Medizin
Krebs im Blut erkennen
Bisher musste Patienten für eine Krebsdiagnose meist eine Gewebeprobe entnommen werden. Viele Forscher suchen deshalb im Blut nach zuverlässigen Hinweisen auf Krebs. Allerdings gebe es „so viele Arten von Krebs, dass es nicht erfolgversprechend war, Marker im Blut zu finden“, sagt Andy Tao von der Purdue University.
Solche Marker sind beispielsweise Phosphoproteine. Ihre Existenz weist auf Metastasen hin. Da die Phosphoproteine im Blut jedoch von Enzymen aus der Leber abgebaut werden, waren sie dort bisher kaum zu entdecken.
Der Biochemiker Tao hat jetzt mit seinem Team bei 30 Brustkrebspatientinnen trotzdem erhöhte Werte für 144 Phosphoproteine nachgewiesen. Wie die Forscher herausfanden, sind die Phosphoproteine auch in Vesikeln enthalten – kleinen Bläschen im Blut, die für die Kommunikation zwischen Zellen zuständig sind. In den Vesikeln sind sie durch eine Membran vor den Enzymen aus der Leber geschützt. So konnten die Krebs-Marker selbst in fünf Jahre alten Blutproben nachgewiesen werden.
Für die in den „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlichte Studie (DOI: 10.1073/pnas.1618088114) trennte Taos Team die Vesikel mit einer Zentrifuge vom Blut und bestimmte anschließend die dort enthaltenen Phosphoproteine mit einem Massenspektrometer.
Die Forscher gehen davon aus, dass die Diagnose über Phosphoproteine auf verschiedene Varianten von Krebs übertragbar ist. Denn alle Krebsarten würden Vesikel aussenden, die eine wichtige Rolle bei der Metastasenbildung spielen. Damit wäre es Tao zufolge künftig möglich, Untersuchungen zur Vor- und Nachsorge anzubieten, die günstig sind und ohne Gewebeproben auskommen. MARCO LEHNER