MIT Technology Review 8/2017
S. 22
Aktuell

VERKEHR

Spritsparende Hinterachsen

Das komplette Achspaket eines Aufliegers wird ausgetauscht. Foto: Hyliion

Durch einen nur einstündigen Umbau sollen Sattelschlepper bis zu 30 Prozent sparsamer werden, verspricht das US-Start-up Hyliion. Dazu wird die mit acht Schrauben befestigte Achsaufnahme des Aufliegers komplett durch ein Achspaket mit Elektromotor und Lithium-Ionen-Batterie ausgetauscht, die wiedergewonnene Bremsenergie aufnimmt. Das System soll an praktisch jeden der rund sechs Millionen in den USA zugelassenen Trailer passen. Es arbeitet vollkommen unabhängig von der Zugmaschine.

Etwa die Hälfte der Ersparnis geht laut Hyliion darauf zurück, dass der E-Motor beim Beschleunigen mit anschiebt. Fast ebenso viel Einsparung entstehe dadurch, dass die Batterie in Pausen bis zu 20 Stunden lang Klimaanlage und andere elektrische Geräte versorgen kann, wofür der Diesel sonst mitunter die ganze Nacht durchläuft.

Weltweit nutzen nach Firmenangaben bereits 24 Millionen Trucks das System. Das 25.000 Dollar teure Paket soll sich laut Hyliion innerhalb eines Jahres amortisieren. GREGOR HONSEL

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

Die Puppe weiß, was du fühlst

Foto: Oscar Deniz/ University of Castilla

Die Kosten des KI-Chips sind keine Hürde mehr. Nur rund 115 Euro veranschlagt Oscar Deniz für das Teil. Um sein Potential zu demonstrieren, haben ihn die Forscher vom Visilab der spanischen Universidad de Castilla-La Mancha in eine Puppe eingebaut. Mithilfe einer Kamera und seiner intelligenten Software kann der Chip die Gefühle des Gegenübers erfassen. Damit ist die smarte Puppe in der Lage, insgesamt acht Gefühlslagen wie Überraschung oder Freude zu erkennen und sogar darauf zu reagieren. Und das ganz ohne die Bilder vorher an einen Server zu senden. Das intelligente Spielzeug entstand im Rahmen des Projekts „The Eyes of Things“, das an kamerabasierter Künstlicher Intelligenz für Drohnen, Roboter und Headsets arbeitet. Das Team von Deniz arbeitet darüber hinaus an einem Headset für Museen. Dieses Gerät soll den Museumsbesucher mit Informationen genau zu den Exponaten versorgen, die er gerade betrachtet. I. WÜNNENBERG

ENERGIE

Strom aus der Kaverne

Der Energieversorger EWE plant die größte Batterie der Welt – mit einer Kapazität von 700 Megawattstunden. Damit ließe sich eine Millionenstadt etwa eine Stunde lang versorgen.

Basis ist eine „Redox-Flow“-Batterie, bei der zwei elektrochemisch aktive Lösungen in getrennten Tanks untergebracht sind. Zum Entladen werden sie an einer Membran vorbeigepumpt. Die Kapazität lässt sich einfach durch größere Tanks erhöhen.

Allerdings nutzen herkömmliche Flusszellen Schwermetalle und Säuren. „Das ist nicht nur extrem teuer, sondern zudem hochkorrosiv, sodass eine spezielle Membran nötig und die Lebensdauer der Batterie begrenzt ist“, sagt Martin Hager von der Uni Jena. Er hat mit seinen Kollegen eine umweltfreundlichere Variante gebaut, basierend auf Polymeren, Kochsalzlösung und einer Zellulose-Membran, wie sie in Klärwerken zum Einsatz kommt. Die Batterie überstand bereits 10.000 Ladezyklen und soll später einmal unter 500 Euro pro Kilowattstunde kosten. Die Energiedichte des Prototypen betrug allerdings nur zehn Wattstunden pro Liter. Aber Platz gibt es in Ostfriesland reichlich: EWE betreibt dort acht riesige Kavernen als Erdgasspeicher. Nach zwei oberirdischen Testanlagen soll die Kavernenbatterie 2023 ans Netz gehen. GREGOR HONSEL