Liebe Leserinnen und Leser,
Wer über Innovationen berichtet, beschäftigt sich naturgemäß vorwiegend mit Hochtechnologie. Dieses Mal aber haben wir für unsere Titelgeschichte das Gegenteil gemacht. Wir stellen Innovationen vor, die so einfach sind, dass man sich fragt: Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen?
Bereits zum dritten Mal widmen wir uns diesem Thema. Denn wir glauben, dass die Sichtweise auf den Fortschritt von einem Missverständnis geprägt ist: Immer noch wird er vor allem als eine Leiter aufgefasst, die Stufe um Stufe nach oben führt. Alles, was kommt, ist komplexer als das, was früher da war. Natürlich sind Teile der technologischen Entwicklung damit zutreffend beschrieben. Davon zeugt unter anderem die Reproduktionsmedizin, von deren gleichzeitig unheimlichen und vielversprechenden Fortschritten meine Kollegin Inge Wünnenberg ab Seite 28 erzählt. Was mit künstlicher Befruchtung begann, könnte bald im endgültigen Sieg über die Unfruchtbarkeit enden – inklusive künstlichem Mutterleib.
Aber gleichzeitig verbirgt sich in dieser Sicht auf den Fortschritt auch ein Irrtum: Dass Technologie komplex werden muss, wenn sie besser werden soll. Dass große Herausforderungen komplizierte Lösungen verlangen.
In unserer Titelgeschichte ab Seite 68 stellen wir daher Menschen vor, die das Gegenteil zeigen: einen Ingenieur, der Häuser aus Wüstensand baut; einen Automechaniker, der eine Plastiktüte für die Geburtshilfe entworfen hat; einen Stanford-Professor, der die Malariadiagnose mit einem Kinderspielzeug revolutionieren will. Denn am Ende beruht das Fortkommen der Gesellschaft vor allem: auf einer guten Idee.
Passend dazu möchte ich Sie hier auf eine spannende Veranstaltung von uns hinweisen: Am 28. Juni stellen wir in Berlin unsere besten Innovatoren unter 35 des Jahres 2017 vor. Die Anmeldung ist unter www.heise-events.de/tr35 möglich. Die Gewinner porträtieren wir ab Seite 34.
Ich begrüße Sie in unserer Juli-Ausgabe.
Ihr
Robert Thielicke