MIT Technology Review 6/2016
S. 38
Horizonte
Mobilfunk
Aufmacherbild
Illustration: Frank Heymann

Nie wieder warten

Schneller, schöner, besser: Der Mobilfunk der Zukunft verspricht viele neue Dienste, aber auch neue Kämpfe um Netzneutralität und Monopolisierung.

Die A9 zwischen Pfaffenhofen und Raststätte Hallertau war so sicher wie nie. Jedenfalls für die beiden Testwagen, die im vergangenen November auf der viel befahrenen bayerischen Strecke unterwegs waren. Innerhalb von 20 Millisekunden konnten sie sich vor Gefahren warnen, vor Bremsmanövern oder überraschenden Spurwechseln. Über das normale Mobilfunknetz wäre das Signal mindestens 100 Millisekunden unterwegs. Das mag sich nach einem minimalen Unterschied anhören. Aber er kann darüber entscheiden, ob es zu einem Unfall kommt oder nicht. In 100 Millisekunden legt ein Auto bei 130 Stundenkilometern immerhin fast eine Fahrzeuglänge zurück.

Beim Versuch auf der A9 haben sogenannte Cloudlets den Datentransfer beschleunigt. Diese unscheinbaren silbernen Kästen befinden sich an den Mobilfunk-Basisstationen längs der Versuchsstrecke und bilden gewissermaßen lokale Mini-Clouds, daher ihr Name. Sie verarbeiten die Daten direkt vor Ort und schicken sie an die Autos zurück. V2I („Vehicle to Infrastructure“) heißt das entsprechende Kürzel. Natürlich könnten die Wagen unter gewissen Umständen auch direkt über WLAN miteinander sprechen. Das aber reicht nicht, wenn aktuelle Verkehrsinfos oder aufwendige Berechnungen hinzukommen sollen, etwa um ganze Lkw-Flotten zu dirigieren.