MIT Technology Review 11/2019
S. 54
Horizonte
Physik
Dieser Uranwürfel lan­dete 2013 an der University of Maryland. Er war Bestandteil der Atomwaffenforschung im Dritten Reich. Foto: John T. Consoli/ University of Maryland

Das Rätsel der Uranwürfel

Noch immer existiert Uran aus den Atomexperimenten des Dritten Reichs. Als zwei Physikern einer davon in die Hände fällt, entdecken sie bei Nachforschungen, dass die Deutschen einem Kernreaktor – und damit den Voraussetzungen für eine Atombombe – näher waren als bisher gedacht.

Von Timothy Koeth und Miriam Hiebert

Im Sommer 2013 fand ein Würfel aus Uran mit circa fünf Zentimeter Seitenlänge und einem Gewicht von etwa fünf Pfund seinen Weg zu uns an die University of Maryland. Als ob das plötzliche Erscheinen dieses ungewöhnlichen Metallwürfels nicht rätselhaft genug war, kam er mit einer Nachricht, die ­lautete: „Aus dem Reaktor, den Hitler zu bauen versuchte. Ein Geschenk von Ninninger.“

Die Welt trat in das nukleare Zeitalter ein, als die Trinity-Bombe am 16. Juli 1945 in der Nähe von Alamogordo, New Mexico, detonierte. Das Manhattan-Projekt, in dem diese Bombe konstruiert wurde, entstand als Reaktion auf die Befürchtung, dass Wissenschaftler in Nazi-Deutschland an einer eigenen atomaren Waffe arbeiten. Der Würfel sollte offenbar ein Überbleibsel dieses gescheiterten Unterfangens darstellen.