MIT Technology Review 4/2018
S. 70
Fokus
Simulation
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Das Problem mit der Wirklichkeit

Simulationen sind gleichzeitig Allzweckwaffe und eine Quelle für Missverständnisse. Doch richtig angewendet und vor allem richtig kommuniziert, können sie die Welt voranbringen.

Immer ist es der Mensch, der alles durcheinanderbringt! Da hat man eine schöne Simulation, wie auf der Autobahn trotz dichtem Verkehr alles fließt. Doch im echten Leben bildet sich auf einmal ein Stau – ohne Unfall, ohne Grund. Da befragt man monatelang US-Bürger, welchen Präsidenten sie denn zu wählen gedenken – und dann liegt die Prognose grandios daneben, weil sie sich aus unerfindlichen Gründen anders entschieden haben. Da berechnet man, wie sich rationale Menschen in einer Bankenkrise verhalten würden – und dann tun sie plötzlich ganz irrationale Dinge.

Computersimulationen machen einerseits Hoffnung, den teuren Umweg über Versuch und Irrtum in der echten Welt abzukürzen. Andererseits bergen sie Fehlerquellen. Schließlich müssen die entscheidenden Faktoren gefunden werden und möglichst korrekt in das Modell einfließen. Von Medikamententests über Verkehrsflüsse und Ampelschaltungen, von Gravitationswellen bis zu Vorgängen im menschlichen Körper – in unzähligen Bereichen werden Entscheidungen auf der Grundlage von Simulationen getroffen. Die Vorgänge im Computer werden dadurch zur Realität. Zu Recht?