MIT Technology Review 9/2018
S. 90
Karriere
Ausbildung

Was macht ein Luftarchäologe?

Luftarchäologen schauen vom Himmel aus unter die Erde – und in die Vergangenheit. Sie brauchen viel Flugerfahrung und technisches Know-how.

Baoquan Song an seinem Arbeitsplatz im Cockpit einer Cessna F 172 M. Foto: LWL Pressestelle

Baoquan Song schnallt sich mit einem Klettverschlussband ein Notizbuch um das Bein, hängt die Spiegelreflexkamera mit Teleobjektiv um den Hals und greift zum Steuer seiner Cessna F 172 M. „Wenn ich fliege“, erklärt der 55-Jährige, „muss ich vier Jobs gleichzeitig übernehmen: Pilot, Navigator, Fotograf und Archäologe.“

Song ist Luftarchäologe des Archäologischen Instituts der Uni Bochum – einer von nur zehn solcher Forscher in Deutschland. Der Vater von zwei Kindern kam als Staatsstipendiat nach Deutschland, studierte Archäologie und promovierte in Bochum. Sein Doktorvater animierte ihn zur Lufterkundung. Zwei Jahre lang flog er bei einem erfahrenen Kollegen mit, dann machte er selbst den Pilotenschein für einmotorige Maschinen. Die Kosten von rund 10000 Euro trug eine Stiftung, nur die teuren Kameras muss er aus eigener Tasche bezahlen.

Die zückt er in 600 Metern Höhe, während die Maschine mithilfe des Autopiloten um ein Feld kreist. Dort ist Song auf sogenannte negative Bewuchsmerkmale aufmerksam geworden: unterschiedlich hohes Getreide. Der Grund: Die Wurzeln stoßen auf Fundamente alter Mauern und hemmen das Wachstum der Pflanzen, sodass ein Muster an der Oberfläche zutage tritt. Nur aus der Luft und nur für ein geschultes Auge werden solche Spuren sichtbar. So entdeckte Song nördlich von Schermbeck in Nordrhein-Westfalen Anfang 2015 Spuren einer Burg, die in keiner historischen Karte verzeichnet war.

Sind archäologisch interessante Regionen von dichten Wäldern bedeckt, helfen normale Fotos nicht weiter. In solchen Fällen kommen Laserscanner zum Einsatz. Sie senden 200000 Laserimpulse pro Sekunde Richtung Boden und erfassen Höhenunterschiede von wenigen Zentimetern sogar durch Vegetation hindurch.

Theoretisch könnte Song einen solchen Laserscanner auch an seiner Cessna befestigen, aber dafür bräuchte er eine spezielle Zulassung. Inzwischen gibt es auch Drohnen mit Laserscannern, die den Job zumindest in niedrigen Flughöhen übernehmen. Satellitenbilder helfen ebenfalls, archäologische Stätten zu orten. So liefert neuerdings der Erdbeobachtungssatellit WorldView-4 Aufnahmen mit einer Auflösung von 31 Zentimetern und damit in nie da gewesener Qualität.

Schon heute kommen für Song und seine Mitarbeiter auf eine Flugstunde etwa acht Stunden für die Auswertung und Verarbeitung der Bilder. Um die Funde in Datenbanken zu archivieren und auszuwerten, müssen Luftarchäologen auch Geoinformationssysteme beherrschen. JOSEPH SCHEPPACH

bildung

Mehr und höher Gebildete

Der Bericht „Bildung in Deutschland“ wird alle zwei Jahre von der Bundesregierung herausgegeben und ist eine Bestandsaufnahme des gesamten deutschen Bildungssystems. Hier die wichtigsten Ergebnisse des diesjährigen Berichts.

BILDUNG

Dänemark will Kita-Pflicht

Die dänische Mitte-Rechts-Regierung will ab 2019 Einjährige aus sozial benachteiligten Gebieten verpflichtend zur Kita schicken. Die Opposition hat bereits ihre Zustimmung signalisiert. Damit will die dänische Regierung die negative Entwicklung von insgesamt 22 Wohngebieten aufhalten, die sie als „Ghettos“ identifiziert hat.

Im Frühjahr hatte Frankreichs Präsident Macron die französische Schulpflicht um drei Jahre verlängert und auf die Vorschule ausgedehnt. Kinder werden in Frankreich mit drei Jahren schulpflichtig. KARSTEN SCHÄFER

Studiengänge

Die Technische Hochschule Brandenburg bietet zum Wintersemester 2018/2019 einen auf vier Semester verkürzten Bachelor-Studiengang Wirtschaftsinformatik für Fachinformatiker an. Der Studiengang mit begrenzter Präsenzpflicht wurde zusammen mit dem Bundesverband IT-Mittelstand konzipiert und soll dem Fachkräftemangel im digitalen Bereich begegnen. Bewerbungsschluss ist der 15. Oktober 2018.

Link: bit.ly/2KyPon5

 

Die Hochschule Anhalt startet zum Wintersemester 2018/2019 den neuen Bachelor-Studiengang Immobilien- und Baumanagement. Der Studiengang findet am Standort Dessau statt und vermittelt zukünftigen Gebäudemanagern sämtliche relevanten Themen über den Lebenszyklus eines Gebäudes von der Projektentwicklung über die Ausschreibung und Vergabe bis zum Facility Management und Building Information Modeling. Bewerbungsschluss ist der 15. September 2018.

 

Link: bit.ly/2M32RbF

 

Die private Hochschule für angewandtes Management bietet zum Wintersemester 2018/2019 den neuen Bachelor-Studiengang eSports Management an. Um Fachkräfte für das Phänomen E-Sport auszubilden, das sich zwischen Sportbusiness und Entertainmentbranche bewegt, soll während des Studiums in Ismaning und Berlin das gesamtwirtschaftliche Verständnis rund um das E-Sport-Ökosystem gelehrt werden. Bewerbungsschluss ist der 10. September 2018.

 

Link: bit.ly/2J9bKuL