Was macht ein Astronautentrainer?
Damit Astronauten gut vorbereitet ins All fliegen, machen Astronautentrainer sie fit für ihre Mission.
Im Forschungslabor Columbus herrscht Hochspannung. Denn den angehenden Astronauten werden mehrere Fehlfunktionen des Bordcomputers simuliert. Das ISS-Modul ist eine Nachbildung und steht im Europäischen Zentrum für Astronautenausbildung (EAC) der Esa in Köln.
Das 30-köpfige Space-Training-Team um Cheftrainer Rüdiger Seine macht die Raumfahrer fit für ihre Mission. „Wenn ein Astronaut irgendetwas nicht richtig macht, dann liegt das immer an uns Trainern“, sagt Seine. „Wenn er etwas nicht versteht, haben wir es halt nicht gut genug erklärt.“
Kommunikationsfähigkeit ist also Grundvoraussetzung für Astronautentrainer. Die meisten sind Wissenschaftler und kommen aus den Bereichen Weltraumtechnik, Ingenieurwissenschaft, Psychologie, Medizin oder Biologie. Rüdiger Seine promovierte über die Vegetation im afrikanischen Simbabwe und sammelte dann beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) Erfahrungen als Wissenschaftsmanager, bevor er Astronautentrainer wurde.
Seine leitet auch die sechsmonatige Trainer-Ausbildung beim EAC. Sie umfasst Didaktik, Methodik der Trainingsvorbereitung, Einarbeitung in technische Details des Forschungslabors und Kurse über den Ablauf der Arbeit auf der Raumstation. „Was man in diesem Job unbedingt braucht, ist eine unersättliche Neugier“, sagt der 53-Jährige. Denn ständig müsse man sich in neue wissenschaftliche Themen und organisatorische Abläufe an Bord einarbeiten.
Weil jeder ISS-Astronaut verschiedene Aufgaben wahrnimmt, muss sich der Instruktor spezialisieren; etwa auf die Raumfahrzeugsysteme wie Kühlung und Stromversorgung oder auf die wissenschaftlichen Experimente an Bord. Dieses Wissen eignen sich die Trainer teils in internen Kursen an, müssen aber auch viele technische Dokumentationen kennen. „Ein hohes Maß an selbstständiger Arbeit ist notwendig“, sagt Seine. Zudem sollten Astronautentrainer über eine große kulturelle Sensibilität verfügen. Denn die Schüler kommen aus ganz unterschiedlichen Kulturen des Lernens und Verstehens. In Köln werden sowohl die Kandidaten der internationalen ISS-Partner als auch die europäischen Astronauten für Weltraummissionen vorbereitet. Der Trainer bringt künftigen Astronauten auch bei, wie sie mit dem Stress an Bord fertig werden und Konfliktsituationen meistern.
Rund 30 Astronauten pro Jahr bildet das Kölner Team aus. Der kommende Aufschwung der privaten Raumfahrt dürfte dafür sorgen, dass Astronautentrainer auch bei Unternehmen gefragt sind, die „Weltraum-Touristen“ Suborbital- und Advanced-Space-Trainingsprogramme anbieten. Joseph Scheppach