MIT Technology Review 1/2017
S. 20
Aktuell

ROBOTIK

Exoskelett lässt Gelähmte wieder greifen

Das Hand-Exoskelett wird per Gedankenkraft gesteuert. Foto: M. Cortese/ Applied Neurotechnology Lab/ Universität Tübingen

Der querschnittsgelähmte Proband nimmt einen Kartoffelchip und steckt ihn in den Mund. Seine Mitprobanden heben ein Blatt Papier, schreiben oder essen mit der Gabel. Zuvor konnten sie wegen einer Rückenmarksschädigung, die auch die Beweglichkeit der Arme einschränkt, nichts mehr sicher greifen und halten. Ein Hilfsgerüst ermöglicht ihnen nun wieder viele Handgriffe. Die in der Entwicklung befindliche Konstruktion eines Teams unter der Führung der Universität Tübingen umschließt den rechten Daumen und Zeigefinger. Bewegt wird sie per Gedankenkraft, wie die Forscher um Surjo Soekadar im neu gestarteten Fachjournal „Science Robotics“ berichteten (DOI: 10.1126/scirobotics.aag3296).

Um das Exoskelett zu schließen, müssen sich die Probanden für 1,5 Sekunden das Schließen ihrer Finger vorstellen. Weiche Polyamid-Elektroden ohne klebrige Paste registrieren dabei die Aktivität der zuständigen Gehirnarreale. Diese Signale übersetzt ein am Rollstuhl angebrachter Tablet-Computer in Steuerbefehle für das Hilfsgerüst. Schon nach wenigen Tests und nur zehn Minuten Einübungszeit konnten die Teilnehmer das Schließen der Finger bewirken. Vor allem das Loslassen war mit früheren Systemen in 30 Prozent der Fälle ein Problem. Deshalb muss für den Befehl jetzt zusätzlich eine starke seitliche Augenbewegung erfolgen. VERONIKA SZENTPÉTERY-KESSLER

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

Chatbot verhandelt um Rabatte

Der Kundenservice des US-Internetproviders Comcast hat einen lausigen Ruf. Nun nimmt ein Chatbot des Start-ups Trim genervten Nutzern die Interaktion mit der Hotline ab. Er besteht aus einer kostenlosen Erweiterung des Chrome-Browsers. Nutzer müssen lediglich Namen sowie Vertragsnummer eingeben und anklicken, was sie erreichen wollen. Derzeit gibt es nur die Option „Ich will einfach mehr Geld“ – also Rabatte oder gesenkte Gebühren. Künftig soll der Bot auch Beschwerden über langsame Verbindungen oder Internetausfälle übernehmen.

Der Bot loggt sich unter dem Namen des Kunden in einen Chat mit dem Kundendienst ein und bringt Argumente vor, die sich laut Trim in der Vergangenheit bewährt haben. Dabei ist er darauf getrimmt, sich keine schlechteren Konditionen aufschwatzen zu lassen, etwa verlängerte Kündigungsfristen. Der Nutzer kann die Verhandlungen live mitverfolgen und Spiele spielen, während der Bot auf die Antworten wartet. Laut Trim-Gründer Thomas Smyth hat der Bot bereits „ein paar Tausend“ Fälle mit einer Erfolgsquote von 70 Prozent und einer durchschnittlichen Ersparnis von zehn Dollar abgewickelt.

Das Kerngeschäft von Trim besteht aus einem Bot, der anhand von Kontauszügen und Kreditkartenrechnungen hilft, überflüssige Gebühren, Abonnements oder sonstige regelmäßige Zahlungen aufzuspüren und zu kündigen. GREGOR HONSEL

watchlist politik

Geld für Ladesäulen

300 Millionen Euro will der Bund in ein flächendeckendes Netz von Ladestationen stecken. Bis 2020 sollen 5000 schnelle und 10 000 normale Stationen entstehen – unter anderem an allen bewirtschafteten Autobahnraststätten.

erst fragen, dann scannen

Der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass vergriffene Bücher nur noch dann gescannt und digital verbreitet werden dürfen, wenn die Autoren vorher um Erlaubnis gefragt werden. Bisher mussten die Autoren von sich aus aktiv werden, um die Verbreitung zu untersagen.

Warnung vor Globuli

Frei verkäufliche homöopathische Medikamente, deren Wirksamkeit nicht nachweislich über den Placebo-Effekt hinausgeht, müssen in den USA künftig einen entsprechenden Warnhinweis tragen. Dies schreibt eine neue Richtlinie der US-Verbraucherschutzbehörde FTC vor.

Weniger Steuern für Reparaturen

Das schwedische Verbraucherministerium will die Mehrwertsteuer für Reparaturen senken, um den Ressourcenverbrauch zu senken und den Arbeitsmarkt anzukurbeln.

Verbot von Dieselautos

Paris, Mexiko-Stadt und Madrid wollen bis 2025 Diesel-Pkws aus dem Stadtgebiet verbannen. Damit wollen die Metropolen ihre Luftqualität verbessern.

Mehr transparenz für Netzzugang

Internetprovider müssen ihre Kunden künftig besser über die Details ihrer Verträge aufklären – zum Beispiel nicht nur über die maximale, sondern auch die realistischerweise zu erwartende Bandbreite.