MIT Technology Review 4/2018
S. 19
Aktuell

MEDIZIN

Schmerzmittel ohne fatale Nebenwirkungen

Synthetisch hergestellte Opioide sind starke Schmerzmittel, deren Einnahme für viele Menschen in der Abhängigkeit endet. Da sich der Körper außerdem an die Medikamente gewöhnt, benötigen Abhängige immer höhere Dosen. Dadurch kann es leicht zu Überdosierungen – auch mit Todesfolge – kommen. Eine Alternative zu den gefährlichen Schmerzmitteln könnte ein natürliches Opioid sein – das Enkephalin (NM0127), an dem das Team um Ijeoma Uchegbu vom University College London derzeit forscht. Zur Verabreichung des Wirkstoffs entwickelte die Gruppe eigens ein Nasenspray (DOI: 10.1016/j.jconrel.2017.11.041).

Laut der jetzt im „Journal of Controlled Release“ veröffentlichten Studie stellten die britischen Wissenschaftler in ihren Versuchen mit Ratten einen stark schmerzlindernden Effekt, aber kein Suchtverhalten fest. Außerdem vermuten die Forscher, dass die Verabreichung des in Nanopartikeln verkapselten Wirkstoffs über die Nase von großem Vorteil sein könnte. Er könne von dort aus direkt zu den Rezeptoren im Gehirn gelangen. Werden synthetische Opioide dagegen gespritzt, müssen sie erst in der Leber verarbeitet werden und anschließend noch die Blut-Hirn-Schranke überwinden.

Uchegbu hofft, der Wirkstoff könne künftig Patienten mit Knochenkrebs Schmerzlinderung verschaffen. Zunächst aber stehen Tests mit Menschen an, für die jetzt Geldgeber gesucht werden. INGE WÜNNENBERG

App des Monats

Comics aus Videos

Mit der kostenlosen App Storyboard (ab Android 5.0, keine iOS-Version) von Google Research können Smartphone-Nutzer Videos in eine einzelne, hochformatige Comicseiten verwandeln. Die App nutzt nach eigenen Angaben experimentelle Algorithmen zur Objekt- und Personenerkennung sowie zur Stilisierung.

In der App importiere ich ein auf dem Smartphone gespeichertes Video. Gleich, ob es zwei oder 45 Minuten lang ist, nach wenigen Sekunden stellt Storyboard ein erstes Ergebnis vor. Durch Wischen nach unten lasse ich mir weitere Vorschläge zufällig generieren. Die App bietet sechs verschiedene Comicstile und variiert Szenenauswahl, Bildzuschnitte und Layout. 1,6 Billionen verschiedene Ergebnisse sind so möglich. Das Ausprobieren macht Spaß. Gefällt mir ein Ergebnis, kann ich es als JPG speichern oder mit Freunden teilen.

Ansehnlich ist das Resultat bei Videos mit Menschen und Interaktionen, etwa den dynamischen Bewegungen von Skateboardern oder den Gesten und Mienen einer Unterhaltung. Landschaftsaufnahmen verlieren eher durch den Comicstil. Die Bildauswahl überzeugt nicht immer, oft verpasst die App die besten Momente oder schneidet Menschen ungünstig weg. Überproportional oft erscheinen Bilder vom Anfang und Ende des Videos. Leider kann man nicht selbst den Stil, einzelne Videoframes oder das Layout wählen. Fazit: Experiment gelungen, aber bitte nachlegen, Google! ANTON WESTE