MIT Technology Review 7/2019
S. 52
Horizonte
Biotech

Besuch in der Körperfabrik

Eine US-Firma baut täuschend echte Dummys für die medizinische Ausbildung – und trifft damit auf eine Marktlücke.

Ganzkörpermodelle gibt es ab 70000 Dollar. Weil sie haltbarer sind, kann das langfristig günstiger sein als menschliche Leichen. Fotos: SynDaver Labs

Herz, Leber, Gehirn. Sehnen, Muskeln, Nervenstränge. Haut und Fett, Schädel und Schlüsselbein, Arterien und Venen, Zungen. Wer das unauffällige Gebäude am Rand von Tampa in Florida betritt, in der Nähe einer breiten Ausfallstraße zwischen Lagerhäusern und Datenzentren, muss sich wappnen. Er landet in einer irren Mischung aus kreativer Requisiten-Werkstatt, surrealer Klonmanufaktur und Frankensteins Labor. Auf Regalen reihen sich Gussformen und Abdrucke von Körperteilen. Dutzende von 3D-Druckern surren geschäftig. Eine Halle weiter werkeln Mitarbeiter, die meisten jung, mit Tattoos, Piercings und Headphones, an Knochen, Muskeln, Blutgefäßen und Organen – mit Pinseln, Schabern, Pinzetten und Lötlampen. Auf den Tischen stehen Kochtöpfe, rote, braune und gelbe Flüssigkeiten schwappen über die Ränder. Daneben liegt, auf Küchenpapier, ein Gehirn, milchig weiß und feucht, mit dunkelrot schimmernden Adern.