MIT Technology Review 11/2019
S. 90
Karriere
Ausbildung

Was macht ein Explosivstoff-Fahnder?

Sie testen und ­zertifizieren Gepäckscanner und spüren in Terroristen-Foren Pläne für neue Sprengstoffe auf.

Dirk Röseling (li.) beim Test eines Scanners.
Foto: Fraunhofer ICT

Dirk Röseling packt „Satans Mutter“ in den Koffer. So nennen Terroristen den sehr gefährlichen Sprengstoff TATP. Mit 500 Gramm dieses Tri-Aceton-Tri-Peroxids will Röseling Flughafen-Gepäckscanner testen. Im Fall einer Detektion leuchtet das entsprechende Objekt auf dem Bildschirm des Sicherheitspersonals rot auf. Der Test findet aber nicht an ­einem Flughafen statt, sondern im „Testcenter zur Bewertung von Explosivstoff-Detektionssystemen“ am Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT in Pfinztal bei Karlsruhe.

Röseling ist Leiter des Centers und Explosivstoffchemiker mit Spezialwissen rund um alle Methoden zur Detektion dieser gefährlichen Substanzen. Fahnder wie er brauchen jede Menge Wissen in Explosivstoffchemie und -physik. Ein Studium der Chemie oder Physik ist eine gute Basis. Alles Weitere über Explosivstoffe wird am ICT vermittelt.

„Flugsicherheit ist eine unserer Hauptaufgaben“, erklärt der 42-Jährige. Dazu prüft ein Team von 17 Chemikern, Physikern und Ingenieuren Gepäckscanner auf Herz und Nieren. In einer riesigen Testhalle lagern Dutzende Koffer, Taschen und Rucksäcke auf großen Stahlregalen. Sie werden sowohl mit gängigen Explosivstoffen befüllt als auch mit sogenannten Fehlalarm- oder Störstoffen wie Konservendosen, Pflegeprodukten, Sprays, Spirituosen oder Reinigungsmitteln. Das präparierte Handgepäck rollt dann in einer Plastikwanne durch einen zu testenden Scanner. „Die Fehlalarmrate hier im Labor erlaubt einen ersten Eindruck für den späteren Einsatz“, erklärt Röseling. Wie hoch die Rate ist und was sich daraus für den Feldeinsatz ableiten lässt, ist aber vertraulich.

Im Falle einer positiven Beurteilung am Fraunhofer ICT erhält der Scanner von der European Civil Aviation Conference das ECAC-­Zertifikat – ein europaweit verbindliches Protokoll, das vom Fraunhofer ICT mit­entwickelt wurde.

In Kooperation mit der Bundespolizei versuchen Röselings Mitarbeiter zudem in einschlägigen Foren herauszufinden, welche ­neuartigen Explosivstoffe Terroristen gerade zusammenbrauen.

Immer wieder müssen die Fahnder neue chemische Kombinationen analysieren. Die Erkenntnisse werden in die Scanner-Tests eingebaut, indem man die Algorithmen optimiert, die Software ­verbessert oder die Rechenpower erhöht. Joseph Scheppach