MIT Technology Review 8/2019
S. 12
Aktuell

MATERIAL

Künstlicher Bausand

Das Münchner Unternehmen MultiCon hat ein Verfahren entwickelt, Bausand künstlich herzustellen. Denn der wird allmählich knapp. Durch den globalen Bauboom hat sich die Nachfrage nach Bausand in den vergangenen 20 Jahren verdreifacht. Doch nicht jeder Sand ist für die Baubranche geeignet. Wüstensand, den es im Überfluss gibt, schied bisher aus, weil er zu fein ist.

Der globale Bauboom verlangt nach immer mehr Sand. Nun will ein deutsches Unternehmen die Wüste als Quelle anzapfen. Foto: Shutterstock/Pavel Svoboda Photgraphy

Das will MultiCon mit seinem neuen Verfahren ändern. Dabei wird der feine Wüstensand zuerst noch feiner gemahlen, bis nur noch Sandmehl übrig ist. Dieses wird dann unter Zugabe einer Suspension zu harten und stabilen, bis zu 15 Millimeter großen Pellets granuliert. Sie sind nicht wassersaugend und sollen problemlos als Zuschlagstoffe für hochwertige Betone eingesetzt werden können.

Erste Anlagen zur Herstellung von Beton aus Wüstensand hat MultiCon nach Dubai und Ägypten verkauft. KARSTEN SCHÄFER

Interview

„Solarenergie rollt den Markt komplett auf“

TR: Zusammen mit weltweit führenden Solar-Experten prophezeien Sie in einem „Science“-Artikel, dass Photovoltaik die globale Energieversorgung verändern wird. Inwiefern?

Bett: Wir sehen weltweit, dass die Photovoltaik dadurch, dass sie an vielen Stellen heute schon die billigste Form der Energiebereitstellung ist, den Markt komplett aufrollen wird. Wir sind jetzt an einem Punkt, an dem der billige PV-Strom der Trigger für die nächsten Technologien sein wird.

Andreas Bett leitet das Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme in Freiburg. In einem „Science“-Artikel beschreibt er mit führenden Experten die künftige Entwicklung der Photovoltaik. Foto: Fraunhofer ISE

Zum Beispiel?

Mobilität, Wärme und Industrie werden stärker elektrifiziert – etwa durch Elektroautos und Wärmepumpen. Damit das bezahlbar bleibt, sind die Photovoltaik und weitere Kostenreduktionen wichtig.

In Ihrem Paper ist viel von Power to Gas und Power to X die Rede, aber dabei sind die Verluste nach wie vor enorm. Macht das denn Sinn?

Ich denke, schon. Wenn wir komplett CO2-frei werden wollen, brauchen wir solche Technologien. Ich bin der festen Überzeugung, die ganze Prozesskette wird noch effizienter. Aber wenn der Strom sehr, sehr billig zur Verfügung gestellt wird, dann können wir uns einen gewissen Effizienzverlust erlauben, und synthetische Kraftstoffe sind trotzdem noch kostenmäßig darstellbar.

Eines der möglichen Gase für die Stromspeicherung ist Wasserstoff. Brauchen wir dafür nicht eine neue Infrastruktur?

Für Wasserstoff ist ja heute schon eine Infrastruktur vorhanden: Man kann ihn in das bestehende Erdgasnetz einspeisen. Aber wir müssen erst mal grünen Wasserstoff herstellen und die Kosten dafür durch größere Produktionseinheiten weiter herunterbringen. Dafür brauchen wir kostengünstigere Elektrolyseure und billigeren Strom. Hier kommt die Photovoltaik ins Spiel. Nach Steuern rechnet sich das Ganze im Moment allerdings noch nicht. Deshalb muss man Anreize schaffen, damit sich die Technologie entwickeln kann.

INTERVIEW: Karsten SCHÄFER