MIT Technology Review 1/2018
S. 15
Aktuell

Video

Facebook-Profile werden lebendig

Foto: Tel Aviv University/ Facebook

Profilseiten in sozialen Netzwerken sind zumeist eine recht statische Angelegenheit. Forscher von Facebook und der University Tel Aviv bringen nun Bewegung in die Sache (DOI: 10.1145/3130800.3130818).

Ausgangsmaterial sind normale Porträtbilder sowie Videos von der Mimik beliebiger anderer Menschen. Nutzer können nun ihr eigenes Foto hochladen und etwa mit Grimassen von Rowan Atkinson („Mister Bean“) verbinden. Die Software überträgt dann dessen Gesichtsakrobatik auf das Foto. Dabei erzeugt sie automatisch auch alle dabei entstehenden Fältchen. Werden beim Lächeln Zähne gezeigt, die auf der Fotovorlage nicht zu sehen sind, baut die Software die Zähne aus dem Video ein. „Wir haben festgestellt, dass Menschen es kaum wahrnehmen, wenn wir die Zähne ändern“, sagte Erstautorin Hadar Averbuch-Elor zum „New Scientist“.

Mit dem Verfahren ließe sich auch das Lächeln der Mona Lisa zu einem breiten Grinsen ausweiten oder das Profilbild jedes Mal lächeln lassen, wenn jemand auf „like“ klickt – aber auch gefälschte Videos produzieren (siehe S. 30). BEN SCHWAN

ENERGIE

Norm für Balkon-Module

Solarzellen am Balkon lassen sich einfach installieren. Foto: Indielux

Es klingt so einfach: Photovoltaik-Modul am Balkon oder sonstwo anbringen, an eine normale Steckdose anschließen, und schon hat man seinen eigenen Strom in der Wohnung – ohne Installation, ohne Anträge und Papierkram, und ohne dass der Netzbetreiber etwas davon mitbekommt (siehe TR 8/2013, S. 27). Anders als bei großen Dachanlagen können so auch Mieter und nicht nur Hausbesitzer ihren eigenen Strom erzeugen.

Komplette „Plug and Play“-Anlagen mit Leistungen von einigen hundert Watt gibt es schon für dreistellige Beträge. Doch bisher war ihr Betrieb eine rechtliche Grauzone: Normale Haushaltssteckdosen und -sicherungen sind darauf ausgelegt, Strom zu verteilen und nicht aufzunehmen. Nun hat der Elektrotechnik-Verband VDE einen Schritt zur offiziellen Segnung der Mini-Module unternommen: Er brachte Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie, des Elektrohandwerks, der Versicherungen, der Hersteller, der Netzbetreiber und der Wissenschaft an einen Tisch, um die Sicherheitsanforderungen zu normen.

Das Ergebnis ist die „nationale Vornorm“ DIN VDE V 0100-551-1. Sie soll 2018 veröffentlicht werden und dann in die europäische und internationale Normung einfließen. Der nächste Schritt wird eine Produktnorm für die steckbaren Solarzellen sein.

Ob das Stromnetz einer Wohnung für den Anschluss eines PV-Moduls geeignet ist, müsse allerdings weiterhin eine Elektrofachkraft beurteilen, betont der VDE. GREGOR HONSEL

ERNÄHRUNG

Bester Acker nach Computer-Modell

825 Millionen mehr Menschen ernähren und trotzdem Wasser in der Landwirtschaft einsparen – dieses Kunststück gelingt zumindest in einem neuen Computermodell.

Der Umweltforscher Kyle Davis von der Columbia University und seine italienischen Kollegen haben es erstellt, um für jeden Staat der Welt die kalorien- und proteinreichste Mischung aus 14 verbreiteten Feldfrüchten zu berechnen (DOI: 10.1038/s 41561-017-0004-5). Das Ergebnis ist eine neue Weltkarte der Landwirtschaft, die 10 Prozent mehr Kalorien und 19 Prozent mehr Proteine abwirft und zugleich 20 Prozent weniger an Bewässerung bedarf.

Dazu müsste eine Vielzahl an Bauern von ihren bisherigen Anbaugewohnheiten abweichen: Für Deutschland etwa berechnete das Modell eine optimale Ackernutzung, indem knapp die Hälfte des Weizenanbaus und ein Drittel der Zuckerrübenproduktion durch Mais, Kartoffeln oder Steckrüben ersetzt wird. Außerdem: weniger Raps, stattdessen mehr Sonnenblumen, Soja und Hirse. So könnten deutsche Landwirte rund zehn Prozent an Wasser einsparen, aber neun Prozent mehr Kalorien und zwölf Prozent mehr Proteine in den Feldfrüchten ernten. Wie aber die Bauern vom Wechsel zu überzeugen seien, ließ die Studie offen. JenNIFER LEPIES

INTELLIGENZ

Schafe erkennen Barack Obama wieder

Schafe konnten nach Training Promis wie Barack Obama aus verschiedenen Blickwinkeln wiedererkennen. Foto: STR/ AFP/ Getty Images

Schafe sind nicht so dumm wie gedacht. Das zeigt eine Studie der Neurobiologin Jenny Morton und ihrer Gruppe von der University of Cambridge, in der Schafe Personen auf Fotos wiedererkennen können – sogar wenn diese aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu sehen sind (DOI: 10.1098/rsos.171228).

Zuvor hatte Morton acht Schafe mit den Fotos von vier bekannten Persönlichkeiten in Frontalansicht trainiert, darunter der ehemalige US-Präsident Barack Obama. Dabei mussten die Schafe die VIP-Fotos zunächst von einem komplett schwarzen Bild, einem Objekt sowie einem Bild einer anderen Person unterscheiden. Bei Erfolg bekamen sie Futter. Bei der letzteren Variante lagen die Schafe in 70 Prozent der Fälle richtig. Auch als die Vierbeiner die Berühmtheiten aus einem anderen Blickwinkel zu sehen bekamen, erzielten die Schafe noch eine Trefferquote von 66 Prozent. Mit diesen Tests wollen die Forscher unter anderem die Huntington-Krankheit untersuchen, bei der Betroffene Gesichter nicht mehr erkennen und deuten können. J. LEPIES

Verkehr

Sicherheitsmütze für Trucker

Müde oder gar kurzzeitig einschlafende Lkw-Fahrer sind eine große Gefahr – nicht nur für sich selbst, sondern auch für alle anderen Verkehrsteilnehmer. Zwar gibt es mittlerweile eingebaute Assistenzsysteme, die Sekundenschlaf erkennen können, doch sind diese teuer und bei Weitem nicht in jedem neuen Truck verbaut. Die brasilianische Ford-Niederlassung will das Problem nun mit einer Schirmmütze namens SafeCap angehen. Sie enthält einen Minirechner sowie Sensorik wie Beschleunigungsmesser und Gyroskop, die feststellen kann, wenn der Träger einzunicken droht. Ist dies der Fall, warnt das System mit Geräuschen, Lichtsignalen und Vibrationen. Die gesamte Elektronik passt in das Innenfutter einer Trucker-Cap – samt Akku.

Noch ist unklar, ob die SafeCap auch wirklich in den Handel kommt. Verfügbar sind bislang nur Prototypen. Das Projekt entstand im Rahmen einer Zusammenarbeit mit der brasilianischen Kreativagentur GTB, die laut eigenen Angaben nach der offiziellen Vorstellung auf einer Nutzfahrzeugmesse mit Anfragen überflutet wurde. BEN SCHWAN