MIT Technology Review 1/2018
S. 52
Horizonte
Künstliche Intelligenz

Asiatische Weisheit

China entwickelt sich zu einer Größe im Bereich künstliche Intelligenz. Der Westen sollte diese KI-Revolution nicht fürchten. Er sollte sie kopieren.

Sichtbares Zeichen des Wachstums: Skyline des zentralen Geschäftsbezirks von Peking. Foto: Lintao Zhang/ Getty Images

Auf einer tropischen Insel, die die südliche Spitze Chinas markiert, pokert ein Computerprogramm namens Lengpudashi gegen ein Dutzend Menschen gleichzeitig. Sie haben keine Chance. Lengpudashi ist Mandarin und bedeutet „Eiskalter Poker-Meister“. Genauso spielt es auch, dank einer neuartigen Technik der künstlichen Intelligenz. Es trickst seine Gegner in einer Zwei-Spieler-Variante von Texas Hold’em gnadenlos aus.

Austragungsort des Turniers ist ein Technologiepark in Haikou, der Hauptstadt der Insel Hainan. Draußen thronen moderne Hochhäuser über alternden Stadtvierteln. Unter den versammelten Gegenspielern finden sich mehrere Poker-Champions, bekannte chinesische Investoren, Unternehmer und CEOs, sogar der ein oder andere Fernsehstar. Die Spiele werden online übertragen. Millionen schauen zu. Die Veranstaltung kennzeichnet eine wachsende Begeisterung für künstliche Intelligenz in China. Doch es gibt auch ein Problem. Lengpudashi wurde nicht in Hainan, Peking oder Shanghai entwickelt. Er stammt aus Pittsburgh, USA.