Aktuell

NANOTECH

Ein Molekül baut Moleküle

Chemiker der Universität Kiel haben eine molekulare Maschine hergestellt, die gezielt zwei Moleküle miteinander reagieren lässt: Die molekulare Konstruktion greift zwei Reaktionspartner, bildet einen Reaktionsraum um sie, verbindet sie aktiv miteinander und setzt das neu gebaute Molekül im Anschluss wieder frei. Dann kann es wieder von vorn losgehen. Kleiner kann eine Maschine nicht sein.

Chemie in der Natur und im Labor unterscheidet sich grundlegend. Im Labor mischen Menschen verschiedene Reagenzien, führen Wärme zu oder entziehen sie und lassen so Moleküle mehr oder weniger zufällig zu neuen Verbindungen zusammenstoßen. In der Natur setzen große Proteine – im Prinzip auch Nanomaschinen – die Moleküle Stück für Stück und sehr gezielt aus kleinen Bausteinen zusammen. Den Kielern ist es nun gelungen, diese komplizierten biologischen Prozesse sehr stark zu vereinfachen und einen zwar einfachen, aber gezielten Syntheseschritt durchzuführen.

Ihre molekulare Maschine aus einem – verglichen mit Proteinen – recht simplen organischen Molekül wird von UV-Licht angetrieben. Es liefert zunächst die Energie für die Reaktion. Nach einer Verschiebung der Wellenlänge auf 365 Nanometer setzt es das gebaute Produkt wieder frei: Die Enden des Syntheseapparates drücken sich wie eine Zange zusammen, und das frisch zusammengesetzte Molekül flutscht heraus.

Diese Art der Synthese ist ein Schritt in die Zukunft der Chemie, denn sie ermöglicht den gezielten Aufbau von Molekülen ohne Nebenprodukte. Mit Sonnenlicht als Energiequelle für unterschiedliche chemische Synthesen hoffen die Forscher sogar, eine neue Möglichkeiten der Sonnenenergie-Speicherung gefunden zu haben. JO SCHILLING

App des Monats

Augmented Reality für Schnittmuster

Wer sich selbst Kleidung nähen will, muss erst mal umständlich mit den Einzelteilen des Schnittmusters herumhantieren. Entweder hat man sie auf A4-Blättern ausgedruckt und möglichst genau zusammengeklebt oder gekaufte Vorlagen auf große Papierbögen übertragen. In jedem Fall ist es ein Gewusel. Damit will die App Pattarina (für iOS und Android) Schluss machen und integriert Augmented Reality in den Prozess. Doch ganz ohne Papier geht es auch bei Pattarina nicht.

Zunächst muss ich von der Website ein 15 x 15 Zentimeter großes Quadrat herunterladen und ausdrucken. Durch diesen „Anker“ orientiert sich die App. Ich stecke den Anker auf dem Stoff fest. Nun wähle ich das kostenlose Schnittmuster „Sommerrock“, gebe meine Konfektionsgröße an und halte die Smartphone-Kamera auf den Anker. Hat diese ihn erfasst, erscheinen auf dem Display die Umrisse der Schnittteile, virtuell projiziert auf den Stoff. Das Handy in meiner Hand wackelt, aber die Projektion bleibt stabil. So kann ich die Linien auf dem Stoff nachzeichnen. Das erfordert etwas Übung, geht aber auf jeden Fall schneller als mit analogen Schnittmustern. Neben dem Sommerrock bietet Pattarina weitere (kostenpflichtige) Schnittmuster, vor allem für Kinderkleidung. JENNIFER LEPIES