ROBOTIK
Exoskelett lässt Gelähmte wieder greifen
Der querschnittsgelähmte Proband nimmt einen Kartoffelchip und steckt ihn in den Mund. Seine Mitprobanden heben ein Blatt Papier, schreiben oder essen mit der Gabel. Zuvor konnten sie wegen einer Rückenmarksschädigung, die auch die Beweglichkeit der Arme einschränkt, nichts mehr sicher greifen und halten. Ein Hilfsgerüst ermöglicht ihnen nun wieder viele Handgriffe. Die in der Entwicklung befindliche Konstruktion eines Teams unter der Führung der Universität Tübingen umschließt den rechten Daumen und Zeigefinger. Bewegt wird sie per Gedankenkraft, wie die Forscher um Surjo Soekadar im neu gestarteten Fachjournal „Science Robotics“ berichteten (DOI: 10.1126/scirobotics.aag3296).
Um das Exoskelett zu schließen, müssen sich die Probanden für 1,5 Sekunden das Schließen ihrer Finger vorstellen. Weiche Polyamid-Elektroden ohne klebrige Paste registrieren dabei die Aktivität der zuständigen Gehirnarreale. Diese Signale übersetzt ein am Rollstuhl angebrachter Tablet-Computer in Steuerbefehle für das Hilfsgerüst. Schon nach wenigen Tests und nur zehn Minuten Einübungszeit konnten die Teilnehmer das Schließen der Finger bewirken. Vor allem das Loslassen war mit früheren Systemen in 30 Prozent der Fälle ein Problem. Deshalb muss für den Befehl jetzt zusätzlich eine starke seitliche Augenbewegung erfolgen. VERONIKA SZENTPÉTERY-KESSLER