Technology Review Special 2017
S. 98
Wünsche für 2017

Was 2017 nicht passierte...

Fotos: imago/ZUMA Press, ddp images/Matthias Rietschel, Fotokostic/Shutterstock.com

Verbot für Glyphosat: Ende November 2017 hat die Europäische Kommission die Zulassung für das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat nun doch um weitere fünf Jahre verlängert. 18 von 28 Ländern stimmten zu – darunter auch Deutschland. Der Alleingang von Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) führte zu Streit in der geschäftsführenden Regierung und massiver Kritik in der Bevölkerung. Anlass sind vor allem befürchtete Gesundheitsgefahren: Die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC), ein Gremium der WHO, hält das Herbizid für „wahrscheinlich krebserregend“ – zählt in diese Kategorie aber auch den Verzehr von rotem Fleisch, Heißgetränke über 65 Grad und Schichtarbeit. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hingegen sieht keine Krebsgefahr. Es fällte sein Urteil aber unter anderen Gesichtspunkten: Es bewertete nicht, ob das Mittel grundsätzlich schädlich ist, sondern ob die von Menschen aufgenommene Menge ein Problem darstellt. Einig ist man sich, dass Glyphosat die Artenvielfalt reduziert, weil bei weniger Unkraut auch weniger Tiere überleben. Auf der anderen Seite fehlen derzeit umweltfreundlichere Alternativen (siehe TR 7/2016, S. 46).

Bahn ist pünktlich: 80 Prozent der Fernverkehrszüge sollten 2017 unter sechs Minuten Verspätung haben. Nun wird der Wert wohl unter den 79 Prozent von 2016 liegen. Schuld sind laut DB vor allem die Stürme Xavier und Herwart, die die Pünktlichkeit im Oktober auf 74,3 Prozent haben absinken lassen. Allerdings waren die Werte von Juli bis August nur unwesentlich besser.

Die weltweit erste Kopftransplantation: Erst wollte Sergio Canavero die Operation Ende 2017 durchführen, dann Anfang 2018. Nun sieht es so aus, als komme er zumindest in absehbarer Zeit gar nicht dazu. In China, wo Canavero die OP geplant hatte, kündigte die Aufsichtsbehörde Bedenken an. Huang Jiefu, Vorsitzender des chinesischen Transplantations-Komitees, sieht technische Barrieren und „ernsthafte ethische Fragen“, sagte er der Zeitung „China Daily“. „Die Wiederherstellung von geschädigten Rückenmarksnerven und Gehirnzellen ist eine Hürde, die noch niemand genommen hat.“

Sieg des Quantencomputers: Theoretisch ist ein Quantencomputer nicht nur millionenfach schneller als ein herkömmlicher Computer. Solch ein Rechner sollte auch Probleme lösen können, an denen ein klassischer Computer komplett scheitert. Google zeigte sich 2016 sehr optimistisch, bis Ende 2017 einen selbst entwickelten Quantenchip mit 50 Qubits bauen zu können, der diese Quanten-Überlegenheit beweisen sollte.

Es hat sein Ziel noch nicht erreicht. Dafür wird das Rennen um den Quantencomputer nun umso spannender: IBM stellte Anfang November einen Quantenchip mit 20 Qubits für Forschung und Entwicklung über eine Online-Schnittstelle zur Verfügung. Außerdem wollen die Forscher einen Chip-Prototyp mit 50 Qubits erfolgreich getestet haben.

Durchmarsch der Propaganda-Bots: Seit nach und nach klarer wurde, wie sehr die US-Präsidentenwahl durch Fake News, gestohlene Daten und Chatbots beeinflusst wurde, wuchs die Nervosität deutscher Experten. Sie befürchteten, dass russische Hacker auch in die Bundestagswahl eingreifen könnten. Als Indiz dafür galt etwa ein Angriff auf die Server des Bundestags, bei dem 2015 angeblich 16 Gigabyte an Daten gestohlen wurden – auch vom Wahlkreisbüro Angela Merkels. Tatsächlich erwies sich das Ausmaß der „computergesteuerten Propaganda“ im Bundestagswahlkampf als relativ gering. Auf vier in sozialen Medien geteilte politische Nachrichten kam eine offensichtliche Fake News, die oft von Bots weiterverbreitet wurde, ermittelte das Oxford Internet Institute. Die Wirkung blieb jedoch gering. Den Forschern zufolge konsumieren deutsche User offenbar viel mehr professionelle Nachrichten als Bürger in den USA und Großbritannien.

Foto: NASA, Google; Illustration: Mathis Rekowski

Zum Mond und zurück: Eigentlich sollte die chinesische Mondmission Chang’e 5 im Dezember 2017 starten, um Bodenproben zur Erde zu bringen. Allerdings hatte die Trägerrakete „Langer Marsch 5“ im Juli 2017 nicht die geplante Flugbahn erreicht. Nun wird Chang’e 5 nicht vor 2019 starten. Für Dezember 2018 ist jetzt die ebenfalls verspätete Mission des Rovers Chang’e 4 mit einer anderen Rakete geplant. Er soll den Südpol des Mondes erforschen, aber ohne Bodenproben zurückzubringen.