c't 18/2021
S. 18
Titel
VPN: Provider
Bild: Andreas Martini

Tunnelblick

Elf VPN-Anbieter mit WireGuard im Vergleich

Intransparente Rabatte, vollmundige Versprechen, fragwürdige Werbeprogramme. Die VPN-Branche gibt kein gutes Bild ab, dabei geht es doch um Vertrauen. Wer genau hinschaut, findet aber auch datenschutzfreundliche VPN-Anbieter mit klaren Tarifen und nützlichen Funktionen.

Von Keywan Tonekaboni

Wenn das Internet die Datenautobahn ist, dann sind die VPN-Anbieter die Gebrauchtwagenhändler des Internets. Es gibt unzählige Anbieter mit teils großspurigen Versprechen zu Anonymität, Privatsphäre und Sicherheit. Dabei sind einige der vollmundigen Behauptungen schlicht falsch und andere lassen sich nicht verifizieren.

Dieser Artikel soll etwas Klarheit in die trübe VPN-Angebotssuppe bringen. Der Fokus liegt auf Anbietern für Privatpersonen, die sich in öffentlichen WLANs schützen wollen oder sich im Netz mit einer im Ausland verorteten IP-Adresse bewegen möchten. Wir erklären, worauf es bei der Auswahl eines VPN-Anbieters ankommt und von welchen gewagten Werbeaussagen Sie sich nicht blenden lassen sollten.

Wer ein VPN verwenden möchte, muss dem Anbieter vertrauen. Was auf dem Server passiert, bleibt für Außenstehende verborgen. Daher sollte zumindest der Verbindungsaufbau so transparent wie möglich sein. Unsere Übersicht haben wir deshalb auf solche Dienstleister eingeschränkt, die Verbindungen mittels WireGuard über die im Betriebssystem integrierte VPN-Funktion oder die Zugangssoftware des WireGuard-Projekts anbieten. WireGuard ist sicher, schnell und besonders für den mobilen Einsatz geeignet, mehr zu VPN-Protokollen erklärt der Artikel ab Seite 26. Anbieter mit Open-Source-Apps haben wir ebenfalls mit aufgenommen.

Wir haben elf Anbieter ausgemacht, die diesen Kriterien entsprechen: AzireVPN, Hide.me, IVPN, Mozilla VPN, Mullvad, OVPN, Private Internet Acccess (PIA), StrongVPN, VPN.AC, WeVPN und Windscribe. Was uns bei den durchs Raster gefallenen Anbietern wie CyberGhost oder NordVPN während der Recherche aufgefallen ist, haben wir dennoch festgehalten.

Marktschreier

Viele VPN-Anbieter arbeiten zum Ankurbeln der Nachfrage mit Affiliate-Marketing. Blogs und Websites mit fadenscheinigen Produkttests erhalten für Empfehlungen eine Vergütung. Das ist an sich nicht verwerflich, wenn dies dem ratsuchenden Publikum transparent gemacht wird. Das ist leider nicht immer der Fall, beziehungsweise sind die Hinweise darauf sehr versteckt. Zudem besteht die Gefahr, dass die Aussicht auf eine Provision das Testergebnis beeinflusst. Das geht sogar so weit, dass in einem Test von WireGuard-Anbietern ein VPN-Provider gewinnt, der der über WireGuard überhaupt keinen Zugang bereitstellt. Firmen wie IVPN oder Mullvad lehnen dieses Geschäftsgebaren als unseriös ab und haben ihre Affiliate-Programme, wenn überhaupt vorhanden, eingestellt (siehe ct.de/ymnu).

Mit Warnungen versuchen VPN-Anbieter, zum Abschluss eines Abonnements zu drängen.

Neben mutmaßlich gekauften Reviews und massiver Werbung in sozialen Netzwerken nutzen VPN-Anbieter noch eine weitere Masche: das Spiel mit der Angst. Wer die Webseiten von VPN-Anbietern besucht, sieht häufig eine auffällige Warnung: Die eigene Internetverbindung oder IP-Adresse sei ungeschützt. Um die Behauptung zu bekräftigen, enthält die Warnung der IP-Adresse zugeordnete Daten wie den Internet-Provider oder den vermuteten geografischen Standort. Daneben heißt es in markigen Aussagen, nur der angebotene VPN-Dienst biete Schutz, damit niemand in den Datenverkehr reinschauen kann. Dass sowohl der VPN-Anbieter selbst als auch Lauscher auf dem Weg zwischen VPN-Gateway und Zielhost weiter Einblick in den Datenstrom haben können, verschweigen die Marketing-Sprüche hingegen oft. Deutschsprachige Kundinnen und Kunden werden außerdem mit angeblich erhöhtem Datenschutz geködert.

Dagegen fragt IVPN prominent auf der eigenen Startseite „Brauchen Sie wirklich ein VPN?“ und rät explizit vom unnötigen Einsatz eines VPN-Dienstes ab. Anonymität, Schutz vor Internetkriminalität und Datensammlern wie Facebook oder Google gewährleiste ein VPN nicht. Nur wer seinem Internet-Provider nicht vertraue oder Schutz vor einem Angreifer in einem ungeschützten Netzwerk suche, oder Zensur und Geoblocking umgehen wolle, solle einen VPN-Dienst buchen.

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