MIT Technology Review 1/2019
S. 3
Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

UNgewöhnlich ist wohl das passende Wort für die zurückliegenden Jahre. Eine ganze Reihe revolutionärer Technologien erblickte das Licht der Welt oder erlangte einen Reifegrad, der grundlegende Veränderungen ermöglicht: die Blockchain, künstliche Intelligenz, Elektromobilität, autonomes Fahren, die Genschere Crispr, der Preisverfall erneuerbarer Energien und die immensen Fortschritte bei Quantencomputern. Was kann da 2019 noch kommen? Ich glaube, nicht viel grundsätzlich Neues. Langweilig wird es deshalb nicht. Mit Ausnahme der Blockchain – hier erwarten wir kommendes Jahr keine prägenden Ereignisse – erreichen diese Technologien nun Schritt für Schritt den Alltag und zeigen, wie sie wirklich das Leben verändern.

Die Geschichte der erneuerbaren Energien und ihr Einfluss auf die Strombranche geben eine Ahnung davon, was diese Phase bedeutet. 2019 steht ein weiterer wichtiger Schritt hin zu einem nachhaltigen Energiesystem an: Neu anlaufende Kernkraftwerke zeigen, wie teuer die Technologie wirklich ist. Selbst China, das vielen immer noch als Beispiel für die nukleare Renaissance gilt, wird sich von der Atomenergie verabschieden (Seite 40).

Ebenfalls 2019 wird es bei der künstlichen Intelligenz ernst. Im Alltag ist sie bisher mit eher harmlosen Anwendungen präsent, etwa in Sprachassistenten oder beim Ranking von Facebook-Posts. Nun aber können Patienten bei ihr medizinischen Rat einholen. Die erste Krankenkasse hat ihren Segen gegeben (Seite 46).

Quantencomputer werden beweisen, dass sie klassischen Rechnern überlegen sind – so jedenfalls der Plan von Nasa und Google (Seite 51). Sollte es gelingen, erhält die Hoffnung auf eine mächtige neue Generation von Superrechnern ein robustes Fundament.

Bei der Genschere Crispr war der Fortschritt sogar radikaler als gedacht: Schon Ende November 2018 hatte der chinesische Wissenschaftler He Jiankui bekannt gegeben, genetisch veränderte Babys geschaffen zu haben. Nun widmen wir unseren Fokus dem Fluch und Segen der neuen Gen-Medizin (Seite 66).

Ich begrüße Sie in unserer Januar-Ausgabe.

Ihr

Robert Thielicke

Unterschrift