MIT Technology Review 5/2016
S. 84
Fokus
Drohne

Mehr Autonomie wagen

Drohnen inspizieren Industrieanlagen, vermessen schwieriges Gelände und liefern spektakuläre Luftbilder. Noch hängen sie dabei an der langen Leine des Piloten. Aber das wird sich ändern.

Vom Spielzeug zum Lebensretter: Die Moskito-Drohne Romeo soll helfen, das Zikavirus zu bekämpfen. Ein babyblauer Behälter, nicht größer als ein kleiner ovaler Kochtopf, hängt unter dem grellorangen Spinnenkorpus mit den acht glänzenden schwarzen Rotoren. Aus dem Gefäß bläst die Drohne im Flug sterilisierte und gekühlte Mückenmännchen in die Luft. Die Tiere erwachen aus der Winterstarre, schwärmen aus und begatten weibliche Mücken – die sich dann nicht weiter vermehren können. Die Ausbreitung des Virus wird gestoppt.

Davide Scaramuzza von der Universität Zürich lehrt Drohnen, sich bei ihren Flügen selbstständig im Raum zu orientieren. Foto: Universität Zürich/ Department of Informatics

Das Konzept hat die Jury des internationalen Wettbewerbs „Drones for Good“ im Februar 2016 so überzeugt, dass es der ostwestfälische Drohnenhersteller Height Tech damit bis ins Halbfinale geschafft hat. „Nicht schlecht bei über 800 Einsendungen“, sagt Firmensprecher Marius Schröder. Bis zu 25000 sterile Mückenmännchen könnte die Drohne auf einem Flug aussetzen und so in knapp 45 Minuten tausend Quadratmeter Fläche bearbeiten – egal ob Felder, Dschungel oder eine unwegsame Favela. Danach wird einfach der Behälter ausgetauscht, und der Einsatz geht weiter. Zumindest in der Theorie.