NACHRUF
Robert William Taylor: Vater der digitalen Vernetzung
Mehr als eine Milliarde Menschen nutzen täglich Facebook, WhatsApp und andere Dienste, um sich via Internet auszutauschen. Die wenigsten von ihnen aber kennen den Mann, der die Entwicklung dazu in Gang setzte: Robert William Taylor. Der studierte Psychologe interessierte sich anfangs wenig für die damals neuen Computer. Erst die Begegnung mit dem Computer-Pionier Joseph Licklider, der sein Interesse an Psychoakustik teilte, zog Taylor in die neue Technologie hinein. Die beiden trafen sich 1962, und sie begannen, über Interaktion mittels Computern nachzudenken.
Als Taylor 1965 selbst bei der US-Forschungsbehörde ARPA anheuerte, koordinierte er drei Gruppen in Santa Monica, Berkeley und Cambridge jeweils über ein eigenes Computerterminal. Zu umständlich – Taylor fragte sich, ob man die drei Rechner nicht miteinander verbinden könnte. Im Februar 1966 überzeugte er den Direktor der ARPA von der Idee und bekam ein Forschungsbudget von einer Million Dollar. Das damit entwickelte „ARPAnet“ startete im Oktober 1969 und wurde zur Grundlage des Internets.
Es sei ihm nie um ein atomkriegssicheres Kommunikationsnetz gegangen, betonte Taylor, sondern um den Austausch von Menschen an verschiedenen Orten via Computer. „Wir glauben, dass wir in ein technisches Zeitalter eintreten, in dem wir mit der ganzen Fülle lebendiger Information interagieren werden, als aktive Teilnehmer“, schrieb er zusammen mit Licklider 1968 in einem grundlegenden Fachaufsatz. Ein Jahr nach dem Start von ARPAnet verließ Taylor die ARPA und stellte am neu gegründeten Forschungszentrum Xerox Parc ein Forschungsteam zusammen. Unter dessen Erfindungen waren: der erste PC der Geschichte, genannt Alto, die Ethernet-Technologie sowie die Grundlagen für Laserkopierer und Schreibprogramme à la Word. „Taylor war der Hauptarchitekt unserer modernen Welt“, urteilt die Stanford-Historikerin Leslie Berlin. Im April 2017 ist Taylor im Alter von 85 Jahren gestorben. Niels Boeing