MIT Technology Review 12/2017
S. 3
Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Wir erleben derzeit nicht einfach nur die nächste Phase der Industriellen Revolution. Wir stecken inmitten einer neuen Renaissance. So jedenfalls argumentierte Ian Goldin von der Universität Oxford jüngst in „Nature“, einem der weltweit renommiertesten Forschungsjournale. Die These ist angesichts der Entwicklungen auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz oder in der Biotechnologie nicht von der Hand zu weisen. Radikal neues Wissen stellt althergebrachte Glaubenssätze infrage – von Wissenschaft über Politik bis Wirtschaft. Wie grundlegend sich etwa die Medizin verändern wird, beschreiben wir ab Seite 82.

Doch für Goldin ist das nur die eine Parallele. Die zweite ist weit ernüchternder und eine Mahnung für die Zukunft: Die erste Renaissance zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert endete in Glaubenskriegen und massiver gesellschaftlicher Ungleichheit.

Werden wir es diesmal besser machen? Wieder drohen die Früchte des Wandels nur einer kleinen gesellschaftlichen Schicht zugute zu kommen. Die Reaktion auf Ängste in der Bevölkerung ist allzu oft nur ein tröstendes: Wird schon. Wir können euch zwar nicht sagen, welche Jobs ihr künftig haben werdet, aber keine Sorge: Es wird Arbeit geben. Diese Annahme dürfte sogar zutreffen, allerdings ist sie nicht die Antwort auf die eigentlich entscheidende Frage: zu welchen Bedingungen? Werden Menschen künftig zu schlecht bezahlten Marionetten intelligenter Maschinen? Um sie zu beantworten, haben wir gemeinsam mit dem Institut für Innovation und Technik eine große Umfrage durchgeführt. Wir wollten wissen: Wie schaffen wir es, dass die Arbeit auch in Zukunft menschlich bleibt? Ab Seite 52 lesen Sie die Schlussfolgerungen.

Zum Abschluss möchte ich Sie auf unseren „Innovators Summit Digital Health“ am 22. November in Berlin aufmerksam machen. Erfahren Sie in einer intensiven Kombination aus Konferenz und Workshop, was künstliche Intelligenz und digitale Vernetzung für die Medizin bedeuten:

www.heise-events.de/tr_health2017

Ich begrüße Sie in unserer Dezember-Ausgabe.

Ihr

Robert Thielicke

Unterschrift