Technology Review Special 2017
S. 24
Medizin
Gentherapie
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Foto: NIAID/NIH/ Wikipedia

Immunsystem scharfgemacht

Die USA preschen mit zwei Gentherapien gegen Tumore voran. Selbst in ausweglosen Fällen haben sie bereits Leben gerettet, sind aber auch extrem riskant. Europa wartet daher auf mehr Sicherheit.

Es war ein Durchmarsch, den es so wohl nur in den USA geben kann. Gewöhnlich braucht es jahrzehntelange Forschung und dann ordnerweise Studien, bis ein vollkommen neuer medizinischer Ansatz in die klinische Praxis gelangt. Novartis aber musste im Wesentlichen nur eine Studie an 88 Kindern und jungen Erwachsenen vorlegen, um im August 2017 die Zulassung für Kymriah zu bekommen, die weltweit erste Gentherapie gegen Krebs. Im Oktober folgte das US-Unternehmen Kite Pharma, ebenfalls mit einer Gentherapie gegen Tumore.

Die Vorarbeiten für die revolutionäre Therapie begannen im Jahr 2010. Damals gelang es den Forschern Carl June und Steven Rosenberg vom National Cancer Institute in den USA, T-Zellen aus dem menschlichen Immunsystem so zu verändern, dass sie Krebszellen klein häckseln – und zwar hocheffizient. „Das ist mit Abstand die potenteste Waffe gegen Krebs, die wir je hatten“, sagt Jürgen Krauss, Leiter der Sektion für Klinische Immuntherapie am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg.