MIT Technology Review 4/2018
S. 26
Am Markt

SMART HOME

Dicke Luft?

Nicht erst seit der Diesel- und Feinstaubkrise ist klar, dass wir eine bessere Kontrolle der schädlichen Stoffe in der Luft benötigen. Das LaserEgg 2+ vom Hersteller Kaiterra soll diesen Job im Haushalt übernehmen und ist mit Smart-Home-Technik wie HomeKit vernetzbar. Das Gerät kann Partikel zwischen 0,3 und 10 µm (PM2,5) erfassen und außerdem flüchtige organische Verbindungen (VOC) in Konzentrationsbereichen zwischen 1 und 999 µg pro Kubikmeter Luft. Laborgenau ist die Hardware mit Messabweichungen von minus bis plus zehn Prozent allerdings nicht. Dafür ist die Reaktionszeit mit 10 bis 100 Millisekunden schnell, wobei man nach dem Aufstellen noch 20 Sekunden bis zur Erstmessung warten muss. Die Daten werden per WLAN an ein Smartphone geschickt. Darüber hinaus hat das LaserEgg 2+ein integriertes Display, das neben den Luftwerten auch Wetterdaten anzeigen kann.

Produkt: LaserEgg 2+ Hersteller: Kaiterra Preis: 190 Euro Link: kaiterra.com/de/products/laser-egg-2-plus

Ausprobiert

Schräger Vogel

Die E-Mail-App Canary verspricht sichere und einfache Verschlüsselung. Im Prinzip trifft das zu.

Ich habe mir vor Jahren PGP-Schlüssel zugelegt für die Verschlüsselung und das Signieren von E-Mails. Verwendet habe ich sie allerdings sehr selten, denn in der Praxis hat sich das Verschlüsseln trotzt Snowden nie wirklich durchgesetzt.

Die Methode ist mühsam, weil ich für Public-Key-Verschlüsselung zwei Arten von Schlüsseln brauche: Einen öffentlichen, mit dem jeder mir eine verschlüsselte Mail schicken kann. Und einen privaten, damit ich diese verschlüsselte Mail wieder entschlüsseln kann. Dieser Schlüssel ist geheim und darf nicht in falsche Hände geraten. Das ist theoretisch eigentlich ganz einfach, aber so ist die Welt in der Praxis leider nicht. Schlüssel verlieren ihre Gültigkeit, oder sie werden zurückgezogen und neu generiert, weil ein Rechner verloren ging oder gestohlen wurde.

Die Verwaltung der Schlüssel ist also fast immer ein Graus. Die E-Mail-App Canary soll das nun ändern. Sie bietet einen automatischen und einen manuellen Modus an. Im automatischen Modus ist tatsächlich alles recht einfach. Die App generiert Schlüsselpaare, falls diese noch nicht vorhanden sind, und jeder Empfänger bekommt automatisch meinen öffentlichen Schlüssel mitgeliefert. Allerdings nur dann, wenn er auch Canary benutzt. Das mag gut fürs Geschäft sein – als Sicherheitsfeature ist es eine Enttäuschung. Im manuellen Mode kann ich bereits existierende Schlüssel zwar nutzen, muss diese aber per iTunes importieren. Das ist weder besonders intuitiv noch besonders sicher, da ich zunächst eine Extra-Datei mit den Schlüsseln erzeugen muss, die theoretisch gestohlen werden könnte. Mit der Bequemlichkeit ist es im manuellen Modus zudem vorbei. Der Vorteil gegenüber anderen Verschlüsselungsprogrammen ist dahin.

Unschön auch: Die Schlüssel werden nicht mit einem zusätzlichen Passwort abgesichert. Jeder, der das Handy in die Finger bekommt und entsperren kann – manche Ermittlungsbehörden zum Beispiel –, könnte theoretisch alle Mails im Klartext lesen.

Immerhin die Oberfläche ist schön und aufgeräumt. Im „Focus Mode“ präsentiert sie nur die Mails, die wichtig sind – oder die die App dafür hält. Eine Desktop-Version der App kann zudem Dateien aus Dropbox und Google Drive einbinden. Jetzt schreibe ich Briefe an mich selbst. Nicht aus literarischen Gründen oder als Instrument der Selbstfindung, sondern um zu sehen, wie die Verschlüsselung arbeitet. Ich wusste schon immer, dass man etwas seltsam wird, wenn man zu viel über diese Dinge nachdenkt. WOLFGANG STIELER

produkt: Canary hersteller: Mailr Tech preis: 5,49 Euro (iOS), 10,99 Euro (OS X) Link: https://canarymail.io