MIT Technology Review 3/2019
S. 90
Karriere
Ausbildung

Was macht ein Unfall-Analytiker?

Unfall-Analytiker sind die Detektive der Straße: Sie versuchen, den Ablauf von Unfällen zu rekonstruieren.

Christian Koch ist ein europaweit gefragter Experte für Reifenschäden. Foto: DEKRA Automobil GmbH

Christian Koch interessiert sich für deformierte Fahrzeuge, schwarze Reifenspuren, Kratzer im Straßenbelag oder verstreute Glasbröckchen. Aus solchen Spuren rekonstruiert der Kraftfahrzeug-Sachverständige den Hergang eines Unfalls. „Jedes Detail zählt“, sagt der Leiter der Fachabteilung Unfallanalytische Gutachten bei der Dekra in München. „Das Splitterfeld, die Lage der Unfallfahrzeuge, Reifenspuren, Fahrbahnbeschädigungen, der Zustand der Haltegurte, das Ausmaß der Verletzungen der Unfallopfer – alle Spuren einer Kollision sind wichtig.“ Besonders aussagekräftig für die Ermittlung der Unfallursache sind die Spuren vor dem Zusammenstoß – also Schleuderspuren, Bremsspuren und Fahrspuren.

Wird der Sachverständige von der Polizei zu einem Unfallort gerufen, macht er Fotos – oft auch per Drohne aus der Luft –, markiert die Spuren auf der Straße mit Farbkreide und vermisst sie mit einem geeichten Messrad oder einem Laser. Dann muss er mit kriminalistischem Spürsinn herausfinden, an welcher Stelle genau beispielsweise zwei Autos kollidiert sind. „Daraus lässt sich meist alles Weitere rekonstruieren“, sagt Koch, der als „öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger“ arbeitet. Die Berufsbezeichnung ist geschützt und an ein abgeschlossenes Studium in einer technischen Fachrichtung – meist Maschinen- oder Fahrzeugbau – sowie eine Prüfung durch die Industrie- und Handelskammer geknüpft.

Auch wenn das Unfallvehikel für Außenstehende nur noch ein wüstes Blechknäuel ist, entdecken Experten immer Hinweise. Wenn etwa der Sicherheitsgurt an manchen Stellen angeschmolzen ist, weil so große Kräfte auf ihn wirkten, weiß der Sachverständige, dass der Gurt angelegt war. Hinweise liefern auch die elektronischen Steuergeräte im Auto. Bei Nutzfahrzeugen zeichnet der Fahrtenschreiber die Geschwindigkeit jede Viertelsekunde auf. In modernen Pkw können auch die Airbag-Steuergeräte Aufschluss über die Fahrzeugbewegung vor dem Aufprall geben.

Am Computer lässt sich mit der Vielzahl der Fotos der Unfallhergang aus allen möglichen Blickwinkeln exakt darstellen – unterstützt von einer umfangreichen Crash-Datenbank, in der unterschiedliche Unfallvarianten hinterlegt sind. JOSEPH SCHEPPACH

UNTERNEHMEN

Mehr Frauen in Vorständen

In 160 börsennotierten Unternehmen ist die Zahl der Frauen im Vorstand weiter gestiegen. Von 50 vor einem Jahr auf 61 zum 1. Januar 2019 oder von 7,3 auf 8,6 Prozent bei 711 Vorstandsmitgliedern. Zu dem Ergebnis kommt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young in ihrem aktuellen Mixed-Leadership-Barometer bei Unternehmen des DAX, MDAX und SDAX. Allerdings haben nach wie vor 67 Prozent der Unternehmen keine Frau im Vorstand. Nur acht Unternehmen haben mehr als eine Frau im Vorstand und nur vier haben eine Vorstandsvorsitzende: DIC Asset, Hamburger Hafen und Logistik, MediGene und GrenkeLeasing.

Der immer noch geringe Frauenanteil in den deutschen Vorzeigeunternehmen könnte bald ein Wettbewerbsnachteil sein, befürchtet Ulrike Hasbargen von Ernst & Young: „Es mag zunächst etwas anstrengender sein, in gemischten Teams zu arbeiten – aber die Reibung, die hier entsteht, die Diskussionen und das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Sichtweisen führen eben auch oft zu neuen Lösungen und zu mehr Innovationskraft. Immer noch halten zu viele Unternehmen zu lang am Gewohnten fest.“ KARSTEN SCHÄFER

KARRIERE

Die erfolgreichsten Vornamen

Wer Thomas oder Elisabeth heißt, könnte es in der Wirtschaft weit bringen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung des Datenanalyse-Unternehmens Bisnode von 10000 österreichischen Unternehmen. Die Datenexperten geben aber zu, dass nomen nicht omen ist, sondern die erfolgreichen Vornamen in ihren Jahrgängen einfach besonders häufig waren. Karsten Schäfer

Studiengänge

Die Hochschulen der Hochschulföderation SüdWest (HfSW) in Aalen, Esslingen, Heilbronn, Mannheim, Ravensburg-Weingarten, Reutlingen und Stuttgart bieten zum Wintersemester 2019/2020 den neuen Master-Studiengang Autonomes Fahren an. Das berufsbegleitende Studium richtet sich an Ingenieure, Informatiker und Naturwissenschaftler und bereitet sie darauf vor, teil- und vollautomatisierte Fahrzeugsysteme zu entwickeln und zu optimieren.

Link: hfsw.de/master-autonomes-fahren

 

Die Universität Siegen startet zum Wintersemester 2019/2020 den neuen Bachelor-Studiengang Digital Biomedical and Health Sciences. Er soll Kompetenzen vermitteln, die für die Arbeit in einem zukünftigen, stark digitalisierten Gesundheitssystem erforderlich sind. Studenten können zwischen drei Schwerpunkten wählen: Digital Medical Technology, Biomedical Technology und Digital Public Health.

Link: bit.ly/2tiKLHL

 

Die International School of Management (ISM) in Hamburg bietet zum Wintersemester 2019/2020 den neuen englischsprachigen Master-Studiengang International Logistics & Supply Chain Management an. Auf dem Lehrplan stehen Logistikprozesse, Wertschöpfungsketten, Finanzierung, Nachhaltigkeit und Kapazitätsplanung. Betriebswirtschaftliche Methoden und Konzepte des Logistik- und Transportmanagements runden das Studium ab.

Link: master-logistics-scm.ism.de