MIT Technology Review 1/2018
S. 36
Horizonte
Prognosen

Von Rocklängen und Wirtschaftskrisen

Analysten suchen nach neuen Indikatoren, um ökonomische Trends rechtzeitig vorherzusagen – Rocklängen, Baugerüste, Licht oder der „R-Wort-Index“. Wie verlässlich sind sie, und was verraten sie über 2018?

Wenn Analysten wissen wollen, wie es mit der Wirtschaft weitergeht, schauen sie immer öfter auf Baugerüste. Ihre These: Sieh nach, wer die tollsten Hochhäuser errichtet, und du weißt, wo die nächste Krise ausbricht. Dass nach Rekordbauten eine Wirtschaftsflaute einsetzte – dieses Muster fand Andrew Lawrence so oft, dass der damalige wissenschaftliche Direktor der britischen Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein Benson daraus im Jahr 1999 den „Skyscraper-Index“ erstellte.

Er ist nur eines von diversen unkonventionellen Prognose-Instrumenten, auf die Analysten verstärkt zurückgreifen. Laut Investmentbank JP Morgan investiert die Branche pro Jahr rund drei Milliarden Dollar in das Sammeln und Auswerten riesiger Datenpakete, denn die Aussagekraft klassischer Indikatoren wird immer öfter durch „exogene Schocks“ erschüttert: die Finanzkrise von 2007/08, der Reaktorunfall von Fukushima oder Terrorattacken. Jede derartige Krise hat Umschichtungen von Milliardenwerten zur Folge, und nur wer sie früh erkennt, kann sich wappnen.