MIT Technology Review 11/2019
S. 96
Fundamente
Jubiläum

Triumph der Impfung

Die Pocken waren die erste Infektionskrankheit, gegen die es eine Impfung gab, und die erste, die ausgerottet werden konnte. Seit 40 Jahren gibt es keine Pockenviren mehr in freier Wildbahn.

Die Älteren unter uns tragen noch die Insignien einer großartigen medizinischen, weltumspannenden Kampagne am Oberarm: die Narben der Pockenimpfung. Mit zwei Schnitten in die Haut (fast) jedes Menschen gelang es, die Pocken auszurotten. Die Impfung tat weh, aber wie heißt es doch: Wenn du die Impfung nicht magst, probiere die Krankheit. Erst kommen das Fieber und das elende Gefühl, schwer krank zu sein. Ein paar Tage später zeigen sich rötliche Flecken, die zu mit Lymphe gefüllten Bläschen – randvoll mit Viren – aufblühen. Sie entwickeln sich zu eitrigen, aufbrechenden Pusteln, die im besten Fall vernarben. Etwa jeder Dritte starb an der Infektion mit Variola major, der häufigsten Pockenform.

Im Jahr 1979 meldete die Weltgesundheitsorganisation weltweit, die Pocken seien ausgerottet. Ein Jahr später, auf ihrer 33. Vollversammlung, folgte die feierliche Verkündung: „Die Erde ist frei von endemischen Pocken, für eine künftige Rückkehr gibt es keinerlei Hinweise.“