MIT Technology Review 8/2019
S. 80
Fokus
Plastik

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Chemisches Plastikrecyceln kommt dann zum Zuge, wenn Sortieren nicht mehr möglich ist. Zwei Beispiele für mobile Anlagen zeigen, was geht.

Der Goldstandard ist, altes Plastik zu sortieren und auf direktem Weg wieder zu neuem zu verarbeiten. Chemisches Recycling dagegen gilt als das Schmuddelkind der Kunststoffrecycling-Branche. Denn es frisst sehr viel Energie, das Material chemisch in seine molekularen Einzelteile zu zerlegen. Letztlich nämlich laufen die meisten Prozesse auf Vergasung oder Pyrolyse hinaus. Dabei werden die Plastikabfälle in sauerstofffreier Umgebung über 250 Grad Celsius erhitzt und sozusagen aufgeschmolzen: je heißer der Prozess, desto kleiner die Bausteine. Aus ihnen kann dann wieder jungfräuliches Plastik entstehen.

Aber was sonst tun mit den Massen von Kunststoffen, die nicht mehr getrennt werden können, im Meer schwimmen oder in Elektronik verbacken sind? Die Position des Umweltbundesamtes (UBA) ist klar: Sammeln und sortieren geht vor, das chemische Recyceln steht mit Verbrennen auf einer Stufe. Es sei – jetzt wird es juristisch – schließlich keine werkstoffliche Verwertung im Sinne des Verpackungsgesetzes. Und so wurden 2017 nach Angaben des UBA 3,24 Millionen Tonnen Kunststoffe verbrannt, das sind knapp 53 Prozent aller Plastikabfälle in Deutschland. Knapp 47 Prozent gingen in die Wiederverwertung. Auf diese Zahl ist das UBA stolz. In ihr enthalten ist jedoch auch die rohstoffliche Verwertung, also das chemische Recycling. Wenn es der Statistik dient, scheint es also durchaus hoffähig.