MIT Technology Review 7/2017
S. 20
Aktuell

AKUSTIK

Flüstern auf Entfernung

Elektroden erfassen die Sprechbewegungen. Foto: University of Bristol

Über 30 Meter können Forscher der University of Bristol einander etwas ins Ohr wispern. Dazu muss der Sprecher allerdings eine Cyborg-Ausrüstung anlegen: Vier Elektroden am Mund erfassen die Muskelbewegungen beim Flüstern. Ein Algorithmus ermittelt daraus die gesprochenen Wörter. Derzeit beherrscht er lediglich zehn Begriffe wie „ja“, „nein“ oder „halt“ mit einer Trefferquote von rund 80 Prozent.

Die erkannten Wörter geben 45 Mini-Lautsprecher dann in Form eines engen Ultraschallkegels wieder, der sich elektronisch genau auf einen Empfänger ausrichten lässt. Dank einer Kamera zur Blickerfassung, welche die Probanden an die Stirn geschnallt bekamen, kann die Software den Schall genau dorthin richten, wohin der Sprecher schaut. Nichtlineare Effekte in der Luft machen den Ultraschall in diesem engen Bereich hörbar. Für den Empfänger klingt es so, als stünde der Sprecher direkt neben ihm.

Das System ließe sich etwa im öffentlichen Nahverkehr einsetzen, um einzelne Randalierer anzusprechen. Dazu müsste es aber noch kleiner werden. BEN SCHWAN

WEARABLES

Gadgets mit Tattoos steuern

Über aufgeklebte Schalter lassen sich Geräte bedienen. Foto: HCI

Forscher der Saar-Universität und des US-Konzerns Google haben Tätowierungen entwickelt, mit denen sich Geräte wie etwa Smartphones durch Berührung bedienen lassen. Die Idee dahinter: Weil markante Körperstellen wie die Knöchel auf dem Handrücken ohne Hinsehen zu finden sind, lassen sie sich gut für die intuitive Steuerung von Alltagsgeräten nutzen.

Die Herausforderung bestand darin, die Leiterbahnen und Elektroden so kompakt und so dünn wie möglich zu drucken. Mit einem leitfähigen Kunststoff gelang der Durchbruch. Die SkinMarks, wie die Forscher ihre tätowierten Schalter nennen, sind inzwischen dünner als ein menschliches Haar und so flexibel, dass sie der Haut beim Stauchen und Strecken bis in die kleinste Falte folgen.

Das Anbringen der Tattoos funktioniert wie bei wasserlöslichen Kindertätowierungen. Genau wie diese lösen sich die SkinMarks nach wenigen Tagen wieder ab. Mit einem Prototyp, der über ein leitendes Kupferklebeband mit einem Arduino-Mini-Computer verbunden war, steuerten die Forscher bereits einen Musikspieler. KARSTEN SCHÄFER

watchlist politik

Aus für Geoblocking

Die Europäische Union hat das sogenannte Geoblocking für Streaming-Dienste untersagt. Ab 2018 sollen EU-Bürger in allen Mitgliedsstaaten auf die von ihnen abonnierten Spiel-, Film- oder Musikdienste zugreifen können. Bisher haben Anbieter oft den Zugang außerhalb des Heimatlandes eines Kunden blockiert.

Offenes Laden

Der Bundesrat hat einer Änderung der Ladesäulenverordnung zugestimmt, wonach es an allen öffentlich zugänglichen Ladesäulen möglich sein muss, auch ohne Vertrag mit dem Anbieter ein Elektroauto zu laden.

Halboffene Daten

Digitale Daten der Bundesbehörden sollen künftig kostenlos in maschinenlesbarer Form der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das hat der Bundestag in seinem Open-Data- Gesetz beschlossen. Einen rechtlichen Anspruch auf solche Daten gibt es allerdings nicht.

EuropaMaut für Straßen

Die EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc will ein EU-weit einheitliches, kilometerabhängiges Mautsystem einführen – ab 2023 für Lastwagen, ab 2027 für andere Fahrzeuge. Die Mitgliedsländer sollen selbst entscheiden, ob sie eine Maut erheben. Wer sich aber dafür entscheidet oder bereits eine Maut hat, soll das europäische System nutzen.

EuropaQuote für Filme

Video-on-Demand-Anbieter wie Netflix und Amazon müssen für den europäischen Markt künftig mindestens 30 Prozent europäischer Filme im Angebot haben. Bisher gab es lediglich eine 20-Prozent-Quote für Fernsehsender. In Kraft tritt die Vorgabe frühestens 2018.