Technology Review Special 2018
S. 8
Die besten Gadgets
Aufmacherbild

Schneller stehen

Kaum ein Produkt hat 2018 so viel Wirbel gemacht wie E-Tretroller. In Deutschland sollen sie bald offiziell zugelassen sein. Stellvertretend für das Segment stellen wir den SXT light Eco vor. Er wiegt knapp elf Kilogramm, leistet 350 Watt, hat Luftreifen und Vollfederung sowie eine Reichweite von rund 30 Kilometern. Das Spitzentempo von 30 km/h lässt sich je nach Zulassungsbedingung drosseln. Mit 7,5 Kilogramm noch leichter, aber ohne Federung und Luftreifen kommt der emicro one von Microlino daher. Das andere Ende der Skala markiert der Revoluzzer 2.0 mit 45 km/h und Zulassung als Kleinkraftrad.

Produkt: SXT light Eco Hersteller: SXT Scooters Preis: 999 Euro Link: bit.ly/2FwYPGv

Drei auf einen Streich

Das kanadisch-chinesische Start-up Snapmaker hat eine eierlegende Wollmilchsau für den Hobbykeller gebaut. Es handelt sich um einen 3D-Drucker, der auch fräsen und gravieren kann. Der Grundgedanke besteht darin, einen einzigen Antrieb für verschiedene Funktionen zu nutzen. Das Gerät basiert auf soliden Metallschienen, die Arbeitsköpfe und -platte in drei Achsen mit einer Genauigkeit von 5 Mikrometern positionieren können.

Daran lassen sich derzeit drei verschiedene Module anbringen: ein Druckkopf für handelsüblichen Draht aus PLA- oder ABS-Kunststoff, ein CNC-Fräskopf für Holz, Kunststoff, Carbonfaserkunststoff oder Jade sowie ein Laser zum Gravieren von Holz, Kunststoff oder Leder. Mit längeren Schienen lässt sich der Bauraum erweitern, mit anderen Arbeitsköpfen sind weitere Funktionen möglich. Das Start-up plant bereits, einen Plotter nachzuliefern. Auch 3D-Scanner sind denkbar.

Produkt: Snapmaker Hersteller: Snapmaker Preis: 799 Dollar Link: snapmaker.com

Das Roboterkind

Auf den ersten Blick ist der kleine Schaufelbagger mit dem animierten Kindergesicht eine Art Hardware-Tamagotchi. Der Roboter fordert ständig Aufmerksamkeit, will kleine Spiele spielen oder mit Energie „gefüttert“ werden. Größere Kinder können mit Cozmo programmieren lernen, Erwachsene per Software-Entwicklerkit das Innenleben seiner KI erkunden. Seit Kurzem ist auch Cozmos Nachfolgemodell Vector erhältlich – allerdings zurzeit nur in den USA und Großbritannien.

Produkt: Cozmo Hersteller: Anki Preis: 159 Euro Link: www.anki.com/de-de/cozmo/shop-now

Handgesteuerte Minidrohne

Die „Air Hogs Supernova“ verleiht ihren Nutzern die Kräfte eines Jedi-Ritters – sie können die Minidrohne berührungslos steuern. Nach dem Start stabilisiert sie sich schnell in der Luft und wartet schwebend auf Befehle. Dank vier seitlicher Infrarotsensoren und einem Lasersensor unten erfasst sie Heb-, Senk- und Schiebbewegungen der Hand und folgt ihnen. Im Trickmodus reagiert sie auch auf komplexere Gestenkombinationen, etwa indem sie auf der Stelle rotiert, den Nutzer umkreist oder verfolgt. Empfohlen wird die Supernova ab acht Jahren. Eingebaute Abstandssensoren und ein Käfig schützen Gerät und Nutzer.

Produkt: Air Hogs Supernova Hersteller: Spin Master Preis: ab 35 Euro Link: bit.ly/2qUS8Uj

Schlaue Bauklötze

Lego hat schon lange seine Mindstorms-Bausteine im Angebot, die sich per App kontrollieren lassen: Nun bringt auch der japanische Unterhaltungskonzern Sony endlich seine Bauklötzchen zum Programmieren auf den Markt. Koov besteht aus einzelnen Blöcken, die sich zu verschiedenen Kreationen zusammensetzen lassen. Die so entstandenen Roboter werden über einen mitgelieferten Mikrocontroller gesteuert. Das System ist per App kompatibel mit iOS und Windows. Die Programmiersprache Scratch stellt die Software. Das Einsteigerset besteht aus 302 Einzelteilen mit 24 elektrischen Komponenten wie Motoren, Lichtsensoren oder Photoreflektoren. Kabel und Schalter werden ebenfalls mitgeliefert.

Produkt: Koov Hersteller: Sony Preis: 419,99 Euro Link: sony.com/koov

Neigung zu Fahrspaß

Klassische Transporträder sind oft sperrig und träge. Das Kölner Start-up Chike wollte sich damit nicht abfinden und entwarf ein wendiges und sportliches Lastendreirad. Beim Chike Cargo geht die Lenksäule mitten durch die Ladefläche. Dadurch sind die Lasten näher am Schwerpunkt, und das gesamte Bike kann mit rund zwei Metern Länge entsprechend kompakt ausfallen. Für weiteren Fahrspaß sorgt die neigbare Vorderradaufhängung, dank der sich ein Fahrer in die Kurven legen kann. Die Ladeplattform ist mit Schienen für standardisierte Transportboxen versehen. Seitlich lassen sich Wände für lose Ladung montieren. Die maximale Zuladung beträgt 80 Kilogramm. Neben der Cargo-Variante gibt es auch eine Version mit zwei integrierten Kindersitzen. Beide Modelle gibt es mit und ohne Elektromotor.

Produkt: E-Cargo Hersteller: Chike Preis: 5195 Euro Link: chike.de

Drohne zum Abtauchen

Abtauchen, ohne nass zu werden, das verspricht die Unterwasser-Drohne Fifish P3 des taiwanesischen Herstellers Qysea. Die Drohne kann bis zu 100 Meter tief tauchen und dabei hochauflösende 4K-Videos mit einem Blickwinkel von 162 Grad machen. Für ausreichend Licht sorgen zwei LED-Scheinwerfer mit zusammen 4000 Lumen. Über ein Steuerungskabel ist der Fifish P3 mit einer Fernsteuerung mit zwei Control Sticks verbunden. Sie bietet auch eine Halterung für ein Smartphone, das das Kamerabild der Drohne zeigt. Auch die Live-Übertragung ist mit 720p und 30 fps oder 1080p und 25 fps hochauflösend.

Fifish P3 ist knapp einen halben Meter lang, wiegt sechs Kilogramm und hat eine Betriebszeit von rund zwei Stunden. Mit seinem Autopiloten eignet sich der Fifish P3 neben professionellen Anwendungen wie Dreharbeiten auch für Hobbypiloten.

Produkt: Fifish P3 Hersteller: Qysea Preis: 2999 Dollar Link: qysea.com

Fleisch – aber ganz anders

Optisch sieht er aus wie jeder andere Hamburger. Doch der Insektenburger des Osnabrücker Start-ups Bugfoundation besteht aus Sojaprotein und Buffalowürmern, den Larven des Glänzendschwarzen Getreideschimmelkäfers. Seit April gehören die Tiefkühl-Burgerpatties zum Angebot deutscher Rewe-Märkte, nachdem Anfang 2017 die Novel-Food-Verordnung in Kraft getreten war, die den Verkauf von Insekten zum menschlichen Verzehr erlaubt. Die Stiftung Warentest urteilte positiv: Der relativ hohe Fettanteil resultiere unter anderem aus Rapsöl. Damit erhalte der Burger weniger „unerwünschte gesättigte Fettsäuren“ als die Alternative aus Rindfleisch. Die verwendeten Würmer wachsen auf der niederländischen Protifarm.

Produkt: Bratling oder Minifrikadellen Hersteller: Bugfoundation Preis: 5,99 Euro Link: www.bugfoundation.com

Der Drüberflieger

Die autonome Kameradrohne Skydio R1 filmt Menschen beim Sport und weicht dabei selbstständig Hindernissen aus. 13 Kameras ermöglichen der Drohne einen Rundumblick. Sie identifiziert dank Deep Learning die zu filmende Person und erkennt Objekte, etwa Mauern, Äste und andere Personen. Die R1 antizipiert die Bewegung des Motivs und plant entsprechend ihre Flugbahn. Herz der KI ist ein Nvidia-TX1-Prozessor mit 256 Kernen, der auch in vielen autonomen Autos zum Einsatz kommt.

Die Kamera zeichnet in 1080p bei bis zu 60 fps oder in 4K bei bis zu 30 fps auf. Der Akku erlaubt eine Flugzeit von 16 Minuten. Im semiautonomen Modus kann man die Drohne bei aktiviertem Aufprallschutz mit dem Smartphone oder der Smartwatch manuell steuern.

Produkt: Skydio R1 Hersteller: Skydio Preis: 1999 Dollar Link: www.skydio.com

Die Enttäuschung: Magic Leap

Das Versprechen von Magic Leap begeisterte nicht nur Technik-Freaks: Erste Demovideos zeigten fotorealistisch in die Realität eingebettete Computergrafik, die Unmögliches möglich machte; zum Beispiel einen Wal, der in einer riesigen Wasserfontäne durch den Boden einer Turnhalle krachte. Nun gibt es die sagenumwobene Brille für Augmented Reality zu kaufen – vorerst allerdings nur in einer Entwicklerversion und ausgewählten US-Städten. Seit ihrer Ankündigung 2015 ist vieles passiert, vor allem Microsofts Hololens-Headset Ende 2016 mit erstaunlich realistischem Bildeindruck. Magic Leap bietet das Gleiche, aber eben zwei Jahre später. Verbesserungen gibt es trotzdem: Die Magic Leap ist deutlich leichter und trägt sich angenehmer als die Hololens. Ein Riesenschritt nach vorn ist auch der im ganzen Raum erfasste Hand-Controller, mit dem man intuitiv in die AR-Welt greifen kann – theoretisch, denn in der Praxis funktioniert es oft nicht zuverlässig. Aber auch wenn die Macher diesen Fehler ausmerzen können, wird die Brille dem Hype nicht gerecht: Wie schon die Hololens zeigt sie, dass alltagstaugliche AR-Brillen noch einige Jahre entfernt sind. Die Geräte müssen kleiner werden und vor allem ein viel größeres Sichtfeld darstellen. Bei der Magic Leap ist es zwar schon etwas größer, aber immer noch viel zu klein: Bewegt man den Kopf, sind die Einblendungen schnell nicht mehr zu sehen; was den realistischen Eindruck zerstört. Immerhin: Das Potenzial von AR – das zeigt Magic Leap deutlich.

Produkt: Magic Leap One Hersteller: Magic Leap Preis: 2295 Dollar (nur USA) Link: magicleap.com