7 4800U | 8 / 16 | Lenovo IdeaPad 5 | 484 / 3944 | 1156 / 6720 | 1216 |
Ryzen 7 4700U | 8 / 8 | Lenovo Yoga Slim 7 | 469 / 2617 | 1113 / 5596 | 1166 |
Ryzen 5 Pro 4650U | 6 / 12 | Lenovo ThinkPad T14s | 455 / 2277 | 1107 / 4872 | 937 |
Ryzen 5 4500U | 6 / 6 | Acer Swift 3 (SF314-42) | 447 / 1919 | 1080 / 4151 | 963 |
Core i9-10980HK | 8 / 16 | Asus Zephyrus Duo 15 | 525 / 3990 | 1367 / 8229 | k. A. |
Core i7-10750H | 6 / 12 | Dell XPS 15 (9500) | 462 / 2752 | 1246 / 6193 | k. A. |
Ryzen 9 4900HS | 8 / 16 | Asus Zephyrus G14 | 492 / 4260 | 1208 / 7990 | k. A. |
Ryzen 5 4600H | 6 / 12 | Lenovo Legion 5 | 452 / 3458 | 1120 / 6625 | k. A. |