Technology Review Special 2017
S. 66
Digital
Deep Learning

Endlich verständlich

Jahrelang ließen automatische Übersetzungen allenfalls erahnen, was sie bedeuten sollen. Ein Kölner Start-up setzte 2017 nun neue Maßstäbe.

Vor etwa eineinhalb Jahren gab es bereits einmal einen Durchbruch bei maschinellen Übersetzungen zu melden: Baidu, Facebook und Google führten selbstlernende neuronale Netze ein. Diese schlugen aus dem Stand heraus sogar thematisch spezialisierte herkömmliche Übersetzungssoftware. Mitte 2017 hat das Kölner Start-up DeepL die Latte noch höher gelegt. „Die Qualität ist noch mal eine Ecke besser als bei Google“, sagt Ralph Krüger vom Institut für Translation und Mehrsprachige Kommunikation an der TH Köln.

Wie Google arbeitet auch DeepL mit einem neuronalen Netz, das Texte von links nach rechts verarbeitet. Allerdings gibt es zusätzlich einen starken „Aufmerksamkeits-Mechanismus“, der während der Verarbeitung zwischen den Satzteilen gewissermaßen vor- und zurückspringen kann. „Wir können in jedem Arbeitsschritt verschiedene Bereiche der vorherigen Verarbeitung berücksichtigen und entscheiden, welche Information für den derzeitigen Arbeitsschritt wichtig ist“, sagt Redaktionsleiterin Silvia Lipski. Dazu kommt: Das Start-up betreibt seit 2009 die Suchmaschine Linguee, die Satzpaare aus menschlichen Übersetzungen zusammensucht, etwa aus Patenttexten oder EU-Dokumenten. „Wir denken nicht, dass Google uns kurz- oder langfristig überholen kann“, sagt Lipski.