MIT Technology Review 6/2016
S. 90
Karriere
Ausbildung

Was macht ein Sounddesigner?

Sounddesigner gestalten Töne in Filmen, in der Musik oder am Auto. Ihr Job ist es, immer den passenden Ton zu finden.

Christian Heck bei der Aufnahme von Tönen und Geräuschen. Pascal Flörks

Weit mehr als die Hälfte des Tons in europäischen Filmen ist nicht original am Set aufgenommen. Viele der Stimmen, Musiken und Geräusche werden erst in der Postproduktion hinzugefügt, bearbeitet und gemischt. Denn der Ton bestimmt, wie ein Film bei uns ankommt. „Mit akustischen Effekten bringen wir Ruhe oder Tempo, Spannung und Unterhaltung in Filme“, sagt Sounddesigner Christian Heck, der den Sound für Kino, Fernsehen, Werbung gestaltet.

Heck hat nach dem Abitur eine Ausbildung zum Mediengestalter abgeschlossen und dann an der Hochschule der Medien in Stuttgart audiovisuelle Medien studiert. „Nach dem Grundstudium spielt in der Ausbildung der gestalterisch-kreative Teil eine immer größere Rolle“, sagt Oliver Curdt, Professor für audiovisuelle Medien und Ton-Spezialist an der Hochschule.

Sounddesigner Heck hat auch den Kinderfilm „Der kleine Rabe Socke 2 – Das große Rennen“ vertont. In dem Streifen fahren Tiere auf unterschiedlich angetriebenen Fahrzeugen ein Rennen. Die Stimmen der Charaktere werden von Schauspielern im Studio gesprochen. Die Sounds und Geräusche erzeugt Heck selbst oder besorgt sie aus Geräuscharchiven.

„Bei vielen Klängen der Rennautos habe ich auf artfremde und lautmalerische Geräusche zurückgegriffen, um die gewünschte Wirkung zu erreichen“, sagt Heck. Der Rabe Socke zum Beispiel sitzt in einem Rennwagen, der von einem Bären auf einem Dreirad tretend angetrieben wird. Als Geräusch hat Heck dafür das quietschende Rasseln einer rostigen Fahrradkette gewählt. Diesen Sound hat er kombiniert mit dem kreischenden Klang der gesprochen Rabenstimme, einem hörbar aus der Puste geratenem Bären und im Hintergrund die verschiedenen Klänge der anderen Rennautos.

Christian Heck hat sich nach dem Studium selbstständig gemacht, wie etwa ein Drittel der rund 30 Absolventen jährlich, die den Studienschwerpunkt Ton abgeschlossen haben. Andere arbeiten in Tonstudios der Medienindustrie oder in der Industrie. Für Autos designen sie den Klang von Auspuffanlagen oder Blinkern. „In der Medienindustrie verdienen Sounddesign-Berufseinsteiger rund 3000 Euro monatlich, in der Autobranche auch mehr“, sagt Oliver Curdt. Der Bedarf an Klanggestaltern jeglicher Art ist groß, weil jedes Medium und fast jedes Gerät Töne erzeugt, die es zu gestalten gilt. Peter Ilg

Arbeitsmarkt

Mehr Stellenangebote durch Digitalisierung

Die Digitalisierung erhöht die Nachfrage nach Fachkräften. Im ersten Quartal 2016 legte der Hays-Fachkräfte-Index um 18 Punkte zu. Das ist der höchste Wert des Index seit Mitte 2012. Er basiert auf einer quartalsweisen Auswertung aller Stellenanzeigen in regionalen und überregionalen Tageszeitungen sowie der meistfrequentierten Online-Jobbörsen. Hays ist ein international tätiger Personaldienstleister. Stark gesucht wurden im ersten Quartal dieses Jahres insbesondere Anwendungs- und hardwarenahe Software-Entwickler. Denn die Digitalisierung braucht IT-Fachkräfte. „Die Digitalisierung unserer Volkswirtschaft kommt jetzt spürbar auf dem Arbeitsmarkt für Fachkräfte an“, sagt Hays-Vorstand Dirk Hahn. Peter Ilg

Recruiting

Einstellungstests nur für Anfänger

Unternehmen fühlen Bewerbern für Fach- und untere Führungspositionen in Einstellungsverfahren deutlich stärker auf den Zahn als potenziellen Chefs. Muss ein Spezialist in 92 Prozent aller Unternehmen unterschiedliche psychologische und diagnostische Tests absolvieren, genügt im oberen Management häufig ein guter Eindruck im persönlichen Gespräch. Das ergibt eine Studie der Beratungsgesellschaft Kienbaum unter mehr als 100 Personalverantwortlichen weltweit. Danach sind die häufigsten Methoden, um einen Kandidaten für einen Job als Fachkraft vor einer möglichen Einstellung zu testen, ein Interview und eine fachliche Handlungssimulation. Auf Vorstands- oder Geschäftsführungslevel sind solche Simulationen unüblich. Die häufigste Methode ist hier allein das persönliche Gespräch. Psychologische Testmethoden setzen Unternehmen auch dann ein, wenn es um interne Beförderungen geht. Peter Ilg

Cybercrime

Schwierige Schuldfrage bei Datendiebstahl

Zwei von drei Industrieunternehmen sind in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren Opfer von Datendiebstahl, Wirtschaftsspionage oder Sabotage geworden. Das hat eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 504 Unternehmen des produzierenden Gewerbes ab zehn Mitarbeitern ergeben.

Besonders schwierig bei solchen Angriffen ist die Haftungsfrage. In Betracht kommen der Hacker, der Programmierer der Produktionssoftware, der Datenschutzbeauftragte und die Firmenleitung. „Weil es gleich mehrere Haftende gibt, hat der Schuldner die Wahl und wird sich logischerweise für den entscheiden, bei dem es das meiste zu holen gibt“, sagt Eric Hilgendorf, Professor und Leiter der Forschungsstelle RobotRecht an der juristischen Fakultät der Universität Würzburg.

Hinzu kommen neue Sorgfaltspflichten für alle Beteiligten. Denn sollte ein Hacker zum wiederholten Mal dasselbe Einfalltor nutzen, um in Unternehmensnetze einzudringen, handelt zum Beispiel der Datenschutzbeauftragte fahrlässig, sofern er die Sicherheitslücke nicht schließt, und muss für den Schaden aufkommen. Das kann Schadensersatz für den Produktionsausfall bedeuten und ihn die Existenz kosten.

Inzwischen bieten Versicherungen Policen zum Schutz vor Cyberattacken an. Die richten sich allerdings an die Großunternehmen. Für den Mittelstand arbeitet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft an Musterlösungen. Peter Ilg