MIT Technology Review 2/2019
S. 74
Fokus
Windkraft

Leichter schwimmen

Henrik Stiesdal hat die moderne Windkraftbranche geprägt. Nun will der Däne das ganz große Rad drehen: Er will die Stromerzeugung auf See revolutionieren.

Henrik Stiesdal in seinem Arbeitszimmer: Links neben seinem Schreibtisch steht das Modell für ein völlig neues schwimmendes Windrad. Foto: Jens Umbach/ Laif

Wenn Henrik Stiesdal erklären will, wie viel Kraft im Wind steckt, redet er nicht viel. Er drückt dir kurzerhand einen Holzpropeller in die Hand und will, dass du das Ding in den Wind hältst. Du sollst die Windkraft am eigenen Körper spüren.

Auf ähnlich simple Weise will er nun der Offshore-Windbranche zeigen, wie was geht. Die nämlich orientiere sich zu sehr an der Öl- und Gasindustrie. Offshore-Windplattformen sind gigantische Konstruktionen aus Tausenden Tonnen Stahl. Um sie errichten zu können, braucht es tiefe, windgeschützte Buchten. Manche ragen 100 Meter in die Tiefe, andere haben aufwendige Ballastierungssysteme, in denen Wasser hin und her gepumpt wird. Gemein haben alle monströse Kosten.

Doch mit Windenergie lassen sich schlicht nicht jene Milliarden verdienen, die ein Öl- oder Gasfeld abwirft. Unterm Strich sind die Parks auf hoher See viel zu kompliziert, viel zu aufwendig und viel zu teuer.