Gesegnete Maschinen
Können Roboter Priester ersetzen? Oder gar etwas Göttliches repräsentieren? Die Antwort auf diese Fragen ist vielschichtiger, als es auf den ersten Blick scheint.
Du klammerst dich an dein egoistisches Ego“, sagt die Maschine mit einer hellen, kindlichen Stimme. „Weltliche Wünsche sind nichts anderes als ein auf See verlorener Geist.“ Was der Roboter Mindar rezitiert, ist das Herz-Sutra, einer der zentralen Texte des Zen-Buddhismus.
Der Einsatz der Maschine, die von einer audiovisuellen Präsentation begleitet wird, ist jedoch mehr als eine spektakuläre Show: Nach dem Glauben der Priester repräsentiert die Maschine in diesem Moment tatsächlich eine Gottheit. Für manche japanischen Robotiker ist die Interaktion mit einer Maschine zudem eine wirksame Methode, um Menschen mit der Frage zu konfrontieren, ob es wirklich einen Gegensatz gebe zwischen belebter und unbelebter Natur, zwischen dem eigenen Ego und der Welt. Der japanische Roboter-Pionier Masahiro Mori, der den Begriff vom „uncanny valley“ geprägt hat – wenn Roboter uns zu ähnlich werden, empfinden wir sie als unheimlich –, skizzierte die Idee bereits 1974 in einem Buch mit dem Titel „The Buddha in the Robot“.