MIT Technology Review 8/2016
S. 29
Am Markt

INFOTECH

Computer im Stick

Der Chromebit CS10 macht einen Monitor oder Fernseher mit wenigen Handgriffen zum Computer. Er wird dazu einfach in den HDMI-Anschluss gesteckt. Tastatur und Maus lassen sich per Bluetooth oder – mit einem Zusatzteil – per USB anbinden. Der Mini-Rechner läuft mit Googles Betriebssystem Chrome OS, hat 16 Gigabyte Speicherplatz, schnelles WLAN und eine automatische Updatefunktion. Bis zu 100 Gigabyte lassen sich in Googles Cloud ablegen. Laut Hersteller stehen im Chrome Web Store „Tausende Apps“ für den Chromebit bereit. Anwendungen, die es noch nicht als Chrome-OS-Programm gibt, kann man auch über den integrierten Browser nutzen. Dazu sollte man allerdings ausreichend Google-affin sein.

Produkt: Chromebit CS10 Hersteller: Asus Preis: 140 Euro Link: www.asus.com/de/Chrome-Devices/Chromebit-CS10

AUSPROBIERT

Zahl’s direkt – nur wo?

Mit Paydirekt wollen deutsche Banken PayPal Konkurrenz machen. Haben sie eine Chance?

Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust. Einerseits finde ich es praktisch, mit PayPal zu bezahlen. Andererseits möchte ich großen US-Konzernen nicht mehr Daten liefern als nötig. Da kommt das Zahlverfahren Paydirekt gerade recht, hinter dem zwei Dutzend deutsche Banken stehen. Ende 2015 ging der Dienst online, seit April sind auch die Sparkassen dabei.

Zur Anmeldung brauche ich lediglich ein Girokonto, das für Online-Banking freigeschaltet ist – und etwas Geduld. Nach einigem Hin und Her von Bestätigungs-Mails, Transaktionsnummern, Fehlermeldungen und angeblich unsicheren Passwörtern ist mein Konto schließlich aktiviert. Die Prozedur ist nervig, aber auch nicht nerviger als bei anderen Zahlsystemen (siehe TR 3/2015, S. 25).

Nun würde ich gerne probeweise etwas kaufen – nur wo? Am Henne-Ei-Problem (keine Händler – keine Kunden; keine Kunden – keine Händler) ist schon manches Zahlsystem gescheitert. Ich hatte allerdings gehofft, dass die größten deutschen Banken gemeinsam genug Wucht aufbringen würden, um ein halbes Jahr nach Marktstart wenigstens eine digitale Grundversorgung bieten zu können. Und nun dies: Nur 90 Onlineshops nennt die Paydirekt-Webseite, noch dazu eine ziemlich obskure Mischung: Zu bekannten Marken wie Alternate, Haribo und SebaMed gesellen sich „dasdirndltascherl.de“ oder „Auspuffonline24.de“. Auch Terrassenüberdachungen oder Lehrmaterial für Privatpiloten könnte ich per Paydirekt bezahlen. Aber Musik, Bücher, Filme, Downloads? Weitgehend Fehlanzeige. Im April meldete Paydirekt zwar, Saturn und Media Markt an Bord geholt zu haben, aber davon ist noch nichts zu sehen.

Die Bezahlung selbst funktioniert so einfach wie bei PayPal: Benutzername und Passwort eingeben, fertig. Eine App hilft, den Überblick über die Transaktionen zu halten. Der Betrag wird vom Girokonto abgebucht, Reklamationen sind noch 30 Tage später möglich. Alle Daten bleiben bei meiner Bank. Für Kunden ist das Ganze gebührenfrei, zu den Kosten für Händler macht das Konsortium keine Angaben.

Insgesamt also ein elegantes System, sollte man meinen. Aber da ist noch eine Kleinigkeit: Ich muss bei jedem neuen Händler erneut Name, Anschrift und das ganze Pipapo angeben. Bei PayPal hingegen werden Liefer- und Rechnungsadressen bequem aus meinen dort hinterlegten Daten übernommen. Dabei hatten die deutschen Banken jahrelang Zeit, von PayPal zu lernen.