MIT Technology Review 8/2017
S. 76
Fokus
Vermessung der Welt

Dein Auto beobachtet dich

Forscher tüfteln an Autos, die auf den Aufmerksamkeitspegel und die Gefühlslage ihrer Insassen reagieren können.

Von Cape Agulhas, dem südlichsten Punkt Afrikas, zum Nordkap an der Spitze Norwegens in gerade mal neun Tagen: Mit dieser 18 000 Kilometer langen Rekordfahrt durch 21 Länder verewigten sich der Profi-Abenteurer Rainer Zietlow und seine beiden Co-Piloten Marius Biela und Sam Roach im September 2015 in den Geschichtsbüchern. Die „Cape2Cape“-Tour lieferte aber nicht nur schöne Bilder von afrikanischen Sandpisten und schwedischen Wäldern – die Sensorik an Bord des VW Touareg erfasste auch permanent Daten, die während der Fahrt in eine Cloud von Hewlett Packard Enterprise (HPE) übertragen und dort ausgewertet wurden. Darunter waren Steuersignale und Statusinformationen des Fahrzeugs, aber auch biometrische Daten der Menschen an Bord.

Allein die Fahrer lieferten Datensätze im Umfang von mehr als drei Gigabytes. Aus Herz- und Atemfrequenz ließ sich der aktuelle Stresslevel der Piloten ermitteln und mittels GPS-Daten mit konkreten Fahrsituationen verknüpfen (siehe Karte). Anhand der Daten weniger Sensoren war es sogar möglich, die drei Piloten an ihrem Fahrstil zu erkennen. Die HPE-Ingenieure nutzten den Bremsdruck, die Motordrehzahl, den Lenkwinkel, die Lenkdynamik, die Gaspedalstellung und die Beschleunigung der Räder. „Die Genauigkeit lag bei 76 Prozent, wenn wir jede Sekunde gemessen haben“, berichtet Chris Meering, Experte für das Internet der Dinge bei HPE. „Sie verbesserte sich auf 87 Prozent, wenn wir die Daten eine Minute lang aggregiert haben.“