Indien
„Wir wollen das All für alle zugänglich machen“
Der 18-jährige Inder Rifath Shaarook aus der Stadt Pallapati in Südindien hat mit seinem Team den leichtesten Satelliten der Welt gebaut. Die Nasa wählte ihn jetzt für eine Exkursion ins All aus.
TR: Rifath, wie bist du auf die Idee gekommen, den leichtesten Satelliten der Welt zu bauen?
Rifath Shaarook: Alles hat vor rund zwei Jahren angefangen. Wir sind ein Team von sieben Leuten, die hier in Chennai bei Space Kidz India zusammenarbeiten. 2015 hatten wir einen Heliumballon mit einem Satelliten entwickelt, mit dem wir Wetterdaten sammeln wollten. Doch als wir erfahren haben, wie teuer es ist, einen solchen Satelliten ins All zu schießen, war uns klar, dass unser Satellit zu schwer ist. Also haben wir Schritt für Schritt daran gearbeitet, das Gewicht zu reduzieren, zunächst auf ein Kilogramm und jetzt auf 64 Gramm.
Und wie habt ihr den Satelliten gebaut?
Um das Gewicht zu reduzieren, haben wir zunächst einmal neue Materialien verwendet. Vor allem carbonfaserverstärkten Kunststoff. Außerdem haben wir einen 3D-Drucker benutzt. Alles, um die Kosten gering zu halten.
Wie viel hat euer Satellit am Ende gekostet?
Die Kosten für das Material beliefen sich auf 1,56 Dollar.
Was kann der Satellit?
In erster Linie handelt es sich dabei um eine technische Demonstrationsmission. Unser Satellit hat zwar acht Sensoren und einen Computer an Bord, der die Beschleunigung, die Rotation oder das Magnetfeld messen kann. Aber es geht vor allem darum zu zeigen, wie stabil unser kleiner Satellit ist und wie sich unsere Materialien aus dem 3D-Drucker unter den Bedingungen im All verhalten. Sollte alles glattgehen, können wir diesen Ansatz bei zukünftigen Missionen nutzen, wodurch alles günstiger wird.
Die Nasa will euren Satelliten ins All schießen. Wie wurde sie auf das Projekt aufmerksam?
Das Unternehmen idoodle hat zusammen mit der Nasa den Wettbewerb „Cubes in Space“ veranstaltet. Dort haben wir unseren kleinen Satelliten eingereicht. Es gab insgesamt 86000 Bewerbungen aus 57 Staaten. Wir waren unter den 80 Gewinnern das einzige Team aus Indien.
Und was machst du, wenn du nicht gerade Satelliten baust?
Meine Hobbys? Ich beschäftige mich sehr gern mit grafischen Animationen. Also ich sitze viel vor dem Computer. Ich interessiere mich aber vor allem für die Erforschung des Weltalls und für Erfindungen, mit denen das gelingen kann.
Sind deine Eltern auch so vom Weltall fasziniert?
Ja, mein Vater war selbst Astronom. Er hat sich bis zu seinem Tod leidenschaftlich mit dem Weltall beschäftigt. Wir haben zu Hause zusammen am Fernseher viele Weltraumstarts angeschaut, und er hat mir alles erklärt. Damals habe ich ihm gesagt, dass ich mal meinen eigenen Satelliten ins All schicken möchte. Als ich neun Jahre alt war, ist er gestorben. Aber er ist meine Inspiration. Er hat seine Leidenschaft an mich weitergegeben.
Hast du schon Ideen für das nächste Projekt?
Ja, wir arbeiten bereits an einigen anderen Satelliten. Aber unser großes Ziel ist am Ende ein privates Raumfahrtunternehmen in Indien. Ich bin überzeugt, das Weltall ist unsere Zukunft. Unsere Zeit auf der Erde läuft ab, deshalb wollen wir das All für alle zugänglich machen.
INTERVIEW: MICHAEL RADUNSKI